Seiten

Sonntag, 20. September 2015

Peter Doskozil: mein cooler Held:



Vom ersten Tag der Krise an – es begann mit der entsetzlichen Tragödie der 71 toten Menschen im ungarischen Schlepper-Kühltransporter – war Doskozil ein Pol der Ruhe und Besonnenheit. Gleichzeitig sah man ihm die tiefe menschliche Betroffenheit an – ein Mann mit Gefühlen, der trotzdem mit Überblick und Strategie seinen Job macht. Toll, finde ichAuch heute, als sich die Situation in Nickelsdorf plötzlich zuspitzte – weil zu viele Flüchtlinge schon viel zu lange auf Weitertransport gewartet hatten – entschied sich Doskozil für die richtige Vorgangsweise.
Auf der einen Seite gestattete die burgendländische Polizei, dass Privat-Taxis flüchtlinge nach Wien bringen durften, auf der anderen Seite wurden Autobusse bereitgestellt, obwohl noch gar nicht klar war, WO es Quartiere gibt

Hier ein Bericht aus dem ORF Burgenland


„ Am Sonntagnachmittag ließ Doskozil trotz fehlendem Ziel Flüchtlinge in die Busse steigen. „Ich habe jetzt Druck gemacht, dass wir Quartiere kriegen..Die Quartiere sind das Um und Auf. Das ist die größte Herausforderung“, so der Polizeichef. Im Bereich des Flugdachs standen am Sonntagnachmittag die Menschen in einer Reihe und warteten geduldig.
„Im Extremfall, wenn sich da nichts tut und keine Quartiere da sind, können sie auf die Autobahn auffahren und fahren eine Runde Sightseeingtour. So arg es klingt. Sie müssen einmal hier weg, damit die anderen merken, es tut sich etwas. Die Leute haben applaudiert und geschrien, als die Busse gekommen sind. Da merkt man gleich, da geht was weiter. Und wenn man da stundenlang steht und es geht nichts weiter, dann hältst du diese Menge nicht mehr“, so Doskozil.


                                                         orf.at Nickelsdorf vor 9 Stunden

Am Sonntag seien 8.500 Personen nach Nickelsdorf gekommen, lediglich 2.000 habe man in Bussen und Zügen weiterbringen können Ein Zug soll am Sonntag noch nach Wien abfahren. „Aber das wird reichlich wenig sein bei der Menge. Vor allem auch weil man nie sicher sein kann, was noch kommt. Ich habe gehört in Ungarn sind 20.000 bis 25.000 Flüchtlinge aufhältig. Ich weiß nicht, ob das stimmt“, so Doskozil. Die Informationen aus Ungarn seien nach wie vor spärlich.

Dass die wartenden Menschen irgendwann Richtung Autobahn stürmen würden, glaube Doskozil nicht. Deshalb habe man eben Busse befüllt. Im schlimmsten Fall, das sei der angenehmere Worst Case, werde man aber ein geordnetes Abströmen über die Autobahn zulassen. „Das geordnete Abströmen über die Autobahn unter dem Aspekt, dass viele da sind, ist angenehmer und finde ich auch vertretbar, wenn es nicht anders geht“, so Doskozil. Dieser Abstrom würde unter Polizeibegleitung erfolgen. „Bevor es Szenen gibt, die wir nicht wollen, bevor sie in die Ortschaften ungeordnet abströmen, werden wir sie über die Autobahn abströmen lassen - in Richtung Wien, denn Richtung Ungarn gehen sie nicht“, so Doskozil.

Unterbringung ist die Herausforderung
Zur Frage, ob es eine Prognose für die nächsten Stunden und Tage gebe, sagte Doskozil: "Die einzige Prognose ist, dass es nicht aufhören wird. Das Auslangen dürfte man hier in Nickelsdorf in Hinblick auf die Verpflegung bei 10.000 bis maximal 15.000 Personen gefunden haben. Zwar habe man auch schon mal 20.000 Leute hier gehabt, allerdings mit besseren Strukturen. Sollten Tausende weitere kommen, so sei die Verpflegung beziehungsweise der Aufenthalt hier nicht das Problem. Die Unterbringung sei die große Herausforderung. 

Personell war die Polizei am Sonntag mit 100, das Bundesheer mit 70 Leuten in Nickelsdorf vor Ort. Kollegen aus Wien und Niederösterreich halfen aus. Aber es werde immer schwieriger, sagte der Polizeichef. „Es gibt auch auf der Führungsebene die ersten Krankenstände. Das ist für mich eine klare Entwicklung, was jetzt gar nicht negativ gemeint ist. Wir können nur hoffen, dass wir genug Ersatzkräfte bekommen, wenn es so weiter geht“, sagte Doskozil.