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Sonntag, 26. Februar 2023

FASTEN? SEHNSUCHT - nix für Feiglinge

 



Mit der Sehnsucht ist das so eine Sache.
Will ich mir überhaupt eingestehen, wonach ich Sehnsucht habe?
Also Sehnsucht abseits dessen, was man sich so rund um Familie und Freunde wünscht.
Also Sehnsucht, nur so, für mich selbst?
Traue ich mich, dieser Sehnsucht in die Augen schauen?
Schiebe ich sie nicht viel lieber weg, Tag für Tag - habe ich überhaupt noch einen
Namen für sie? Was würde sie mit mir tun, wenn ich sie zuließe?
Nein, Sehnsucht ist nix für Feiglinge
Benutzen wir die Fastenzeit nicht eher dazu, "Sehnsüchte" zu unterdrücken.
Karg und nüchtern bleiben, sich brav auf "Opfer" konzentrieren - das ist doch die Maxime.
Was würde die Sehnsucht mit mir machen, wenn ich versuchte, ihr auf die Spur
zu kommen? 
Mich nicht ablenken mit Disziplin und Einschränkung.
Nicht fragen: was sollte ich jetzt 7 Wochen lang NICHT tun -
sondern ..... ja, sondern ...  was soll ich TUN ?? 
Und wie tut man das -  WIE kommt man der Sehnsucht auf die Spur?
Wieviel Angst bin ich bereit abzulegen, um ihr, der Sehnsucht,  in die Augen zu schauen.
Ist die Sehnsucht "in mir" vergraben - oder woher wird sie kommen?
Wie werde ich erkennen, dass sie es gut mit mir meint, die Sehnsucht.
Mittwoch, beim Aschenkreuz denke ich mir: warum erzählt ihr mir immer, dass ich
Staub bin und dass ich zum Staub zurück kehren werde
Vielleicht bin ich Stern und Licht - und werde Licht und Stern sein ....
also, ok Sehnsucht, fang an .....
  


Geh bis an deiner Sehnsucht Rand (R.M. Rilke)

Gott spricht zu jedem nur, eh er ihn macht,
dann geht er schweigend mit ihm aus der Nacht.
Aber die Worte, eh jeder beginnt,
diese wolkigen Worte, sind:

Von deinen Sinnen hinausgesandt,
geh bis an deiner Sehnsucht Rand;
gieb mir Gewand.

Hinter den Dingen wachse als Brand,
dass ihre Schatten, ausgespannt,
immer mich ganz bedecken.

Lass dir Alles geschehn: Schönheit und Schrecken.
Man muss nur gehn: Kein Gefühl ist das fernste.
Lass dich von mir nicht trennen.
Nah ist das Land,
das sie das Leben nennen.

Du wirst es erkennen
an seinem Ernste.

Gib mit die Hand.         
Rainer Maria Rilke, Das Stunden-Buch


 

Ja eigentlich wollte ich dieses Bild für meine "irgendwie-Fastenzeit Gedanken" nehmen. Aber während ich schreibe, stimmt es so nicht mehr.          Eigentlich will ich nicht "weniger"  -  ich will MEHR                                        MEHR von dieser Zeit,                                                                                        MEHR von mir und                                                                                              MEHR von dem, was vor mir liegt .....                                                        "Weniger" ist schon ok: weniger essen, weniger kaufen, weniger Zeit verplempern - aber letztlich suche ich das MEHR ....                                          und ich will heraus finden:  
MEHR? WOVON? MEHR WOFÜR ?