10.1.2021 Taufe Jesu Mk.1.7 eintauchen in das Geheimnis des Lebens
Mit dem heutigen Fest der „Taufe Jesu“ endet in der Liturgie offiziell die Weihnachtszeit. Das Evangelium berichtet von Jesus, der sich etwa im Alter von 30 Jahren am Jordan vom Wüstenprediger Johannes taufen lässt. Jesus taucht tief unter ins Wasser des Jordan, als er wieder ans Ufer steigt, sieht er den Geist Gottes auf sich herabkommen und Jesus hört eine Stimme, die ihm zusagt: Du bist mein geliebter Sohn. Dich habe ich erwählt. Es ist der entscheidende Moment, in dem Jesus seine Berufung erfährt. Auch für uns, und nicht nur in der Taufe, reißt immer wieder der Himmel auf, auch uns wird gesagt: „Du bist geliebt, dich habe ich erwählt“. Aber vielleicht, ehe wir die Stimme unserer Berufung hören - müssen wir untergetaucht werden, wie im Fluss Jordan, müssen wir manchmal zuvor den Boden unter den Füßen verlieren. Müssen wir so manche Sicherheit und Selbstgewissheit verlieren. So bitten wir heute
lass uns eintauchen auch unter Tränen
in das Geheimnis des Lebens
in Trauer und Schmerz, in Freude und Hoffnung
gib uns genügend Zuversicht und Kraft für die Zeit der Pandemie
lass uns eintauchen in das Geheimnis des Lebens
dass wir das Leid der Vielen wenigstens in unserem Herzen mittragen
das Leid der Flüchtlinge an den Grenzen Europas und überall auf der Welt
das Leid all derer, die im Leben zu kurz kommen
und keine Gerechtigkeit erfahren
lass uns eintauchen in das Geheimnis des Lebens
dass wir der Gewalt – wenigstens in unserem Inneren
mit Gewaltlosigkeit widerstehen
dass Versöhnung möglich ist und immer wieder ein neues
Aufeinander zugehen
lass uns eintauchen in das Geheimnis des Lebens
lass uns immer wieder Menschen und Orte finden
wo wir das Besondere in unserem Leben erspüren
wo wir unseren ganz eigenen Auftrag, unsere Berufung
und Bestimmung erkennen
lass uns eintauchen
in das Geheimnis des Lebens
dass wir immer besser verstehen
dass wir Leben nur gewinnen, wenn wir
loslassen, wenn wir teilen und uns hergeben
lass uns dankbar, gütig und geduldig sein
Beten und bitten wir mit Worten der Dichterin Hilde Domin
So Tauche uns ein
wasche uns mit dem Wasser der Sintflut
durchnässe uns
bis auf die Herzhaut.
Denn . der Wunsch nach der Landschaft diesseits der Tränengrenze
taugt nicht,
der Wunsch, verschont zu bleiben, er
taugt nicht.
Es taugt nur die Bitte,
dass bei Sonnenaufgang die Taube den Zweig vom Ölbaum bringe,
…dass wir aus der Flut,
dass wir aus der Löwengrube und dem feurigen Ofen
immer versehrter und immer heiler
stets von neuem zu uns selbst entlassen werden.
Darum bitten wir,
guter Gott lass uns aus den Fluten
unserer Sorgen und Ängste immer wieder auftauchen, als Menschen, die zu Frieden
und Versöhnung fähig sind. Öffne deinen Himmel über uns, sende uns deinen
heiligen Geist. Amen