"Chag
Sameach" (Fröhliches Fest) und "Pessach kasher" (Koscheres
Pessach) wünschen einander in diesen Tagen unsere jüdischen Freunde. Pessach hat heute, Freitag abend begonnen und dauert bis zum 11.April. Heuer fast zeitgleich mit dem christlichen "Ostern". Eigentlich gemeinsam feieren Christen und Juden "Befreiung"
und "NEU werden". Gemeinsam lesen wir die "Geschichte unserer Befreiung"
- EXODUS: der Auszug aus Ägypten.
Gott führt sein Volk und jeden einzelnen in
die Freiheit - und Verantwortung
Das
jüdische Pessach ist ein Fest der Familie, es wird nicht in der Synagoge,
sondern zu Hause gefeiert.
Gleichzeitig
ist Pessach ist auch das Frühlingsfest, in dem die blühende Natur die
Erneuerung und das Erwachen eines Volkes symbolisiert. Vor allem aber ist es
das Fest der Freiheit, der Freiheit jedes Einzelnen. Gott führte die Israeliten
in der Nacht vom 14. zum 15. Nissan vom Tod zum Leben, von der Sklaverei in die
Freiheit. Nach jüdischem Verständnis war Israel in Ägypten noch eine
unbedeutende, gestaltlose Menschenmasse. Durch die Befreiung aus der Sklaverei
des Pharaos wurde Israel erst zu einem wirklichen Volk.
Vor
dem Pessachfest wird das Haus von allem Sauerteig gereinigt: Dadurch soll
deutlich werden, dass alles, was im Leben zur Gewohnheit geworden und auch
"versklavt", entfernt wird. Die Gläubigen nehmen ganz bewusst ein
Bad und kleiden sich in neue weiße Gewänder. Zu Beginn der
Frühlingsvollmond-Nacht, in der Nacht zum 15. Nissan, finden sich alle im Haus
zusammen, bereit zum Aufbruch in die von Gott geschenkte Freiheit. An diesem
Abend wird der "Seder" gefeiert. Seder heißt "Ordnung".
Damit ist die genaue Ordnung dieses speziellen Abends gemeint, die in einem
Buch, der "Haggada", genau aufgeschrieben ist.
Der Auszug
aus dem "Sklavenhaus" Ägypten soll in den Speisen und Getränken von
jedem Juden hier und heute erlebt werden. Jeder Mitfeiernde erlebt die Befreiung,
die Gott schenken will. Auf
einem Teller liegen die Zeichen der Sklaverei: Das Salzwasser als Zeichen der Tränen, der beißend-scharfe Kren für
die erlebte Bitternis (Maror), die
herbe Frucht der Erde (Karpas), zu
der die Israeliten herabgedrückt waren, und der lehmfarbene, weingetränkte
Nussbrei (Charosseth) für die
Ziegel, die die Israeliten in Ägypten herstellen mussten. Daneben liegen auf
dem Teller die Zeichen der Errettung zu neuem Leben: Ein kleiner Knochen des Lammes, durch dessen Opferung der
"Todesengel" die Erstgeborenen unter den Israeliten verschonte, und das Ei, das Zeichen des ewigen
Lebens.
In
einer Tasche liegen drei ungesäuerte Brote (Mazzoth), die den dreigliedrigen
"Leib" ganz Israels (Kohen, Lewi, Israel) verkörpern. Dazu gehört
auch der Wein für den Kelch des Heiles, von dem in der Nacht des Festes vier
mal getrunken wird. Er ist Sinnbild für die stufenweise Errettung Israels. Ein
besonderer Weinkelch steht bereit für den Propheten Elija, den Vorboten des
Messias.
Erinnerung an die Befreiung
Nach Entzünden der Lichter und
Heiligung der Versammlung (Kiddusch) versetzen sich alle Anwesenden noch einmal
zurück in den Zustand des Sklaventums, um den Auszug in die Freiheit in der
Feier des Pessachmahles zu durchleben.
Das jüngste der anwesenden Kinder fragt,
was diese Nacht von allen anderen Nächten unterscheide. Der Hausvater
antwortet: "Sklaven waren wir einst dem Pharao in Ägypten, da führte uns
der Ewige, unser Gott, von dort heraus mit starker Hand und ausgestrecktem
Arm." Es wird die Befreiungsgeschichte so erzählt, dass sowohl das kleine
Kind als auch der Gelehrte die Errettung nacherleben können. Zugleich werden in
festgelegter Ordnung (Seder) die genannten Speisen gegessen. So können alle,
die am Mahl teilnehmen, den Weg auch körperlich erleben. Danach folgt die
Festmahlzeit, die mit dem Tischgebet und Lobpreisungen abgeschlossen wird.
Aber auf die
endgültige die Erlösung und Befreiung, auf den Messias, wartet das jüdische
Volk immer noch. Das drückt sich im abschließenden Wunsch aus: