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Mittwoch, 6. Januar 2016

nur so - am Feiertag im Spital

nein nein, im Grund nix Dramatisches
seit Weihnachten typisches Feiertags "au weh"
zuerst - alte Bekannte - die Zähne, zum aus der Haut fahren
dann: starke Erkältung - röchel röchel
dann - Ohrenweh, Halsweh, die Stirnhöhlen
dann - endlich Röntgen
dann - ach Gott, Kieferhöhlenentzündung,
eine ziemlich massive
Freundin Irmgard - immer erste SOS Anlaufstelle -
kann mir einen wunderbaren HNO Arzt empfehlen,
der zufällig heute am Feiertag
Ambulanzdienst hat und sich ansieht, was mich quält. Kompetent, einfühlsam, beruhigend ..
na wird schon wieder .... ich soll mir wegen der Schmerzen nicht gleich alle Zähne reißen lassen,
mal schauen, dass die Entzündung - sich schon lange chronisch breitmachend offensichtlich -
dass "wir" die Entzündung anders wegbekommen. Sehr getröstet gehe ich von dannen ...
Da ist das ewige Kopf-und Zahnweh gleich erträglicher

ABER - während ich in der Spitalsambulanz sitze
und warte -
Krankenhaus der Barmherzigen Brüder -
da wird mir erst wieder bewußt,
wieviel Krankheit es rundumadum gibt, so viele Frauen Männer, Kinder sitzen da - und - was
bei den Barmherzigen Brüdern sofort auffällt: manche der Menschen sehen aus, als wären sie nicht in unserem Sozialversicherungssystem verankert, als wären sie da,
ohne E Card, ohne finanzielle Absicherung

Ja,die Barmherzigen Brüder sind bekannt dafür: dort kann man auch hingehen, wenn man nicht versichert ist oder mittellos ist. Und da gibt es nicht eigene "Annahmestellen" für die "Armen" -
Alles in feiner gepflegter Atmosphäre, das Personal auch am Feiertag freundlichst und hilfsbereit. Wie geduldig man mit Menschen spricht, die nur schlecht verstehen: sei es wegen der Deutschkenntnisse oder weil vielleicht Aufregung oder Schwerhörigkeit alles schon mühsam macht.

Mein Gott, denke ich mir, schätzen wir das überhaupt, wie gut und abgesichert wir in unserem Land noch leben? So viel Meckerei, soo viel Angst vor dem, was wir nicht mehr schaffen - und gerade diese Institution zeigt, dass man unendlich viel schaffen kann, wenn es den entsprechenden Willen oder, man kanns auch nennen, geistigen Hintergrund dafür gibt.

Seit 1614 gibt es das Ordensspital in Österreich - es ist das ältste Ordensspital in Wien -
geistiger "Vater" ist ein Portugiese:
João Cidade - 1495 geboren, lange ein Herumziehender, Hirte, Soldat, aber auch Handwerker und Buchhändler. Weil er plötzlich nach einer Predigt "fromm" wird, das heißt ernst macht mit dem, was er gehört hat und plötzlich alles verschenkt,was er hat - weil er
also radikal zu leben beginnt - steckt man ihn zu Geisteskranken ins Narrenhaus. Dort lernt er die ganze Not der Kranken kennen -
und als er entlassen wird, beginnt dieser Mann
Kranke auf den Straßen aufzulesen und sie zu betreuen
Für die damaligen Verhältnisse war seine Einstellung zur Krankenpflege revolutionär. In seinen Hospitälern erhält jeder Kranke ein eigenes Bett. Ebenso trennt Johannes die PatientInnen nach Geschlecht und Krankheitsarten, ruft Seelsorger in seine Häuser, führt erstmals schriftliche Aufzeichnungen über die Kranken und wird so zum Wegbereiter des modernen Krankenhauswesens.
Johannes von Gott - so nennt man ihn dann -  stirbt am 8. März 1550.
(eigentlich ein männlicher Vorläufer von Mutter Teresa)

Ja und seit 1614 gibt es - in seinem Sinn - das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien.
Ich war noch nie als Patientin dort -
nur als Besucherin, als ich Freundin Irmgard nach ihrer
schrecklichen Krebs OP besuchte - aber heute war ich dankbar. Wirklich dankbar,
dass es Institutionen gibt, wo nicht nur wir "Versicherten" und "Abgesicherten" versorgt
werden, sondern auch all die Anderen, die sonst
durch die sozialen Netze fallen

Ja, mir wars ein tröstliches Gefühl -
Jahrhunderte der Barmherzigkeit sind dort schon gelebt worden .... 
Da wird doch ein bissl was auch auf UNS und die staatlichen Institutionen abfärben können
Schluß mit der Debatte über "Obergrenzen", wenn es um Überlebenshilfe geht
Vielleicht sollten wir selbst mehr von Barmherzigkeit reden - und es nicht nur dem Papst überlassen.
(und ich werde ganz sicher beim nächsten Erlagschein der "Barmherzigen Brüder" an
heute denken)