Fiebernde Kleinkinder obdachlos in Traiskirchen Bericht Christa Minkin http://derstandard.at/2000022330301/Fiebernde-Kleinkinder-obdachlos-in-Traiskirchen
Rund um das
Lager müssen Flüchtlinge auf dem Gehsteig tagelang auf Erstaufnahme warten
Traiskirchen – Es gebe seit vergangener Woche keine
obdachlosen Flüchtlinge mehr in Traiskirchen, sagte am Dienstag der von der
Regierung eingesetzte Flüchtlingskoordinator Christian Konrad. Das
Innenministerium bestätigte diese Information.
Ein Lokalaugenschein des STANDARD zeigte am Mittwoch
ein anderes Bild. Auf dem an das Flüchtlingslager angrenzende Gelände der
Polizeisicherheitsakademie (Siak), wo neu ankommende Schutzsuchende seit dem
Aufnahmestopp in großen weißen Rot-Kreuz-Zelten untergebracht werden, standen
am Mittwoch auch mindestens 20 kleine Campingzelte. Einsehbar waren sie erst
bei einem Blick über die Mauer, die das Siak-Areal umgibt.
Karl-Heinz Grundböck bestätigt dem STANDARD, dass rund
100 Personen in Campingzelten schlafen würden. Es sei aber "niemand mehr
unter freiem Himmel".
Für einige gibt es nicht einmal ein Campingzelt. Sie
haben sich außerhalb des Lagers auf der Straße niedergelassen und schlafen
tagelang auf dem Asphalt.
Rula, eine junge Frau aus Syrien, erzählt, dass sie
vor zwei Tagen mit ihrer mehrköpfigen Familie nach Traiskirchen geschickt
wurde. Dort wurde aber nur die halbe Familie aufgenommen. Sie blieb mit drei
ihrer Kinder auf der Straße zurück; zwei von ihnen liegen fiebernd neben ihr am
Gehsteig. Die ärztliche Versorgung sei nur für im Lager aufgenommene
Flüchtlinge, habe man ihr gesagt. Wie es nun weitergehe, wisse sie nicht.
Einheimische hätten ihr Essen und Wasserflaschen gebracht.
Von Thalham
nach Traiskirchen
Radi H., ein junger Syrer, wartet mit seiner Familie
ebenfalls auf der Straße. Die Familie wurde aus dem Erstaufnahmezentrum im
oberösterreichischen Thalham von den Behörden vor drei Tagen zur Registrierung
nach Traiskirchen geschickt. Dort würden sie aber nicht hineingelassen, erklärte
eine für die Familie zuständige Mitarbeiterin der Volkshilfe. Sie hätte in
Oberösterreich Schlafplätze für die Familie, doch dorthin könnten sie erst
gebracht werden, wenn sie in Traiskirchen registriert wurden. Radi H. schätzt,
dass etwa 200 Flüchtlinge auf dem Gehsteig vor dem Lager übernachten.
foto: maria von usslar