Ich habs ja schon oft erzählt - ich bin ohne biblische Geschichten aufgewachsen, ohne Frömmigkeitsrituale - bis zu meiner Schulzeit. Da gabs Religionsunterricht, einen Katechismus mit vielen bunten Bildern - und vieles davon hat mich fasziniert. Noch mehr als die griechischen und römischen Heldensagen, denn zur Heldin war ich nicht geboren, das habe ich früh kapiert.
Also vielleicht lieber fromme Geschichten....wenn auch die ihren Angstfaktor hatten.
EINE Geschichte war dabei, die ich bald auswendig kannte ...wobei sie mich zwiespältig
beschäftigt hat - ja,bis heute.
Die Hochzeit von Kana - Jesus verwandelt Wasser in Wein.
Diese Geschichte wird auch heute im Evangelium in den katholischen Kirchen vorgelesen.
Zweiter Sonntag nach Weihnachten, normaler Alltag wieder - wobei ich heute ein bissl grantig war,
dass in unserer Kirche keinerlei Verbindung hergestellt wird, zum "Tag des Judentums" - der
seit 16 Jahren am 17.Jänner begangen wird - und die christlichen Kirchen an ihre Verantwortung gegenüber dem Judentum erinnern soll. Vor allem auch daran: dass es ohne Judentum keinen
einzigen Christen geben würde ...dass alle Wurzeln des "Katholischen" im Jüdischen liegen.
Jesus war Jude, Bub einer jüdischen Mama - gestorben ist er als Jude, mit einem jüdischen Gebet
auf den Lippen. Nicht römisch-katholisch
Und gerade die heutige Evangeliumsgeschichte berichtet doch so lebendig von diesem jüdischen Jesus. Für mich zählt sie zu den Geschichten, die ich mir "fast so" vorstellen könnte:
und nicht nur als Lehrerzählung.
Eine orientalische Hochzeit am Land - da spielt sichs mindestens so ab wie bei der Bauernhochzeit
des Pieter Bruegel - Jesus ist mit seinen Freunden eingeladen, auch seine Mutter ist unter den Gästen - vom Vater ist keine Rede. (Es gibt jüdische Exegeten die meinen, Josef, der Vater von Jesus, hätte sich in einer der jüdischen Partisanengruppen im Widerstand gegen die Römer engagiert - und sei dann in den Erzählungen der Evangelien lieber nicht mehr genannt worden: damit die jungen Jesus Gemeinden keinen Ärger mit den Römern bekommen.)
Aber: es geht um die Hochzeit
Stundenlanges ausgelassenes Feiern -
ohne Wein geht gar nix -
und plötzlich gibts keinen mehr. Zu wenig eingekauft - was gibts Peinlicheres. Die Bediensteten können nicht mehr nachschenken. Die Jesus Mama, typisch Frau,
sieht diese Verlegenheit - und
stupst ihren Buam an, der auch ausgelassen feiert:
"Du, die haben keinen Wein mehr"
Und der große Bua antwortet, wie das wohl alle Burschen in dieser Situation tun würde - er ist dort gemeinsam mit seinen Freunden: "Hearst Mama, was geht das mich an!!!" und "Bitte halt du dich da raus"
Aber die Jesus Mama,wie alle Mamas, weiß auch - insgeheim wird er schon verstanden haben,
was sie meinte. velleicht kann er ja helfen - WIE weiß sie auch nicht..aber den Bediensteten sagt sie:
"wenn euch mein Sohn einen Tipp gibt, dann tut es"
Ja und die Geschichte kennen wir:
da gibt es 6 riesige Krüge mit Wasser - für die vorgeschriebenen rituellen Waschungen auch bei einem Fest - angeblich 100 l pro Krug
und der etwa 30jährige Jesus sagt den Dienern: schenkt einfach aus diesen Krügen aus - und
schwuppdiwupp ist Wasser in Wein verwandelt und das Fest kenn weiter gehen
Vom ersten Wunder Jesu wird da berichtet, erzählen die Exegeten - und es ist ein Wunder,
das Menschen hilft, Feste zu feiern, fröhlich zu sein, unbekümmert und ausgelassen, ja
vielleicht auch schon ein bissl angetschechert und über die Stränge schlagend.
Jesus der Freund der Säufer, der Sünder und der Huren, wird man später über ihn sagen
ja, gemeckert wird immer
Was mich an dieser Geschichte seit meinen Kindertagen beschäftigt?
Nicht das liebliche Wunder!
Ich kaue daran, weil ich spüre, was mich in dieser Geschichte von Jesus unterscheidet.
Schon als Kind habe ich das gespürt - leider!
Ilse ist Marke Miesepeter -
ich tät mir denken, die sind doch eh schon alle so vollgelaufen,
Gut, dass der Wein ausgeht ...
dann nüchtern sie wenigstens aus.
Morgen ist wieder Alltag,
man kann nicht immer nur Feste feiern.
Löscht die Lichter aus, schickt sie alle nach Hause
Dieser Jesus denkt anders, der ist kein Spielverderber.
Der feiert selber mit .... der weiß zwar auch, irgendwann geht jedes Fest zu Ende ...
aber JETZ
feiert und genießt:...ohne moralisch erhobenen Zeigefinger
der katholische Kirchenvater Hieronymus ist gefragt worden: "Wie haben denn die Leute auf dieser Hochzeit die 600 l Wein getrunken, wie lang hat man da noch feiern müssen, und wie betrunken waren sie dann?" -
Hieronymus sagte: der Wein reicht bis heute -
ja,das müssen die kleinen Miesepeter lernen - der Jesus war halt ein bsonderer Bua