Foto Reuters/Dominik Ebenbichler
ich bin am Weg nach Hause. Ein großer junger Mann erklärt einem sehr zierlichen - ziemlich eindeutig als "Flüchtling" erkennbaren Burschen die Verbindung zum Westbahnhof.
Der junge Mann bringt den Burschen bis hinunter zum Zug, zeigt ihm noch einmal geduldig den aktuellen Lageplan, den U Bahnplan - als der Junge dann vor dem Einsteigen doch noch kurz unsicher ist - nehme ich mich natürlich auch sofort seiner an. Erkläre ihm im Waggon noch weiter
das Umsteigen - und mindestens 6 andere Leute mischen sich in unser Gespräch: erklären auch, wünschen alles Gute - der Bursch will zurück ins Lager Traiskirchen, sein Englisch ist mindestens so schlecht wie das unsrige Schulenglisch - aber keiner im Waggon geniert sich ...
Geld nimmt der Junge keines von uns an. Als er bei Längenfeldgasse aussteigt bleibt er noch stehen und winkt uns ...
HC Wähler waren offenbar keine Waggon - denn auch andere Leute winken zurück.
Irgendwas ist passiert in diesen Tagen und Stunden ...
Foto Roland Schlager orf at
Im Pflegeheim meiner Mama kommt mir heute Mittag eine alte Dame entgegen. Aufgeregt hält sie mich fest: "Die Amerikaner nehmen 50 Millionen Flüchtlinge auf" - sagt sie.
Ich sage: "Hier in Östereich sind die Menschen großartig, es wird so viel geholfen. 6.500 Flüchtlinge sind allein heute gekommen, 10.000 erwartet man".
"Ja ja sagt die Dame: Millionen, Millionen ..."
Sie ist "nicht ganz da" - und doch dringt das Problem der Flüchtlinge in ihr Herz.
Sie lässt meine Hand nicht los und schüttelt sie: "Millionen,Millionen..."
Aber es klingt nicht ängstlich oder bösartig, es klingt voll Mitgefühl und Hoffnung