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Freitag, 12. Juni 2015

SDS Salvatorianer 7 - einer,der uns was "vorhupfen"kann


Pater Albert Gabriel SDS

es war vor fast genau einem Jahr. In meinem blog begann ich eine Kolumne, in der ich über "meine geistlichen Freunde" schrieb. Das war querfeldein gemeint - nicht nur Geistliche, auch viele andere mich inspirierende Freunde, die ich etwa über facebook kennengelernt habe. 
Eine Architektin war dabei, eine Fotografin, eine österreichische Freundin, die Muslima wurde, Wegbegleiter aus den 70er Jahren, die politisch viel bewegt und erlebt hatten …. Also quer durch den Gemüsegarten … auch Salvatorianerinnen waren dabei, sicher besonders mutig, weil es ja nicht leicht ist, sich so irgendwie zu „outen“

Zufällig, immer wieder ZU-FÄLLIG 
kommen mir die neusten SDS Mitteilungen unter - am Titelblatt, so schrieb ich damals
"HUPFT mir ein Foto entgegen, das so dynamisch ist, dass ich drinnen im Heft einfach weiter LESEN muss."
P.Albert Gabriel, schon im Pensionsalter - dennoch äußerst beliebter Pfarrer der 

Donaucitykirche in Wien -  entschließt sich spontan, in Graz die Salvatorpfarre zu übernehmen, 
der Pfarrer dort ist aus gesundheitlichen Gründen ausgefallen
Mir ist P.Albert nie begegnet. Aber die Journalistin in mir erinnert sich plötzlich: 


Das ist doch DER, der gemeinsam mit seinen Schülern des Ammerling-Gymnasiums die bekannteste Obdachloseneinrichtung Wiens, nämlich die Gruft gegründet hat. 1986 war das!


Der Salvatorianerpater, damals auch Pfarrer der Kirche Mariahilf in Wien, war aber nicht nur Mitbegründer der Gruft, sondern auch Initiator der Sozialeinrichtung „Ganslwirt". Beide Institutionen zählen heute als Mustereinrichtungen im Sozialbereich.


 „Wien braucht Menschen die Hinschauen und nicht Wegschauen", sagte Stadträtin Wehsely im April 2013, als P.Albert im Rathaus mit der Julius-Tandler-Medaille in Bronze geehrt wurde - als Anerkennung für seine sozialen Leistungen.
 
Und dieser Pater Albert, Salvatorianer
der 2012 sein goldenes Priesterjubiläum feierte, ( Stationen: Präfekt in Graz, 
Kaplan in Wien Favoriten, Militärseelsorger auf den Golanhöhen ,Pfarrer in Wien-Mariahilf, 

zuletzt in der Donaucitykirche in Kaisermühlen ,mit einer bunt durchmischten Gemeinde) 

der fängt JETZT - mit
77 Jahren (siebenundsiebzig!!!!) als Pfarrer in Graz NEU an. 
 
Wie gesagt, ich kenne ihn persönlich überhaupt nicht - keine Rede von "geistlicher Freund" - 
es war NUR das Foto in den Ordensnachrichten, das mich so neugierig gemacht hat ...so neugierig,dass ich einfach wissen wollte:
WAS TREIBT SO EINEN MENSCHEN IMMER WIEDER ZUM AUFBRUCH


Also, ohne P.Albert zu kennen - und ohne dass er mich kennt - mailte ich einfach drauflos:
"Sehr geehrter P.Albert ...SIE sind mir im letzten SDS Heft "entgegengehupft": nicht nur das dynamische Foto: auch die Tatsache, dass jemand von heut auf morgen sich wieder woanders hin aufmacht ..neu anfängt, so Vieles zurücklässt: das beeindruckt mich sehr - dazu kommt ihr Engagement in der Pfarrerinitiative...wäre es für sie denkbar, MIR etwas zu schreiben?  Thema "aufbrechen" privat und in der Kirche"
Reaktion?
Das 1. mail kam zurück, Empfänger unbekannt
ich gebe aber nicht auf, schreibe jetzt einfach an die mail Adresse der Pfarre - 
und bekomme - zu meiner totalen Verblüffung - schon Tags darauf ein "mail mit Anhang" von der Pfarrsekretärin


   
"Anbei der handgeschriebene Beitrag von P. Albert. Da er keinen PC hat und sich damit auch nicht auskennt bittet er Sie den Beitrag selbst ins Internet zu stellen."
(Foto: Salvatorpfarre Graz)

Graz 1.Juli 2014

Liebe Frau Oberhofer!

Na ja, wenn sie meinen,dann schreib ich halt was!

Wir können „schmalspurig“ und auf den „sicheren“ Gleisen des Faßbaren, des Vernünftigen, des Beweisbaren leben oder uns auf die Weite des Wahren, des Guten und des Schönen einlassen. Beim Ersteren dürfen wir uns nicht wundern, wenn unser Leben eng ( -Angst) wird, sich ein Grundton von Unzufriedenheit und Raunzerei einstellt.
Die zweite Möglichkeit erfordert Mut, Neugierde („was hinter den Bergen haust“) und Abenteuerlust, macht aber das Leben spannend und lustvoll.
Der Bauplan der Welt und von uns Menschen ist kein statischer Entwurf, sondern ein dynamisch sich-Bewegendes. Wir sind im Bauplan („in der Wahrheit“), wenn wir immer wieder Mut zum Aufbrechen haben.
Das war bei Abraham so, als er im hohen Alter Abschied nahm von der spektakulären Religion
der babylonischen Türme und in die Unsicherheit der Steppe zog, um seinen Gott ohne Tamtam nahe zu sein. Er wurde so Stammvater von 3 Weltreligionen.

Das erlebte ich, als ich mit 40 Jahren den Ruf zu den UNO Soldaten auf den Golanhöhen als Militärpfarrer folgte. Fast in der Steppe – erlebte ich ein hohes Maß an Freundschaft, Freude und Religiosität der Männer. Das einfache Leben dort, die viele Zeit der Stile beim Wachdienst in der Nacht, die herzliche Kameradschaft waren beste Voraussetzungen für viel Feiern, Lachen und Religion.

Eine meiner besten Entscheidungen war, als ich mit 77 Jahren nochmals einen Aufbruch wagte, als ich von der geliebten Donaucity-Kirche weg dem Ruf der Salvatorpfarre in Graz folgte.
Mein kleiner KIA konnte alles fassen, was ich beim Umzug brauchte.
Ein einfacher Lebensstil ohne viel Besitz schafft enorme Freiheit und Sorglolsigkeit.





Und ich vertraue, dass diese Armut und diese Freiheit mir auch helfen wird, wenn der große Ruf kommt, aus der Enge dieser Welt in die Unendlichkeit Gottes einzutauchen. Der Tod ist der größte Aufbruch, der gewaltigste, aber auch schmerzhafteste Aufbruch.
Im Loslassen und Aufbrechen kann ich mich einüben auf die Welt des Unfassbaren.
Ein Schimmer des Unfaßbaren wird mir schon jetzt zuteil

mit herzlichen Grüßen  P.Albert


Von der ARMUT schreibt P.Albert - ein Hauptthema von P.Jordan
Der Lackmustest nicht nur für Ordenschristen ..
ich merke doch an mir selbst, wie ich das Thema immer wieder irgendwie meide ....
Wie schaut es aus mit unserer ARMUT?
als P.Albert 77 jährig in Wien alles zusammenpackt, um in Graz NEU anzufangen,
(nicht um dort die Pension zu genießen)
da passt alles was er hat, in ein kleines Auto .....
ich schau mich hier so bei mir um ....wieviele Autos bräuchte ich????