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Dienstag, 12. Januar 2016

Ach Arthur 8 - warum die Uroma Tränen in den Augen hat

also meine Mama,
die Oma von der Arthur Mama -
und Arthurs Uroma!
Also meine Mama ist keine, die "nahe am Wasser der Rührung gebaut ist".
Sie ist nüchtern und sachlich, sie weiß, was sie will, sie beobachtet scharf und zieht klare
Konsequenzen. Leider, Letzteres - das Konsequenzen ziehen - habe ich, das Kind,
nicht so gut geerbt. Auch ich bin gut im Beobachten - ich ziehe gute Schlüsse aus vielem, was ich
sehe - aber leider, konsequent bin ich nicht wirklich.
Aber darum gehts hier ja gar nicht -
sondern um die feuchten Augen der Uroma.

Erst als Arthur zwei Monate alt ist, sieht die Uroma ihn das erste Mal.
6.Dezember 2015

Ganz respektvoll beugt sie sich zunächst nur über das Wagerl, da schläft er noch -
und als er munter wird und ihn seine Mama auf den Schoß nimmt - auch da streckt
die Uroma nicht IHRE Arme aus:
 "so jetzt bin ich dran" -
 auch da bleibt sie in
respektvoller Entfernung,
betrachtet Arthur nur
und ist sehr beeindruckt.
Aber nix Tränen der Rührung

Hinterher wird sie sagen:
"unglaublich sein Mienenspiel. Er nimmt alle Eindrücke auf,
man sieht jede Emotion in seinem Gesichterl. 
Er beobachtet und analysiert. Erst wenn er eine Sache für gut befindet, 
beginnt sein Lächeln - das in Strahlen übergeht".

Ja, heute, wieder 6 Wochen später, lacht er schon laut und gibt dabei
die vielfältigsten Geräusche von sich - über die er manchmal selbst
so erstaunt und manchmal auch erschrocken ist,
dass er die neuen Laute kurz unterbricht und fast ein Wein-Schnoferl macht
"Ja, was war denn das? Woher ist denn dieser Laut gekommen?"

Wann immer ich Mama besuche - nun ist es nicht mehr jeden Tag - bringe ich die neuesten
Fotos und kleinen Videos mit. Sie ist also "upto date" - und ihr Eindruck hat sich nur noch
verfestigt: Arthur nimmt seine Umgebung fast außergewöhnlich sensibel wahr - alles
was neu in seinem Umfeld auftaucht, scheint er genau zu verarbeiten - er sieht nicht nur hin und wieder weg.
So erscheint es oft, dass ihm Menschen "anstrengend" sind, also zumindest
mehrere auf einen Haufen -
er muss das ja erst im Einzelnen für sich aufnehmen
und jeden Einzelnen verarbeiten.
Menschen erscheinen und verschwinden, Besucher kommen und gehen, ja selbst die Omas
sind einmal da und dann wieder nicht da ....
DAS ALLES muss man ja erst verarbeiten
Nur die Mama ist eine Konstante - wie wichtig das für das Baby ist. An  ihr läßt er dann durchaus auch seine Unruhe aus, seiner Mama ist er sich sicher,
da kann er sich schon auch aus der Reserve wagen.
ABER: die Oma schwätzt dahin ...um all das gehts doch gar nicht
ich will ja von der UROMA erzählen - über die ich schon so viel geschrieben habe - und
mit der das Leben für mich soo schön und bereichernd geworden ist. Ohne Konflikte,
monatelang jetzt schon ...wie ist das nur möglich!
ALSO: noch ein Anlauf, wird das jetzt endlich die richtige Geschichte!!!

Die Tränen der Uroma - der nüchternen Uroma.
Schau sage ich ihr - als ich ihr neue Fotos zeige - wir haben jetzt eine "Geheimwaffe" zum
Spazierengehen - da pennt er ganz tief in seinem Wagerl
 ohne durch die  verschiedenen Licht-und Sonneneinfälle unruhig zu werden. Da ist er nämlich auch sehr sensibel.

Irgendwann dachte ich mir nämlich, man müsste etwas
vor das Wagerl-Verdeck hängen,
wie einen kleinen Vorhang, dann
schläft Arthur nicht so unruhig
Alles mögliche probiert, hält nicht,fällt runter

Da erinnere ich mich an eine alte dunkelblaue Jacke, die ich noch aus dem Übersiedlungsgut der Mama mitgenommen habe. Typisch ich:
das ehemals sicher sehr "gute" Jackerl hat am Rücken mehrere große Mottenlöchen, aber offensichtlich hat sich auch Mama nie davon getrennt - sonst hätte ich es ja nicht gefunden ...und das Jackerl mitgenommen, ein unnötiges Klumpert mehr ...(das ist die Ilse, die alles aufhebt)

Aber JETZT - Jetzt kommt das Westerl zum Einsatz -
sieht perfekt aus, nobel dunkelblau wie das Wagerl - nimmt das grelle Licht
und - haha - durch die Mottenlöcher, die ich mit den Ärmel verdecke,
kommt ja noch genug Luft ins Wagerl

"Schau", sag ich zur Mama: "Arthur in Ganzkörperverschleierung!"

Zuerst sieht sie gar nichts, muss mehrmals hinschauen, alles so dunkel ...
DANN
"Nein" sagt sie, "das gibt es ja nicht ... dieses Jackerl!!!!"

und dann sehe ich plötzlich ihre Augen
feucht werden

"Erinnerst du dich nicht mehr"
fragt sie mich "das muss 50 Jahre alt sein - du hast
mit mir Urlaub in Grado gemacht und ich habe dir und mir so ein Westerl gekauft, weil
plötzlich ein kühler Wind ging...- Wo ist denn dein Westerl?"
Nein, ICH kann mich an überhaupt nichts erinnern ...geschweige denn, dass ich das
Westerl noch hätte!! aber Mama weiß noch:
sie hat an ihre elegante Strickweste später neue Knöpfe angenäht,
damit das noch ein bissl mehr Chic hat...
"schau sie dir das nächste Mal an, die Knöpfe!!"  und sie hat sich
von diesem Jackerl NIE trennen können, auch weil es sie an den Urlaub mit mir erinnert.
Viele gemeinsame Urlaube ab der Gymnasiumszeit hatten wir nicht mehr, aber DAMALS...

und JETZT: jetzt fährt der URENKEL damit spazieren
Mama schüttelt und schüttelt den Kopf - sooo gerührt

"Das Leben ist schon eigenartig ... wer hätte sich DAMALS 
so etwas auch nur ausdenken können ....

JA, DAS LEBEN .... ach Arthur!!!!