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Donnerstag, 25. September 2014

...warum soo früh? ICH HABE SO GERN GELEBT


                                                                      Foto Irmgard Czerny

So oft denke ich mir: wie tapfer ist der Mensch. Letztlich wissen wir alle, dass wir auf den
Tod, auf unser Sterben hin-leben. Ein furchtbares Paradoxon. Geboren werden - um zu sterben.
Für mich ist mein Glauben eine Hilfe. Im Tod Jesu - im Tod jedes Menschen -
sehe ich wie in einem Doppelbild gleichzeitig auch die Auferstehung, den Nicht-TOD.
Aber wie es wirklich sein wird, DANN?, wenn es mich end-gültig betrifft?
Vor wenigen Tagen bekam ich eine Todesanzeige, auf der neben dem Foto kein frommer Spruch stand, sondern nur ein Satz: "ICH HABE SO GERNE GELEBT" Der Mann war gerade 60 Jahre alt, Frau und zwei studierende Söhne bleiben zurück. Eine Anklage - und ich glaube, es ist gut so.

Meine Freundin Irmgard, die ihre zwei schweren Krebserkrankungen so tapfer getragen hat, ist verständlicherweise besonders sensibel ....

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Wenn sich das Schicksal nicht an "die übliche Reihenfolge hält".

Bei einem meiner letzten Besuch im Sonnberghof stand ich im Büro meiner Freundin, die zwar Angestellte des Hauses ist, mit ihrem bereits  sich über Jahre  hinziehenden Hautkrebs aber  genauso gut Patientin sein könnte, und mein Blick fiel auf eine Parte an der Pinnwand. Ich fragte meine Freundin, ob denn ein Familienmitglied gestorben sei. Sie verneinte und brachte mir den Fall einer jungen Frau in Erinnerung, die auch ich erst vor kurzem kennengelernt hatte, mit ihr und ihrem Mann kurz im Gespräch war, als sie ihr kleines  Kind im Kinderwagen im Restaurant an mir vorbeiführten.  
Es war jene junge Frau, für die es keine Hoffnung mehr gab.


Diese junge Frau ließ also nicht nur ihren Mann und das gemeinsame Kind zurück, sie ließ auch mit ziemlicher Sicherheit ihre eigene Mutter zurück. Und da sie sehr jung war, ist es durchaus möglich, daß auch noch eine Großmutter  ihrem Enkelkind nachschauen musste.

Ich habe zwar selbst keine Kinder und bereits in jungen Jahren innerhalb eines halben Jahres beide Elternteile verloren, dennoch muß es für einen Menschen das Schlimmste sein, ein – und im allerschlimmsten Fall das einzige - Kind für immer zu verlieren.

es übersteigt unser seelisches Fassungsvermögen: aber schließen wir in diese Fassunslosigkeit und diesen Schmerz ganz besonders auch jene Männer ein, die in den letzten Wochen
so grausame Opfer von Fanatikern geworden sind, zuletzt gestern der Franzose Herve´Gourdel.