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Freitag, 22. Januar 2016

Fürbitten 23.1. Jesus? der spinnt ja! Mk.3.20



 23.1.2016 Mk.3.20  Er ist von Sinnen
Der Schreiber des Markus Evangeliums hat Sinn für Spannung und Drastik. Man kann sich den Bericht fast in einem Gratis U Bahnblättchen vorstellen. Da ist dieser eigenartige Jesus, um den es sich richtig „abspielt. Wo er hinkommt, sind die Massen. Die einen sind begeistert, die anderen – die vom Establishment  – sind empört. Da ist aber auch seine Familie – für die wird das alles ebenfalls zum Horror „Wir müssen den Jungen heimholen, sagen sie, der spinnt ja, der ist verrückt“ 
Das dürfen wir nie vergessen: Jesus ist nicht abgehoben als der liebe Heiland herumgezogen. Er war ein normaler Mann, und auch seine Mutter und seine Verwandten haben ihn wohl nicht gleich als Gottes Sohn gesehen und verehrt. So jemanden in der Familie zu haben, der Aufsehen erregt, das ist nicht einfach. Man ahnt vielleicht: Ja, der junge Mann könnte etwas Besonderes sein – aber im Alltag kann es sehr peinlich sein, einen Angehörigen zu haben, der „anders“ ist. Denken wir nur, wie ausgegrenzt  bis vor kurzem noch homosexuelle Menschen waren – Jesus hat ganz sicher nichts gegen diesen Vergleich
bitten wir heute

dass wir Jesus nicht nur verklärt sehen, sondern auch seine Ecken und Kanten

dass wir uns ruhig mehr an ihm stoßen, Anstoß nehmen, weil wir uns mit ihm ehrlich auseinandersetzen

dass wir das Ungewöhnliche, das Provokante, das so ganz Andere an Jesus wahrnehmen

dass wir immer wieder auch an das durch und durch menschliche Leben
von Jesus und Maria und ihrer ganzen Familie denken

dass wir uns aus diesem Leben Geduld abschauen, Toleranz, einen langen Atem für alles, was wir selbst nicht gleich verstehen

dass Jesus „nachfolgen wollen“ auch heißt: in Kauf nehmen, dass wir selbst auch bisweilen als komisch, als seltsam angesehen werden

dass wir mit dem Blick auf Jesus Geduld und Respekt vor allen Menschen haben, die aus dem Rahmen fallen, die nicht angepasst sind, die ihren eigenen Weg gehen und oft anecken

bitten wir, dass vor allem auch unsere Kirche niemanden ausgrenzt, der „anders“ ist

Du guter Gott, wir danken dir, dass wir mit Jesus auf dem Weg sein dürfen – durch alle Höhen und Tiefen, auf allen Umwegen und Irrwegen unseres Lebens: denn sie alle führen zu dir. amen