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Sonntag, 21. Juni 2015

SDS Salvatorianer 12 - Dr.Franz Reiter, ein Priester der seine Wohnung für Flüchtlinge frei macht

Dr.Franz Reiter,Krankenhausseelsorger der SalvatorianerINNEN
im Krankenhaus St.Josef

uijegerl, das ist jetzt eine Geschichte über mehrere Ecken
DENN: Salvatorianerpater ist Dr.Franz Reiter ja nicht
             aber ich kenne ihn über die SalvatorianerINNEN
DENN: Ordesmann ist Dr.Reiter auch nicht
              sondern Diözesanpriester - ihr wißt schon, das sind die "stände-kirchlichen" Rubriken
              (jeder kommt in eine anderes Kasterl...)
DENN: Armutsgelübde hat Dr.Franz Reiter auch keines abgelegt (weil ja nicht im Orden)
             und trotzdem passt er für mich genau in mein Kapitel: ARMUT
             man kann etwas "besitzen" - und sich doch arm zugunsten anderer machen
Na gut,wissma eh - und trotzdem ist es etwas Besonderes
Vor einem Jahr habe ich schon über ihn geschrieben


"Ein Priester 
öffnet seine Wohnung für Flüchtlinge"
Schon Anfang 2014 nämlich hat Dr.Reiter die von seinen verstorbenen Eltern ererbte Wohnung -
 in bester Wiener Lage
(da könnte man ganz schön was dran verdienen) -
hat er diese Wohnung still und heimlich Flüchtlingen,
syrischen Flüchtlingen zur Verfügung gestellt.
Dr.Reiter schrieb mir damals:


"..das Wort Jesu: Gib Deinen Besitz den Armen“ hat mich immer innerlich unruhig gemacht. Die Umsetzung war dann eigentlich schnell: Durch die Bekanntschaft mit Maria Loley(„Bewegung Mitmensch“) ergab sich zu Jahresbeginn 2014 die dringende Notwendigkeit, das Familienhaus für meine“ Syrer, einer Familie mit zwei Jugendlichen zur Verfügung zu stellen. Schon vor vielen Jahren hatte ich als Gemeindepfarrer erlebt, was für eine Belebung es für eine ganze Gemeinde bringt, Flüchtlinge aufzunehmen. 
Ende der siebziger Jahre waren das damals Vietnamesen.
Die Zusammenarbeit mit dem sehr kompetenten Leiter des genannten Hilfswerkes und der Pfarrcaritas läuft harmonisch. Ich erlebe die Dankbarkeit der Flüchtlingsfamilie über das neugeschenkte Leben in Frieden und Sicherheit als großes Glück, zu dem ich auch andere, die eine ähnliche Möglichkeit haben, Flüchtlinge aufzunehmen ermutigen darf: Die Hilfe von „oben“kann ich spürbar erleben,, wie sich vorausgehende Sorgen und Ängste aufgelöst haben. 
 Freilich, der schwierige Umgang in der neuen, völlig anderen Heimat, die Sprachbarriere, die Mühen in einer neuen Gesellschaft Wurzeln zu schlagen ist neben der steten Sorge um die in Syrien mitten in der Kriegszone mit  vielen Entbehrungen und der steten Ungewissheit über das weitere Schicksal der Angehörigen eine große Last. Daran mitzutragen werden Mitmenschen gesucht."
Als "nur normaler" Priester kann Dr.Reiter also BESITZ haben - die Wohnung seiner Eltern muss er nicht dem Kloster oder einer Gemeinschaft übergeben - aber dieser BESITZ macht ihn nicht zum BESITZENDEN sondern zum GEBENDEN
Nein,auch der "reiche Jüngling" muss nicht traurig von Jesus weggehen. Diese Evangeliumsstelle fand ich immer bedrückend und hoffnungslos für all die, die "nur" privat großzügig sind und geben und teilen. So oft werden sie gegen die ausgespielt, die "radikal in klösterlicher Armut" leben.
In diesen Tagen feiert Dr.Reiter übrigens sein 50jähriges Priesterjubiläum - es wird auch eine große Festmesse in "seiner"Kapelle der Salvatorianerinnen geben. 
Ich bat Dr.Reiter um "einen kleinen Blick zurück" -

Zu Kindheit
Geboren am 8.10.1941, also mitten im Krieg als zweiter Sohn des Prof. Ludwig Reiter und Maria, geb. Kramasch, nach meinem Bruder Ludwig, der 1938 geboren wurde und der nun im Ruhestand nach seinem Berufsleben als Tiefenpsychologe in Deutschland lebt. Trotz der Kriegs- und Nachkriegszeit konnte ich am Stadtrand von Wien (Grinzing) eine schöne Kindheit mit viel Natur verbringen. Der nahe Wienerwald hat uns Kindern gehört. 


