ein zutreffenderes Motto könnte es für Maria nicht geben. Natürlich habe ich auch sie im facebook entdeckt, Architektin aus Graz - Diplom Ingenieurin, immer schon Alleinerzieherin, Mutter einer wunderbaren Tochter, Lehrerin, Mentalcoach, Bibliodrama-Gestalterin, Fotografin - ausgestattet mit den vielfältigsten Begabungen - oder auch "heimgesucht"von all diesen Talenten - denn oft denke ich mir, (wenn meine Bewunderung für Maria gerade wieder einmal in kleinlichen Neid umzuschlagen droht): sei froh, dass du selbst nicht täglich vor so vielen Lebens-Möglichkeiten (und Zerreißproben) stehst wie Maria. Eingebunden in ihre tägliche "Brot-Arbeit" - und ohnehin in einem wunderbaren Haus mit Garten in Graz wohnend - begann sie plötzlich ein "Haus am Land zu suchen" - und noch schlimmer - "dieses Haus nach eigenen Vorstellungen um-zu bauen". Mir schien das der Anfang vom WAHNSINN - Wieviel Mut und Wahn braucht es - so dem SINN auf die Spur zu kommen?
Ich bat Maria, BITTE SCHREIB für mich:
was denkst du dir,wenn du so mit deinem Kleinbus von Graz ins Burgenland pendelst -
von einem fix und fertigen Haus da - nach dort, wo alles irgendwie immer im Auf-und Umbruch ist.
August 2014
Ich
fahre von Wien nach Graz auf der Autobahn.
Zwischen
Baden und Seebenstein spannt sich der Himmel über der Erde auf besondere Weise
weit. Fühle mich eingebunden und mitten drin – zwischen Himmel und Erde. Mein
reiches Leben kommt mir in den Sinn – mit all den kaum aushaltbaren Schmerzen
und den wenigen Glücksmomenten und ganz viel Dankbarkeit erfüllt mich. Es ist,
wie wenn ich Teil wäre vom großen Ganzen.
Gott
– du brennender Dornbusch in mir, der mich verzehrt und lebendig macht
gleichzeitig.
Ich lebe mein Leben in
wachsenden Ringen
Die sich über die
Dinge ziehn.
Ich werde den letzten
vielleicht nicht vollbringen,
aber versuchen will
ich ihn.
Ich kreise um Gott, um
den uralten Turm
und ich kreise
jahrtausendelang.
Und ich weiß noch
nicht:
Bin ich ein Falke, ein
Sturm oder ein großer Gesang
(Rainer Maria Rilke)
Die
Bäume fallen mir ein und dass
ich die Arbeit in meinem Wald liebe, das Aufräumen dort, das Zusammenlegen der
Äste zu einem Haufen,… Diese Arbeit hat mich noch nie erschöpft. Im Gegenteil:
Sie richtet mich auf, macht den Kopf klar und die Gesinnung gerade. Die
Gelassenheit der Bäume überträgt sich auf mich – das hab ich schon oft erlebt
Immer
noch im Auto zwischen Wien und Graz.
Wo bin ich die „ich bin da“, die pure Gegenwärtigkeit?“
Was
hat mich hierher geführt auf diese Erde? Das Teilnehmen an der Schöpfung,
Kreativität, das Gestalten?
Diese
Vielfältigkeit in meinem Leben. Wer oder was ist das Gefäß für all das? Viele
Fragen – ohne Stress, sie beantworten zu müssen. Sie sind einfach da und
begleiten mich auf dieser Autofahrt.
Schon
als Kind habe ich das Gestalten geliebt. Meine Schwester und ich durften unser
Zimmer so oft umbauen wie wir wollten. Geld gab es keines, aber Kisten und
Decken und Schachteln. Der Erdhaufen hinter dem Haus wurde regelrecht zu einem
Dorf mit Wegen und Plätzen umgestaltet. Jedes von uns vier Kindern hatte dort
einen eigenen Bereich, eine eigene Wohnung.
Später
bin ich zuerst Arbeitslehrerin (für Handarbeit und Hauswirtschaft) geworden und
dann Architektin. (Nein, so geradlinig und direkt war der Weg nicht, aber davon
soll hier nicht die Rede sein).
Die
Gedanken auf der Autobahn schweifen zu meinem „Burgenland-Projekt“:
Haus
renovieren und Landschaftsgarten anlegen.
2011
hab ich mir im Südburgenland eine kleine Landwirtschaft gekauft wo ca. 35 Jahre
lang nichts geschehen ist. Der Weingarten ist verschwunden, aus dem Acker
wachsen die Schwarzerlen und aus der Wiese mit dem Obstgarten wurde ein Brennnessel-Dornengestrüpp
mit Bäumen und Sträuchern – alles zugewachsen. Zum Teil sind die Bäume aus dem
Haus gewachsen. Überall Schatten. Kleines Haus, große Scheune, schöner
Innenhof.
Was
hat mich, eine berufstätige, 57-jährige, allein stehende Frau zu so einem
Projekt bewegt (zusätzlich zum Wohnort Graz)?
