19.4.204 Apg.9.1 Umkehr: wenn aus Saulus Paulus wird
Auch das ist zu einem geflügelten Wort geworden: „Aus Saulus wird ein Paulus“. Ein Satz, mit dem man in Kürze sagt, dass sich jemand radikal von einem zu einem anderen Standpunkt bekehrt hat. Genau davon erzählt heute die Lesung aus der Apostelgeschichte. Es ist eine fast unglaubliche Bekehrungsgeschichte: Saul ist ein griechisch gebildeter jüdischer Gelehrter, er war dabei, als der Diakon Stephanus von einem Mob gesteinigt wurde, Saul ist überzeugt davon, dass diese neue Sekte bekämpft gehört. Auf dem Weg nach Damaskus, wo er Jesus Anhänger festnehmen will, passiert ihm unglaubliches. Helles Licht blendet Saulus, er stürzt zu Boden, er hört eine Stimme, die ihn fragt „Saul Saul warum verfolgst du mich.“ Saul kann nichts mehr erkennen, er, der als Verfolger nach Damaskus kommen wollte, ist nun erblindet, hilflos, man muss ihn an der Hand führen. Nach 3 Tagen folgt die wunderbare Bekehrung – aus Saul wird einer, den sie dann Paulus nennen und der für seinen Glauben an Jesus sterben wird. „Gott schreibt gerade auch auf krummen Linien“, könnten wir auch sagen. Bei Gott ist alles möglich. Menschen sind immer wieder fähig, „ganz anders“ zu werden, radikal umzukehren. Nie darf man einen Menschen abschreiben. Unser eigenes Leben ist vermutlich nicht so spektakulär, und trotzdem geht es auch bei uns Tag für Tag um „Umkehr“. Was heute noch richtig war – kann morgen, in einer neuen Situation, nicht mehr das Richtige sein. Jeden Tag müssen wir neu hineinwachsen – in das, was Gott will. so bitten wir
dass wir die Botschaften wahrnehmen, die du uns in anderen Menschen und täglich neuen Herausforderungen mit auf den Weg gibst
dass wir uns immer wieder aus Selbstzufriedenheit und Selbstgewissheit aufschrecken lassen
dass wir, wie Saulus, vom „hohen Ross steigen“, dass wir immer wieder innerhalten, Dinge neu überdenken, neu hinhören auf das, was ein ganz neuer Weg sein kann
dass wir es uns eingestehen, wenn wir uns „verrannt haben, dass wir uns nicht schämen umzukehren, auch wenn wir oft noch wie blind den neuen Weg suchen müssen
dass wir uns auch hin-horchen getrauen auf unsere Gefühle, auf unsere Sehnsucht, auch so spricht Gott zu uns
dass wir einander auch dabei helfen wollen, wenn sich neue Entscheidungen anbahnen
dass wir voll Respekt sind für die Lebensentscheidung anderer
dass wir neue Wege akzeptieren, auch wenn wir deren Sinn nicht gleich verstehen
Du guter Gott: auch uns begegnest du wie Paulus: unvermutet reißt du uns heraus aus unseren Plänen und Aufgaben: lass, dass wir keine Angst haben, uns von dir führen zu lassen. Hilf uns vertrauen – und führe uns alle auf einen guten Weg. amen
ZUR LESUNG Die Bekehrung des Saulus ereignete sich
wahrscheinlich im Jahr 36 nach Christus; sie wird in der Apostelgeschichte
dreimal erzählt (9,1-19; 22,4-21; 26,9-18). Schon dieser Umstand zeigt
die große Bedeutung, die Lukas dem Ereignis beigemessen hat. Es ist
offenkundig, dass er darüber nicht nur einen protokollarischen Bericht geben
wollte; seine Erzählung ist zugleich Deutung des Geschehenen. Christus ist dem
Verfolger erschienen; die Lichterscheinung und die Stimme vom Himmel haben dem
Leben des Saulus eine andere Richtung gegeben und damit die weitere Entwicklung
des Christentums entscheidend beeinflusst. Dass die Kirche zur Völkerkirche
wurde, dankt sie dem Damaskus Ereignis.
ERSTE LESUNG |
Apg 9, 1-20 |
Lesung aus der
Apostelgeschichte
„In jenen Tagen wütete Saulus immer noch mit Drohung und Mord gegen die Jünger des Herrn. Er ging zum Hohenpriester und erbat sich von ihm Briefe an die Synagogen in Damaskus, um die Anhänger des neuen Weges, Männer und Frauen, die er dort finde, zu fesseln und nach Jerusalem zu bringen. Unterwegs aber, als er sich bereits Damaskus näherte, geschah es, dass ihn plötzlich ein Licht vom Himmel umstrahlte. Er stürzte zu Boden und hörte, wie eine Stimme zu ihm sagte:
Saul, Saul, warum verfolgst du mich?
Er antwortete: Wer
bist du, Herr? Dieser sagte: Ich bin Jesus, den du verfolgst.
Steh auf und geh in
die Stadt; dort wird dir gesagt werden, was du tun sollst.
Seine Begleiter standen sprachlos da; sie hörten zwar die Stimme, sahen aber niemand. Saulus erhob sich vom Boden. Als er aber die Augen öffnete, sah er nichts. Sie nahmen ihn bei der Hand und führten ihn nach Damaskus hinein. Und er war drei Tage blind, und er aß nicht und trank nicht.
In Damaskus lebte ein Jünger namens Hananias. Zu ihm sagte der Herr in einer Vision: Hananias! Er antwortete: Hier bin ich, Herr. Der Herr sagte zu ihm: Steh auf und geh zur so genannten Geraden Straße, und frag im Haus des Judas nach einem Mann namens Saulus aus Tarsus. Er betet gerade und hat in einer Vision gesehen, wie ein Mann namens Hananias hereinkommt und ihm die Hände auflegt, damit er wieder sieht. Hananias antwortete: Herr, ich habe von vielen gehört, wie viel Böses dieser Mann deinen Heiligen in Jerusalem angetan hat. Auch hier hat er Vollmacht von den Hohenpriestern, alle zu verhaften, die deinen Namen anrufen.
Der Herr aber sprach
zu ihm: Geh nur! Denn dieser Mann ist mein auserwähltes Werkzeug: Er soll
meinen Namen vor Völker und Könige und die Söhne Israels tragen. Ich werde ihm
auch zeigen, wie viel er für meinen Namen leiden muss.
Da ging Hananias hin
und trat in das Haus ein; er legte Saulus die Hände auf und sagte: Bruder Saul,
der Herr hat mich gesandt, Jesus, der dir auf dem Weg hierher erschienen ist;
du sollst wieder sehen und mit dem Heiligen Geist erfüllt werden.
Sofort fiel es wie
Schuppen von seinen Augen, und er sah wieder; er stand auf und ließ sich
taufen.
Und nachdem er etwas
gegessen hatte, kam er wieder zu Kräften. Einige Tage blieb er bei den Jüngern
in Damaskus; und sogleich verkündete er Jesus in den Synagogen und sagte: Er
ist der Sohn Gottes“.
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