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Dienstag, 19. Juli 2016

nur so - da wird man ja deppat im Kopf, wer hält das aus?

wir wohnen in einer kleinen ruhigen Gasse
nein "ruhig" ist sie ohnehin schon lange nicht mehr - immer wieder da und dort Baustelle.
Einmal die ganze kleine Gasse, die aber eine wichtige Verbindung zwischen zwei großen Einkaufsstraßen ist - auch ein Schulweg für zwei Volkssschulen - diese Gasse für eineinhalb Jahre gesperrt. Lastler die durchfahren, Zulieferer, jetzt neue Anwohner, immer mehr Autos, Autos, Autos.
In einer kleinen Gasse.
Und nun die Baustelle direkt neben unserem Haus
(dh das übernächste Haus "bin ich") -
jahrelang war dort ein großer prächtiger Garten, nun
soll sogar auf zwei Etagen unter die Erde gebaut werden ...
für Garagen und Nutzräume.
Entsprechend die Geräte, die sie herführen
Kurz nach 5.00 früh der Tieflaster (nennt man das so?) der große Kräne bringt, die Bohrmaschinen, die Mischmaschinen - spätstens um 6.00 Früh geht der Lärm los. Ein gnadenloser Lärm - mit nichts zu überhören. Ich selbst bin eh Frühaufsteherin - aber viele Schulkinder wohnen hier: was für eine Freude für die Eltern!Auch: zu meiner gewünschten Zeit aus der Gasse fahren, das kann ich vergessen.  10 min vor 7 versperrt auch heute ein großer Krantransporter jede Zu-und Abfahrt.
Der Lärm aber - der nicht und nicht abreißt - er macht wirklich fast verrückt im Kopf.
Und während Wut in mir aufsteigt - eh sinnlos, was kann ich ändern?


Da wird mir erst bewusst: ich muss den Lärm irgendwie nur "aushalten", kann auch die Wohnung verlassen, flüchten in die Stadt zu meinem Arthur
ABER : die Arbeiter, alle, die Tag um Tag, Stunde um Stunde nichts anderes
in den Ohren haben
als diesen gnadenlosen nicht abschwellenden Lärm - dazu schwere körperliche Arbeit -
Stunde um Stunde (vom Frühaufstehen reden wir gar nicht, seit wann ist der Fahrer des Tieflasters unterwegs gewesen? Wieviele Baustellen muss er noch beliefern. wieviel Risiko muss er täglich eingehen bei seinen Fuhren auf der Straße
Hier in unserer Gasse müssen sie sich fast auf den Zentimeter hineinschlängeln...
wie halten DIESE Menschen DIESE Arbeit aus
Nicht nur Junge sehe ich, viele ältere Männer auch, gut Mitte 50. Wie geschädigt, wie
be-schädigt sind die bereits von einem Leben unter diesen Umständen.
Wie kommt man abends nach Hause, nach einem Tag, wo man sein eigenes Wort nicht versteht?
Hitze, Regen ...
ich denke mir: "da werd ich ja deppat im Kopf, wie halte ich das aus"
Wie halten die Arbeiter das aus?  Wie kaputt fühlen sie sich, wie kaputt sind sie?
Wie kann man unter solchen Umständen und Belastungen bis zu einer regulären Pensionszeit
arbeiten?
Ja ich weiß,lächerliche naive Fragen, die ich mir plötzlich stelle, nur weil ich das alles
direkt vor meiner Nase habe. So ist das ALL - TAG für so viele Arbeiter.
Wieviel müssten die verdienen, um ihre Lebenseinbuße abgegolten zu bekommen?
Ja, Maschinensteuer ist wichtig
aber wie entschädigt man Menschen direkt für diese Art des Lebens?
8.000 Euro pro Quadratmeter kosten die Wohnungen, die hier errichtet werden ...
da muss es doch eine Relation zu den Einkommen deren geben,
die das alles erst möglich machen?
Aber wer hat schon bei den Pyramidenbauern danach gefragt?
und bei den Arbeitern der mittelalterlichen Dome?
habe ich es mich je gefragt: hier in meiner Wohnung?
Ich versuche den Lärm solidarisch auszuhalten
aber .... das ist Sozialromantik ...
irgendwas müsste anders werden

ps die Fotos sind Mist .... nur schnell für den Arthur gemacht, im Vorübergehen "schau, sooo viele
Autos" ...ich brings nicht über mich, mich hinzustellen, und die Leute bei der Arbeit "abzuknipsen"
Hier ich,mit dem Handtaschl in der Hand, - dort die, die die Eisengitter schleppen