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Sonntag, 7. Juni 2015

UNMENSCHLICH: 1000 Peitschenhiebe - das Urteil gegen Raif Badawi ist bekräftigt worden

                                                                 Foto APA, dpa
Das international heftig umstrittene Urteil gegen den liberalen Blogger Raif Badawi aus Saudi-Arabien bleibt bestehen. Das höchste Gericht des Landes bestätigte heute, Sonntag ein Urteil vom vergangenen Jahr, nach dem Badawi

  • für zehn Jahre ins Gefängnis muss, 
  • zusätzlich mit 1.000 Peitschenhieben bestraft wird 
  • und knapp 240.000 Euro zahlen muss, hieß es. 

Berufung könne nicht mehr eingelegt werden, hieß es.

Badawi war 2012 wegen seiner liberalen Ansichten verhaftet worden. Er hatte auch Kritik an der saudischen Religionspolizei geübt. Verurteilt wurde der heute 31-Jährige dafür, den Islam beleidigt zu haben. Im Jänner bekam er öffentlich die ersten 50 Peitschenhiebe. Der weitere Vollzug wurde aus gesundheitlichen Gründen dann zunächst ausgesetzt.
Menschenrechtsorganisationen und Länder wie Österreich hatten die harte Strafe kritisiert. Auch die USA hatten sich besorgt gezeigt und das verbündete Königreich gebeten, das Urteil zu überprüfen. Saudi-Arabien folgt in seiner Rechtsprechung einer strikten Interpretation der islamischen Scharia.

„Meinungsfreiheit ist die Luft, die jeder Denker zum Atmen braucht“, schrieb Raif Badawi im August 2010 unter dem Titel „Denke, was immer du willst“ auf der Internetplattform „al-Hewar al-Mutamaddin“. Der saudiarabische Blogger kritisierte darin, dass in arabischen Gesellschaften „jedes freie Denken einen Abfall oder Austritt vom Glauben und von der Sitte bedeutet“. Am Ende seiner Auseinandersetzung mit der „Last der Theokratie“ machte Badawi seiner Sorge Luft, „dass die klugen Köpfe der arabischen Welt eines Tages alle auswandern werden, auf der Suche nach frischer Luft, irgendwohin, weitab von den Schwertern des religiösen Autoritarismus“. In seinen Blog-Beiträgen hat er sich für Meinungs- und Religionsfreiheit eingesetzt, hat „islamistisch frömmelnde Aktivisten“ seiner Heimat ebenso angeprangert wie die „pseudo-islamistische, chauvinistische Arroganz“ jener New Yorker Muslime, die 2010 just neben Ground Zero ein islamisches Zentrum forderten.

                                                           Badawis Ehefau Ensaf  Foto dpa

Alev Korun, die Menschenrechtssprechrin der österreichischen Grünen sagt in einer ersten Reaktion: "Das bringt die Frage des vom saudischen Regime finanzierten Abdullah-Zentrums in Wien wieder weit nach vorne auf der Agenda"
"Will die österreichische Regierung wirklich das Feigenblatt für eine Einrichtung sein, die von Folterern, Unterdrückern und Auspeitschern bezahlt wird?"
Außenminister Kurz hat sich hinter den Kulissen anerkennenswert aktiv für Badawi eingesetzt. Aber seine Strategie des öffentlichen Schweigens ist mit der Bestätigung des Urteils gegen Badawi gescheitert. Minister Kurz und die Regierung müssen sich endgültig entscheiden, auf wessen Seite sie stehen: auf der der Folterer oder der der Menschenrechte", fragt Korun.

https://www.gruene.at/ots/korun-zu-bestaetigtem-badawi-urteil-politik-des-oeffentlichen-schweigens-ist-vorbei



INFO: 

http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/4748964/100-Peitschenhiebe_Urteil-gegen-Blogger-Badawi-bestaetigt


http://diepresse.com/home/kultur/medien/4728041/Ein-Buch-gegen-1000-Hiebe?direct=4748964&_vl_backlink=/home/politik/aussenpolitik/4748964/index.do&selChannel=&from=articlemore