Das Paradies war wohl, dass unsere Mutter ganz für uns beide Brüder da sein konnte. Vater war als Lehrer und Schriftsteller tätig. Für seine Arbeiten zur Österreichischen Geschichte (Staatsgeschichte Österreichs 1947, Staats und Kulturgeschichte Österreichs wurde ihm von Bundespräsident Dr. Renner die Professur verliehen. Er unterrichtete am Wiener TGM.
Eine besondere Prägung erhielt ich durch meinen Religionslehrer Dr. Johannes Kostka, der am BRG 19 mein Religionslehrer war und durch sein gütiges Wesen
und tiefes Gottvertrauen uns eine gediegene Glaubensbildung vermittelte. Die Entscheidung für das Priestertum fiel etwa mit 16 Jahren. 

Hintergrund war einerseits die Frage nach dem Sinn des Lebens  angesichts von Leid und Tod, andererseits das Ringen um den festen Halt im christlichen Glauben und die Kraft, in der Kirche beheimatet zu sein. Konkret war das damals in der katholischen Jugend. 

Das Studium während des 2.Vatikanischen Konzils und der damalige Aufbruch gerade zur Zeit meiner Priesterweihe hat mir in den ersten Priesterjahren einen besonders freudigen Schwung geschenkt, ganz für die Menschen in der Pfarre da zu sein. Das Leben mitten unter den Menschen mit ihren Freuden und Leiden, getragen von einer  herzlichen Atmosphäre , bei zahllosen Kontakten, Erfüllt sein durch Seelsorge, wie sie mir mein damaliger Pfarrer Msgr Seemann lehrte. 
Eine besondere Bedeutung damals und in meinen jüngeren Pfarrerjahren hatte  die Arbeit mit den Kindern in der Jungschar und Volks- Haupt-, Sonderschule und AHS.
Eine besondere Bemühung galt in meiner Kaltenleutgebener Zeit der Arbeiterschaft des dortigen Zementwerkes und dem bewusstmachen, dass die Kirche für alle da ist. Das hat mich auch in meiner späteren Pfarre Gloggnitz, die zum Großteil aus Menschen der Arbeiterschaft bestand, bewegt.

Der Einzug einer neuen- kälteren- Zeit der Kirche in ihrem gesellschaftlichen Umfeld, der Verlust von Bedeutung und das immer stärkere Erfahren der Grenzen hat mich wie meinen Mitbrüdern bewegt. Verschiedene pastorale Neuorientierungen und kirchliche Bewegungen, Cursillo,  Familierunden,  Marriage Encounter- eine Familienbewegung habe ich als Hilfe erfahren, besonders aber einige charismatische Kurse bei einem Kamillianerpater,Dr. Anton Gots, der mir die Liebe zur Krankenseelsorge vermittelte.
Seit einigen Jahren ist es die Focolarebewegung mit ihrer Betonung der gelebten Liebe, in der ich geistige Heimat finde.


Ich bin dankbar, im Frühsommer 2002 als Seelsorger bei den Schwestern Salvatorianerinnen im St. Josefspital aufgenommen worden zu sein und erhielt diese Möglichkeit auch durch das Entgegenkommen von Kardinal Dr. Schönborn. 
So bin ich nunmehr seit 13 jahren hier in einem sehr sympathischen und lebendigen Team tätig."










Seit nun fast 13 Jahren ist Dr.Reiter der Priester bei den Gottesdiensten, 
zu denen ich fast täglich um 5.45 gehe.(seit meiner ORF Pensionierung) 
Dr.Reiter, ein soo liebenswerter Mensch. Als ich eine schwere Sportverletzung und schwere Schmerzen hatte, hat er mich immer wieder getröstet, in der Kirche für mich gebetet - 
zusammen mit den Schwestern war er für mich "Familie". Er gehört zu meinen "geistlichen Freunden"  - obwohl wir privat eigentlich gar keinen Kontakt haben.

Ansteckend für mich ist auch sein Engagement 

für verfolgte Christen und anders Gläubige in aller Welt. 
Dann brennt während des Gottesdienstes eine Kerze für einen Menschen, der Gebet und Hilfe, wenigstens durch unsere Petitionen, braucht - die entsprechenden Unterschriftenlisten 
liegen vor dem Eingang zur Kapelle.
Immer hat er "die Sorgen der Welt dabei", 
die Hilfe für die Armen,
die große Option von Papst Franziskus
das prägt auch Dr.Reiter 

Auch Dr.Reiter also einer "von denen"
von denen - wie die Salvatorianer - 
die JESUS ALS DEN HEILAND verkündigen
für all die "Mühseligen und Beladenen"
und von Schmerz und Unbegreifen Heimgesuchten ...
wie jetzt die Menschen in Graz.


Grazer Innenstadt
 nach der unbegreiflichen Amokfahrt eines 26jährigen Familienvaters
Foto APA/EPA Elmar Gubisch

PS 7.Juli,
hier noch Fotos von den schönen Feierlichkeiten zum 50.Priesterjubiläum für Dr.Reiter
Bilder aus Hacking/ St.Josef und  "seiner Heimat" Grinzing