Unter den neuen Kardinälen, die Papst Johannes Paul II. im Februar 2001
„kreiert“, ist auch der Argentinier
Jorge Mario Bergoglio, heute Papst Franziskus.
Jorge Mario Bergoglio, heute Papst Franziskus.
Papst Johannes Paul II. war ein
strikter Pazifist. Das erklärt sich auch aus seiner Geschichte: Als
Jugendlicher in Polen half er Juden und stand auf der schwarzen Liste
der Nazis.
http://www.faz.net/aktuell/politik/vor-heiligsprechung-papst-johannes-paul-ii-im-portraet-12902864.html
Christian Feldmann
"Johannes Paul II. Er kämpfte wie ein Löwe gegen den Krieg
Karol Wojtyłas Werdegang hatte nur wenig mit den typischen Kirchenkarrieren alter Prägung gemein, die vom behüteten Seminaristendasein geradlinig auf den Universitätslehrstuhl oder Bischofsthron führen. Er war Ensemblemitglied eines antifaschistischen Theaters, Steinbrucharbeiter, Student an einer Untergrund-Uni.
Auf der schwarzen Liste der Nazis
Auch sein Name hatte damals auf der schwarzen Liste der Nazis gestanden, weil seine Untergrundorganisation mit der christlich-demokratischen „Unia“ zusammenarbeitete - einem Verband, der verfolgten Juden half. In Krakau hatten die deutschen Machthaber die Gymnasien geschlossen, fast 200 Professoren der Jagiellonen-Universität ins KZ Sachsenhausen verschleppt, die Kirchengüter enteignet und die Juden waggonweise deportiert. Wojtyła soll jüdischen Familien gefälschte Papiere und Verstecke verschafft haben, wie es auch andere polnische Katholiken taten. Es ist verbürgt, dass er bei einer antisemitischen Demonstration eine jüdische Kommilitonin vor dem Mob beschützt hat.1964, als Polens kommunistische „Arbeiterpartei“ eine böse Kampagne gegen die kleine jüdische Minderheit im Land führte, zog der Erzbischof Wojtyła mit seinem Domkapitel in feierlicher Prozession zur Krakauer Synagoge. Jedermann verstand den Höflichkeitsbesuch als Solidaritätsdemonstration.
Johannes Paul war auch der erste Papst, der seinen Fuß in eine Moschee setzte, 2001 im syrischen Damaskus. Die „muslimischen Brüder“, wie sie der Papst gern nannte, waren auch bei den beiden großen Gebetstreffen der Weltreligionen in Assisi 1986 und 1993 dabei. Mit dieser Annäherung handelte sich der Papst den geifernden Hass christlicher Fundamentalisten ein - und stieß in seiner römischen Kurie auf Distanz und Widerstand. Auch bei seinem engsten theologischen Berater, Kardinal Ratzinger, der sein Nachfolger werden sollte.
„Sinnloses Gemetzel“
Aber der Schulterschluss mit anderen Religionen und Glaubensüberzeugungen passte haargenau zum Werdegang und zur Ideenwelt des polnischen Papstes. Er wusste, was Krieg und Meinungsterror bedeuteten. Als Priester, Professor, Dichter hatte er nur ein zentrales Thema: die „Königswürde“ des Menschen, wie er zu sagen pflegte, seine von Gott empfangenen und unveräußerlichen Rechte, den unendlichen Wert jeder einzelnen Person, den Vorrang der Moral vor Macht und Profit.
Am 2. August 1990 überfiel der Irak das kleine, aber reiche Kuweit. Es ging um die kuweitischen Ölfelder, um Macht und viel Geld. Plötzlich vergaßen die Amerikaner ihre alte Waffenbrüderschaft mit dem irakischen Diktator Saddam Hussein gegen Iran und führten eine Koalition aus 39 Ländern in den ersten Golfkrieg, der 300.000 Tote hinterließ. Johannes Paul kämpfte wie ein Löwe gegen diesen Krieg, den er ein unverantwortliches „Abenteuer“ nannte und ein „sinnloses Gemetzel“. Ein mit den Waffen erzwungener Friede löse keine Probleme und provoziere nur neue Gewalt.
Mit seinem strikten Pazifismus stand der Papst nahezu allein - gegen die Mehrzahl der westlichen Regierungen, gegen die meisten arabischen Länder, sogar gegen die Bischofskonferenzen der beteiligten Nationen. Es war ihm egal."