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Freitag, 3. April 2015

nur so - als die Bettler noch "Herr Schorsch" hießen

Karfreitag - und ich denke - an Weihnachten
Opfer von Wasser in Wein-Wunder?
wo anfangen?
bin einkaufen - vor mir ein Herr, kauft eine Menge Osterklumpert aber auch 2 Packungen Kuchen, belegte Brote, Mandarinen, Cola ...nix Ungewönhnliches. Mir fällt nur auf, dass er all das danach in einen großen österlich bedruckten Sack steckt.
Als ich selbst fertig bin, sehe ich beim Hinausgehen: das war ein als Pensionist verkleideter Osterhase. Der Herr spricht mit der jungen Rumänin, die ,abwechselnd mit anderen Rumänen,
vor dem Supermarkt Stammbettlerin ist. Der Sack ist für sie - ich kenne sie ja auch gut. So viele Jahre ist sie da, mit den üblichen Pausen zum Heimfahren. Schwanger war sie, inzwischen hat sie einen einjährigen Jungen. Immer wieder zeigt sie mir die Fotos. Ich weiß auch, dass andere Supermarktkunden immer wieder Babysachen bringen ... aber der Ostersack des Mannes vor mir rührt mich besonders.

Da erinnere ich mich: der hat doch vor längerem einmal einen großen Pack Zeitungen gekauft - Kurier-Krone etc - und sie danach dem Bettler vor der Tür gegeben.
Auch als Geschenk: damit der etwas hat zum Weiterverkaufen!

ich rede den Mann an und sage ihm,wie sehr mir das alles imponiert. "Ach ja, die Zeitungen" sagt er - die kann ich jetzt nicht mehr verteilen, ein paar Schritte weiter steht ja ein "richtiger" Zeitungsverkäufer (aus Bangla Desh), dem kann ich as Geschäft nicht verderben! Man muss halt immer schauen, dass man das Richtige für die Leute tut" 

ja und da fiel mir Weihnachten ein - vor vielen vielen Jahren. Ich war noch gar nicht verheiratet, habe aber mit meinem Freund, meinem spätern Mann, gemeinsam Weihnachten feiern wollen. Weil Helmut total unkompliziert war, habe ich ihm von einem langjänhrigen Wunsch erzählt, den ich daheim,bei den Eltern, nie hätte verwirklichen können. Ich wollte Weihnachten einmal jemand Armen einladen...
so fromme Sozialromantik halt.
Helmut hat die Idee gut gefallen, kein Problem, bei seinem Stammheurigen in P  gäbe es einen Stamm-Bettler. Er wird ihn fragen ....
und tatsächlich: der Mann sagte zu.
Ich war sehr aufgeregt. "Heiliger Abend" Helmut hat vorgekocht, weil das war nicht so meines, ich musste den Schweinsbraten nur "übergießen". Knödel waren auch schon fertig. Den Tisch habe ich gedeckt und aus dem Keller Cola und Almdudler und Apfelsaft geholt .....

Dann kamen die Männer: "das ist der Herr Schorsch" sagte Helmut und der "Geruch" vom Herrn Schorsch hat mein frommes Herz entzückt: "ja er roch ein bissl ungewaschen und nach viel Rauch und Alkoholischem": ein "echter Bettler"
aber in seinem Verhalten war er ein "Herr".
Bald bekam ich mit, dass es beim Heurigen eine Ehre war, wenn der Herr Schorsch zum Tisch kam und man ihn auf ein Vierterl (oder mehr) einladen DURFTE.
Dass er meinen Mann sogar nach Hause begleitete, das war für Helmut ja direkt eine Auszeichnung.
Als wir uns zum Essen setzten und mein Mann die "Getränke" sah, lachte er - lief nochmals in den Keller und kam mit zwei Flaschen Wein herauf
"Herzilein" sagte er zu mir "der Herr Schorsch will ja mit uns "feiern" ... (nix Cola,nix Apfelsaft)
Und die beiden Herren genossen ....
Nur zum Rauchen habe ich den "Herrn Schorsch" dann doch auf den Balkon geschickt ...
er blieb lange und Helmut brachte ihn wieder nach Hause
(und ich habe noch tagelang gelüftet...)
aber ich  hatte gelernt: man muss die Freude machen, die für den Anderen Freude ist

so gesehen, denke ich mir, freuen sich unsere Bettler vorm Supermarkt eh auch übers Geld
Wenn auch so ein "Ostersackerl" vermutlich etwas Besonderes ist.