Seiten

Sonntag, 14. September 2014

Irmgard - manchmal auch "pfeiff drauf"

                                                     Lesung 12.9.2014  Haus Döbling

Ich hatte mich mitgefreut: eine Lesung von Irmgard in einem Pensionistenwohnheim in Döbling - humorvolle Texte in Mundart zum Thema "Gesundheit" - mit flotter musikalischer Untermalung.
Schon vor ihrer Erkrankung hat Irmgard immer wieder in verschiedenen Einrichtungen
"gelesen". Entweder aus ihren eigenen Texten vom "Herr Max" - oder Anderes, was sich zum Thema anbot. Dann kam die schwere Erkrankung - DANACH hätte es auch durchaus sein können, dass Irmgard schwere Einschränkungen beim Sprechen hat, sie war auf das Schlimmste gefasst.
"Zungengrundkrebs". Aber nach langer Rehabilitation doch wieder alles FAST normal.
Also plant sie nun auch wieder neue LESUNGEN: wenn sie auch fürs Erste ein bissl "fuchtig"
ist - und vielleicht damit nicht ganz so Unrecht hat. Wie schleißig gehen Insitutionen oft mit "ehrenamtlichen" Angeboten um - "was nix kostet - ist nix wert"
Irmgard, lass dich ja nicht ENT-MUTIGEN!
Die Menschen,die dich gehört haben, die hatten einen vergnüglichen Nachmittag!!!

                                                                     - 31 - 
Motivation – 
etwas, das wir in verschiedenen Lebenslagen alle brauchen. 
Je älter wir werden, umso mehr.

Erst gestern wurde mir dies wieder einmal drastisch vor Augen geführt, als ich – sehr wohl motiviert und bestens vorbereitet– ins Haus Döbling, einem der Häuser zum Leben, zu einer schon lange geplanten Lesung fuhr, die mit der für Veranstaltungen zuständigen und  interessiert scheinenden Person vereinbart wurde. Ich hatte es mir halt so vorgestellt, daß ich von dieser Person begrüßt werden würde, sie ein paar einleitende Wort spricht, um mich vorzustellen und mir jemanden zur Seite stellt, der den CD-Player bedienen kann.
Doch es kam ganz anders. Die betreffende Person bekam ich gar nicht zu Gesicht,  sie war bereits am Weg ins Wochenende, ein junger Pfleger rückte zwar mit dem CD-Player an, hatte von nichts eine Ahnung, der kleine Veranstaltungsraum war verschlossen und darin nichts vorbereitet. Also musste ich improvisieren, mich selbst vorstellen und gute Miene zum bösen Spiel machen. Denn vorbereitet und motiviert waren auch die Bewohnerinnen kaum. Es hing zwar wie üblich in jedem Stock ein Zettel mit dem Hinweis auf die Lesung, aber das war schon alles. Eine Handvoll Bewohnerinnen des Hauses und zum Glück vier Freundinnen lauschten dann sehr wohl aufmerksam den amüsanten Texten und der dazu passenden Musik.

Da ich dies ehrenamtlich mache, drängt sich natürlich der Gedanke auf: etwas, das nichts kostet, ist nichts wert – denn müsste für eine(n) Vortragende(n) ein Honorar bezahlt werden, wäre man sehr wohl dahinter, dass viele Personen des Hauses die Veranstaltungen besuchen, damit ‚es sich rechnet‘. 

Fazit: meine Motivation, unter diesen Voraussetzungen so etwas noch einmal zu machen, ist geschwunden."
  
aber JETZT: noch 
"SONNTAGSRUHE" mit dem Herrn MAX 


 Bild Charlotte Graninger

Sonntagsruhe
Am Sonntag, da hat es Herr Max nicht eilig,
die Sonntagsruhe, ja die ist ihm heilig.
Genießt mit Moritz das Frühstück im Garten,
ist heute doch niemand bei ihm zu erwarten.
Er hat sich getäuscht, es klingelt am Tor.
Der Schock ist groß, es stehen davor
die Nichte Mathilde mit Hund und zwei Knaben,
den Zwillingen, und wollen sich bei ihm laben.
Die Nichte, die stürzt sich sogleich in die Küche,
verbreitet im Handumdrehn gute Gerüche.
Doch leider mischt sich in den Essensgeruch
Zigarettengestank, wahrlich ein Fluch.
Sie kann es nicht lassen, tschickt ununterbrochen,
beim Reden, beim Trinken und auch beim Kochen.
Die Hunde verstehn sich, werfen sich in die Beete,
wo Max erst vor kurzem Blumensamen säte.
Die Zwillinge, die kann Max nicht unterscheiden,
weiß nicht, wer der schlimmere ist von den beiden.
Mit Handy und Smartphone verbreiten sie Krach,
die Nachbarn, die stört’s, doch sie geben nicht nach.
Das Essen, ja das gab dann wirklich was her,
die Küche erkennt Max danach nimmermehr.
Es war wohl ein hoher Preis für 1 gutes Essen,
was Max allerding niemals mehr wird vergessen.
Die Nachbarn vergrämt, der Garten durchwühlt.
Kein Mensch fragt den armen Mann, wie er sich fühlt
.
Die Küche ein Chaos, das Haus voll Gestank,
Herr Max ist verzweifelt, man erwartet Dank
für diesen gelungenen Sonntagsbesuch.
Doch Max denkt dabei nur an Omas Spruch: 

Freunde kann man sich aussuchen, Verwandte nicht. 

Herr Max, der stöhnt mit letzter Kraft:
Der Sonntag gehört abgeschafft. 

Text Irmgard Czerny