- Geldanlage? Hat sich als
Geldverbrauchsprojekt herausgestellt
- Gut dastehen wollen /
bewundert werden? – Ist alles auf Sand gebaut / trägt nicht
- Sich selbst beweisen
wollen? – Hat schon was Reizvolles, mündet aber in Arbeit ohne Ende
- Ruhe- und Stillebedürfnis?
– Wurde zum Teil erfüllt, den Rest erfüllen Kreissägen, Rasenmäher, Traktoren
und ganz besonders die Motorsensen der Nachbarschaft
- Für mich war es vor allem die Sehnsucht nach Stille. Einmal nichts hören – nur die Natur. Der Lärm der landwirtschaftlichen Maschinen ist ein anderer, als der Dauerlärm der Stadt.
- Weiters war es zu diesem Zeitpunkt 2011 auch die körperliche Tätigkeit. Aus der Starre eines tiefen Seelenschmerzes irgendwie herauskommen durch das Tun. In Bewegung kommen – körperlich und in der Folge auch seelisch. Nicht mehr grübeln weil jede Sekunde ausgefüllt war mit überlegen wer was wann wie macht.
- Ich wollte einen Landschaftsgarten anlegen – mit Wegen und Plätzen. Dazu braucht es Bäume, die schon älter waren, sonst erlebe ich das Ambiente nicht mehr
- Das Haus sollte klein sein, weil das Geld für ein größeres nicht reicht.
- In Zukunft könnte es auch ein Rückzugsort für andere Menschen werden, die so wie ich die Stille suchen. In diesem Punkt spießt es sich im Moment, weil das gefundene Haus eben sehr klein ist. Aber es ist noch nicht aller Tage Abend – mal sehen, was die Zukunft noch bringt. Vielleicht baue ich noch einen Gartenraum dazu……
Die
ersten Arbeiten waren Roden und Niederschlägeln von Dornen und Brennnesseln.
Ein Bagger hat die Erde vom Haus weg geschoben und diese mit einer
Steinschlichtung befestigt.
Dann
war das Wohnhaus dran: Sämtlicher Putz wurde entfernt, die morschen Deckenträme
ausgewechselt, der ganze Fußbodenaufbau ist neu, zum Teil wurden die Wände
trocken gelegt, Zwischenwände versetzt, alles neu verputzt. Ich habe nur mit
Sumpfkalk arbeiten lassen. In der Scheune hab ich aufgeräumt, 4 Anhänger voll
Gerümpel entsorgt, ausgebessert, gekalkt, Unmengen von Ziegeln geputzt, hab
geschaufelt, war immer staubig, entweder im Auto geschlafen oder auf der
Baustelle,…
Beim
Einstandsfest gab es in der geputzten Scheune einen Bilder – Vortrag und das
Buffet im kühlen ehemaligen Schweinestall.
Nach
einem Jahr war das Häuschen bewohnbar: 2 Schlafzimmer, eine Wohnküche, ein Bad.
Ein Kachelofen heizt das ganze Haus - es ist schön geworden
Im
Winter bezw. Frühjahr lasse ich immer Holz schlägern. Spalten, zum Trocknen
aufschlichten und nach 2 Jahren ofenfertig schneiden und nochmals schlichten –
das ist dann wieder meine Arbeit. Eigentlich kommt mir das alles viel teurer,
als wenn ich mir das Holz ofenfertig zustellen lasse – aber ich kann nicht
anders, als das eigene Holz eben selber verarbeiten / verarbeiten lassen.
Hab
erfahren, dass es mir zu mühsam ist mit der Scheibtruhe voll Holz einen weiten
Weg durch den Schnee zurückzulegen. So habe ich mich entschieden, an der
Nordseite des Hauses eine überdachte Holzlage zu bauen und im Hof einen
überdachten Bereich, der auch zum Holz lagern verwendet werden kann, besonders
aber als Erweiterung des Wohnbereiches im Sommer dient.
Und
so hab ich rund ums Haus 2014 noch einmal eine Baustelle eröffnet.
Und
wer weiß, was noch alles kommt – „man weiß ja nie genug vom Leben“ (Ueli Hofer)
Bei
Seebenstein muss ich immer aufpassen: Fahre ich über Gleisdorf oder über Bruck
/ Mur? Ich entscheide mich über Bruck / Mur. Die Landschaft wird enger, die
Straße auch, der Himmel ist anders, irgendwie weiter weg. Die Aufmerksamkeit
ist wieder mehr bei der Autofahrt – gegenwärtig.
Einmal,
als ich so ganz intensiv auf der Suche nach „wie schafft man es, immer
gegenwärtig zu sein“ war, hat die Sonne mir geantwortet:
“Wenn ich dein Problem hätte, gäbe es mich gar nicht. Dass ich da bin ist Gegenwart genug!“
So einfach ist das
“Wenn ich dein Problem hätte, gäbe es mich gar nicht. Dass ich da bin ist Gegenwart genug!“
So einfach ist das
DI
Maria Stachel
Architektin, Handwerkerin, Gärtnerin, Coach für
The Work of Byron Katie, Bibliodramaleiterin