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Sonntag, 26. Juni 2016

eine Liebe zum Marillenbaum




ja fast schon zum Trotz:
Brexit hin oder her
Börsenkurse rauf oder runter
Fragezeichen Fragezeichen Fragezeichen....
was IST und BLEIBT
Wertsteigernd, Nachhaltig, Beglückend
das ist zum Beispiel ......
die Geschichte einer Liebe zum Marillenbaum
einen Dank dafür meiner Freundin Eva Filice 
(Geschichte und alle Fotos von ihr)

Der „Ananas“-Marillenbaum, 
der eigentlich ein Franzose ist

Seit ich denken kann, gibt es ihn – den Marillenbaum mit den guten Marillen, den mit den besten Marillen überhaupt, den Marillenbaum mit den „Ananas“-Marillen.
Warum „Ananas“-Marillen? So wurden die Früchte immer von meinen Eltern bezeichnet, so nannten wir die sie seit eh und je.
Vor mehr als 60 Jahren kauften meine Eltern das Anwesen mit großem Garten, wo heute noch meine Mama lebt,  und schon damals stand dieser Marillenbaum mit einigen anderen im Garten. Also ist der Baum mindestens 70 – 80 Jahre alt.

Und der Geschmack dieser Marillen ist unübertrefflich; sie schmecken fruchtig, süß, aromatisch und duften unvergleichlich. Das Aussehen der Marillen ist nicht immer schön, da sie manchmal auch kleine dunkle Punkte haben, normalerweise aber sind  sie von wunder-schöner Farbe – von goldgelb über aprikot bis himbeerrot. Ganz reif, also „potzweich“, schmecken sie schon fast wie Marmelade. Farblich und geschmacklich unvergleichlich!

Die Marmelade dieser Marillen ist eine besondere Köstlichkeit. Das Aroma dieser Marillensorte entfaltet sich auf besondere Weise. Auf die Ernte der „Ananasmarillen“ in unserem Garten haben wir uns immer besonders gefreut. In manchen Jahren gab es weniger Marillen, aber dafür waren sie umso größer. 
 
Der „Ananas“-Marillenbaum ist kleiner und schlanker als die Marillenbäume der Sorte „Ungarische Beste“, deren Früchte ebenfalls von sehr gutem Geschmack sind. Diese Bäume haben einen dicken Stamm, weitreichende Zweige und Äste, eine große Krone und tragen meist sehr viele Marillen. 



Der „Ananas“-Marillenbaum trotze Sturm und Wind, aber vor einigen Jahren brach ein dicker Ast ab, so dass er einseitig wurde bzw. Schlagseite bekam.
Schaut fast übermütig aus, so schwungvoll . . . steht er da
 Seither musste er immer auf der Schlagseite unterstützt werden, vor allem als er uns in manchen Jahren mit vielen Marillen beglückte.
Im vergangenen Jahr bemerkten wir einige dürre Äste und auch sonst machte der Baum einen besorgniserregenden Eindruck. Die Marillen im Jahr 2015 waren allerdings die besten seit vielen Jahren.

Und natürlich auch die Marmelade – ein Genuss!

 (Himbeermarmelade drängte sich in den Vordergrund)

Der Baum machte mir Sorge und so erkundigten wir uns bei der Arche Noah, wie der Baum zu retten und was zu tun wäre. Ich will den Baum unbedingt erhalten oder veredeln lassen, um einen Marillenbaum dieser Sorte im Garten zu haben. 

Man empfahl uns mit einem kleinen Zweig und einigen reifen Marillen nach Schiltern bei Langenlois zu kommen, um die Sorte bestimmen zu lassen. Anfang Juli machten wir uns mit den erforderlichen „Zutaten“ zur Arche Noah auf.

Nach einiger Zeit erhielten wir die Nachricht, dass unserer „Ananas“-Marillenbaum eigentlich ein Marillenbaum der Sorte „Nancy“ sei, eine Sorte, die im 18. Jahrhundert von Frankreich aus auch in  Österreich Einzug gehalten hat.

Arche Noah empfahl uns, die Veredelung in einer Baumschule im Marchfeld durchführen zu lassen. Der Chef der Baumschule riet mir, im August einige Zweige zu ihm zu bringen. Dabei sollte ich knapp vor der Fahrt in die Baumschule Folgendes beachten:

Zuerst einjährige Zweige ellenbogenlang abschneiden, dann die Blätter bzw. Stängel der Blätter bis auf einen Zentimeter Länge kürzen; die so zurechtgeschnittenen Zweige in kaltes Wasser legen und bald danach in ein feuchtes Tuch oder nasse Zeitungen einwickeln. Das Ganze habe ich dann in eine Kühltasche gelegt und so bin losgefahren. Das war aufregend und ließ fast den Vergleich einer Vorbereitung zu einem chirurgischen Eingriff strapazieren. Ich bin aber ohne Blaulicht zur Baumschule gefahren …

In der Baumschule wurde mir anhand einer Bestimmungstabelle, die viele Marillensorten aufwies, unsere NANCY-Marille im Vergleich zur „Ananas“-Marille gezeigt. Die hat ja tatsächlich die gelbliche Farbe einer Ananas-Tropenfrucht. Also total farblos gegenüber unserer farbintensiven Marille nun als Sorte „Nancy“ bekannt. 

Und so hat die Baumschule die Aufgabe übernommen, die mitgebrachten Zweige auf  einen anderen Marillenzweig aufzupfropfen, also zu veredeln.

Im heurigen Frühjahr zeigte sich der gute alte Baum bereits müde, die Blätter waren ein wenig eingerollt, aber er trug Blüten und . . . 

. . . einige Wochen später waren auch schon einige grüne Marillen zu erkennen. 


Vielleicht können wir heuer noch die köstlichen Früchte genießen. Das wäre wunderbar!
Leider bemerkte ich bei der gestrigen Besichtigung des alten Marillenbaumes, dass sich die Hoffnung auf eine heurige Marillenernte wohl nicht aufrechterhalten lässt, denn die kleinen Marillen sind faltige Schrumpfmarillen, die Blätter sind trocken und ringeln sich ein, außerdem sind viele kleine Äste dürr. Schade! Aber dieser „alte Franzose“ hat nun seinen Lebenszyklus abgeschlossen! Uns hat er jahrzehntelang mit den köstlichen Marillen viel Freude gemacht!
Im Vorjahr hat er mir zu verstehen gegeben, dass wir für Nachwuchs sorgen sollten und so konnten wir die  jungen Nancys in seiner Nähe einsetzen. Wie froh bin ich nun, dass ich gerade rechtzeitig die Zeichen der „Übergabe“ erkannt habe.

Von dem Versuch mehrere Zweige zu veredeln sind als Ergebnis nur zwei Bäumchen geworden, aber das ist immerhin ein guter Start, ein zufriedenstellender Neubeginn! Eine Baumschule  im Marchfeld hat wunderbare Arbeit geleistet.


Und nun ist es so weit und gestern haben wir die zwei jungen „Nancys“ in der Nähe des Mutterbaumes eingesetzt.
Wunderbar passen die beiden Jünglinge in den Garten!
In zwei bis drei Jahren können wir schon die ersten NANCY-Marillen genießen!