Die erste Lesung erzählt heute eine Geschichte, die wir vermutlich alle kennen. Die Geschichte von Jona und dem Wal. Jona ist ein Prophet, den Jahwe in die große Stadt Ninive senden will, um die sündigen Menschen dort vor ihrem Untergang zu warnen. Jona hat mit dieser Berufung absolut keine Freude. Er flieht auf ein Schiff, das ihn anderswo hinbringen soll. ABER: das Schiff gerät in Seenot, die Besatzung erfährt, dass da einer am Schiff ist, der vor einem Auftrag Gottes davonläuft, und so wird dieser Passagier schnell über Bord geschmissen, damit sich die See wieder beruhigt, das heißt, damit die Götter Ruhe geben.
Wir wissen, wie die Geschichte weiter geht. Ein großer Wal verschlingt den Jona aber nach drei Tagen im Bauch des Wals spuckt dieser Jona aus – und das ausgerechnet am Strand von Ninive. So, jetzt muss Jona seinen Auftrag erfüllen. Merke: wenn Gott einen ruft, dann entkommt man diesem Ruf nicht so schnell. Jona durchquert also die große Stadt Ninive und er kündigt deren Zerstörung an – aber da passiert das Unglaubliche. Die Menschen von Ninive und selbst der König bereuen ihr Unrecht und tun Buße. Und nun passiert noch Unglaublicheres: Diese Umkehr besänftigt Gott. Anders als angedroht, zerstört Gott Ninive nun nicht. „Es reute ihn“, heißt es in der Lesung aus der jüdischen Bibel. Im Empfinden der Menschen hat sich nun das Gottesbild verändert. Man kann sich mit Gott versöhnen, wenn man sich ernsthaft ändern will. KEHRT UM, Das ist es auch, was Jesus predigt: KEHRT UM! Aber um das zu tun, muss man wohl zuerst erkennen, was man falsch macht. So bitten wir heute
dass wir erkennen: dass nicht alles gut und richtig ist, nur weil wir es jahrzehntelang schon genauso gemacht haben
dass wir erkennen: dass wir Bequemlichkeit überwinden müssen, um Neues an uns heranzulassen
dass wir erkennen: wie sehr wir an Dingen festhalten, die uns schon längst zur Last geworden sind
dass wir erkennen: wie sehr manche unserer alten Gewohnheiten auch eine Belastung für andere sind,
dass wir auf das schauen, womit wir uns und anderen das Leben leichter machen können
dass wir erkennen: dass wir zumeist nicht GEGEN etwas kämpfen müssen, sondern FÜR etwas, für mehr Miteinander, für mehr Gerechtigkeit, für mehr Frieden, für mehr Freude
und bitten wir nicht zuletzt, dass wir auch erkennen, was Gottes Auftrag an uns selbst ist – und dass wir dann nicht versuchen davon zu laufen
Du guter Gott, so lass uns erkennen, wo auch wir etwas in unserem Leben ändern müssen. Lass uns das nicht als Zwang und Einschränkung sehen, sondern als einen Gewinn von mehr Freiheit. Inständig bitten wir auch heute für die Menschen im Krieg, wir bitten für alle, die in großer Gefahr und Angst sind, wir bitten um Frieden. Amen
Das Jonabüchlein ist im Unterschied zu den anderen Prophetenbüchern keine Sammlung von Einzelsprüchen, sondern eine Novelle (vgl. Josefsnovelle, Rut), die sich um die einzige Prophezeiung des Buches rankt, das Wort gegen Ninive: "Noch vierzig Tage und Ninive ist zerstört". Dem Buch geht es darum, dass das als unbedingt angesagte Unheil doch noch abgewendet werden kann; Gott ist in seinem Handeln souverän, größer, als Jona es begreifen kann. Über allem steht die Aussage von der überragenden Barmherzigkeit Gottes mit allen Menschen/Geschöpfen: "ein gnädiger und barmherziger Gott, langmütig und reich an Huld",
Sprachliche (Verwendung aramäischer Sprachelemente) und inhaltliche Gründe weisen als Entstehung auf das 4. Jh. v.Chr. Das ganze Buch wird am Versöhnungstag in der Synagoge verlesen.
https://www.bibelwissenschaft.de/bibelkunde/altes-testament/dodekapropheton-kleine-propheten/jona/
ERSTE LESUNG |
Jona 3, 1-10 |
„Das Wort des Herrn erging an Jona: Mach dich auf den Weg, und geh nach Ninive, in die große Stadt, und droh ihr all das an, was ich dir sagen werde.
Jona machte sich auf den Weg und ging nach Ninive, wie der Herr es ihm befohlen hatte. Ninive war eine große Stadt vor Gott; man brauchte drei Tage, um sie zu durchqueren. Jona begann, in die Stadt hineinzugehen; er ging einen Tag lang und rief: Noch vierzig Tage, und Ninive ist zerstört!
5Und die Leute von Ninive glaubten Gott. Sie riefen ein Fasten aus, und alle, Groß und Klein, zogen Bußgewänder an. Als die Nachricht davon den König von Ninive erreichte, stand er von seinem Thron auf, legte seinen Königsmantel ab, hüllte sich in ein Bußgewand und setzte sich in die Asche. Er ließ in Ninive ausrufen: Befehl des Königs und seiner Großen: Alle Menschen und Tiere, Rinder, Schafe und Ziegen, sollen nichts essen, nicht weiden und kein Wasser trinken. Sie sollen sich in Bußgewänder hüllen, Menschen und Tiere. Sie sollen laut zu Gott rufen, und jeder soll umkehren und sich von seinen bösen Taten abwenden und von dem Unrecht, das an seinen Händen klebt.
Wer weiß, vielleicht reut es Gott wieder, und er lässt ab von seinem glühenden Zorn, so dass wir nicht zugrunde gehen.
1Und Gott sah ihr Verhalten; er sah, dass sie umkehrten und sich von ihren bösen Taten abwandten. Da reute Gott das Unheil, das er ihnen angedroht hatte, und er führte die Drohung nicht aus“.
EVANGELIUM "Die Zuhörer Jesu verlangen ein Zeichen vom Himmel, ein Zeichen, das jeder Diskussion und jedem Zweifel ein Ende macht. Jesus weist sie ab. Die Bekehrung muss eine persönliche Entscheidung sein, die Gott dem Menschen nicht abnehmen kann. Das Zeichen ist in Wirklichkeit die Person Jesu selbst, so wie es für die Einwohner von Ninive kein anderes Zeichen gab als die Anwesenheit und die Botschaft des Propheten" https://www.erzabtei-beuron.de/schott/schott_anz/index.html?datum=2024-02-21
EVANGELIUM |
Lk 11, 29-32 |
"In jener Zeit, als immer mehr Menschen zu Jesus kamen, sagte er: Diese Generation ist böse. Sie fordert ein Zeichen; aber es wird ihr kein anderes gegeben werden als das Zeichen des Jona. Denn wie Jona für die Einwohner von Ninive ein Zeichen war, so wird es auch der Menschensohn für diese Generation sein.
Die Königin des Südens wird beim Gericht gegen die Männer dieser Generation auftreten und sie verurteilen; denn sie kam vom Ende der Erde, um die Weisheit Salomos zu hören. Hier aber ist einer, der mehr ist als Salomo. Die Männer von Ninive werden beim Gericht gegen diese Generation auftreten und sie verurteilen; denn sie haben sich nach der Predigt des Jona bekehrt. Hier aber ist einer, der mehr ist als Jona“.
https://www.erzabtei-beuron.de/schott/schott_anz/index.html?datum=2024-02-21