31.10.2015
Es soll am Tag vor Allerheiligen
gewesen sein, im Jahr 1517, als der katholische Mönch und Theologe Martin
Luther seine 95 Reform-Thesen zur Reform der Kirche an die Tür zur Schloßkirche
in Wittenberg nagelte. Luther hatte seine Überlegungen zuvor in Briefform
mehreren geistlichen Würdenträgern und Bischöfen zugesandt. Erst als diese
nicht reagierten, kam es zum öffentlichen Thesenanschlag – wobei es historisch
um die genauen Umstände ein paar Fragezeichen gibt.Wie die Geschichte aber letztlich ausgegangen
ist, wissen wir - noch heute ist die Kirchenspaltung in den offiziellen Gremien
nicht überwunden, wenn auch schon längst unter vielen Christen. Für unsere evangelischen Freunde ist der Reformationstag jedenfalls ihr größter kirchlicher Feiertag. Bitten auch wir heute mit
Gedanken Luthers und schließen wir die politischen Probleme dieser Tage
mit ein
Beten heißt: Gott den Sack vor die Füße werfen. sagt Luther
So bitten wir in diesen Tagen inständig und verzweifelt um Frieden – wir
bitten um Heimat und Sicherheit für Millionen von Menschen in den Kriegs-und Krisengebieten der Welt - Herr, lass uns alles, wirklich alles, auch unsere aller kleinsten Probleme, in
deine Hand legen
Anfechtungen sind Umarmungen Gottes. Anfechtung ist die notwendige
Kehrseite des Glaubens. Wer nicht angefochten wird, kann auch nicht glauben,
sagt Luther
So bitten wir für uns selbst,lass uns keine Angst vor Krisen
haben. Lass uns auch immer wieder die Durststrecken in unserem persönlichen
Leben und so manche Unsicherheiten aushalten. Für unsere europäischen Regierungen bitten wir, dass gerade die,die sich als christlich empfinden, wieder zu einem solidarisches Handeln finden
Die Schwächen der Heiligen trösten uns mehr als ihre Tugenden, sagt Luther
Lass, dass wir uns für unsere eigenen Schwächen nicht genieren, wer weiß,
ob mancher Fehler, den wir machen, nicht für Andere hilfreich sein kann. Für die politisch Verantwortlichen bitten wir,
dass sie in ihrem Reden und Tun verantwortungsbewußt bleiben und nicht zu einem Klima der Ausgrenzung und des Hasses beitragen
Das Kreuz setzt dir zu, nicht damit du darunter verkommst, sondern dass du
lernst,
Gott zu vertrauen, sagt Luther
Bitten wir, dass die Menschen, die heute so
vieles durchmachen, Kraft und Zuversicht in ihrem
Glauben finden – und Hilfe bei uns Christen
Lass, dass wir uns selbst nicht krampfhaft Schweres aufladen, aber das wir
tun und aushalten, was immer wieder auf uns zukommt. Bitten wir vor allem, für
alle kranken Menschen.
Die Kirche braucht eine Reformation. Diese Reformation ist aber nicht die
Angelegenheit nur des Papstes und der Kardinäle. Es ist eine Angelegenheit der
ganzen Christenheit, oder noch besser, Gottes allein. Nur er weiß die Stunde
der Reformation, sagt Luther
Hilf unserer Kirche, hilf Papst Franziskus auf dem Weg zu Reformen und
immer wieder zur Erneuerung festgefahrener Positionen und Gesetze. Hilf auch
uns selbst, dass wir nicht in alten Mustern erstarren, sondern immer wieder die
neuen Herausforderungen der Zeit an uns erkennen.
Christen sind ein seliges Volk. Die können sich freuen im Herzen, können
tanzen und springen und jubeln, sagt Luther
Lass, dass uns diese Freude und die Fröhlichkeit nicht verloren gehen, und
dass wir nicht nur Anderen, sondern auch uns selbst jeden Tag etwas Gutes tun
Und nicht zuletzt, guter Gott, lass uns auch das beherzigen, was Luther sagte „Ach, denkt nicht, wie groß ihr werdet. Das wird sich finden, wenn ihr klein geworden seid.“ Lass das Klein-sein in uns zunehmen, damit du selbst groß in uns wirst. Fülle uns aus mit deiner Liebe. Darum bitten wir durch Jesus unseren Herrn und Bruder. Amen