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Sonntag, 22. Januar 2023

Fürbitten 23.1. sind Mystiker plemplem ?

 

23.1.2023  Heinrich Seuse 

In der Liturgie feiert man heute den Gedenktag von Heinrich Seuse, einem deutschen Mystiker im 13.Jahrhundert. Er war Dominikanermönch und Schüler des berühmten Meister Eckehart. Mystiker und Mystikerinnen sind in der katholischen Kirche immer einen gefährlichen Weg gegangen, vom Scheiterhaufen bedroht oder in späteren Zeiten vom Kirchen-Ausschluss. Der berühmte Konzilstheologe Karl Rahner aber sagte: „Der Christ von morgen wird Mystiker sein, oder er wird nicht mehr sein“. Später formulierte Rahner das in die Gegenwart: „Der Christ von HEUTE muss Mystiker sein“. Mystiker seien Menschen, sagt Rahner, die selbst etwas von Gott erfahren, die den Mut haben, ihren eigenen Weg zu Gott zu finden und zu gehen. Mystiker finden zu einer tiefen Freude in Gott, den sie ja in sich selbst erfahren. Heinrich Seuse sagte: "Gott will uns nicht der Lust berauben, er will uns Lust geben in Unendlichkeit". So bitten wir heute

 

Dass wir dich IN UNS selbst erfahren Gott, und nicht irgendwo, auch wenn es Theologie ist

Dass wir alle Freude in Dir finden, Gott

Dass wir aber auch allen Schmerz in Dir erkennen können,

Dass wir das Eins-sein mit Dir erfahren – und das EINS sein mit allen Geschöpfen und aller Schöpfung

Dass wir im Eins-sein mit allem barmherzig und liebevoll und verzeihend sind

Dass wir ohne Ängste die Freiheit in Dir, Gott, leben

Dass wir aber auch alle Geschöpfe in deine Freiheit entlassen

Dass uns alle Wege zu dir immer in unseren Alltag führen und wir dich genau dort erfahren, wo wir gerade sind und wo wir gebraucht werden

Der Philosoph Ludwig Wittgenstein sagt: „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“  Guter Gott, lass uns dich jeden Tag mit unserem Leben loben und preisen und lieben, so gut wir es vermögen, in der Liebe Christi Amen


Es tut nichts weher, 
als sich selbst zu überwinden.
Es tut nichts wohler,
als sich selber überwunden zu haben.
Und so gehen denn heutigen Tages 
manche Menschen dahin,
blicken über den dornigen Hang und 
gehen um den Graben ihrer langen Tage herum,
getrauen sich nicht vorzudringen, 
durch die Dornen einer freien Verwegenheit,
dass sie kämen auf die schönen, weiten, 
blumigen Auen geistlicher Schönheit.
Sie loben die Frucht und hätten sie gern – aber die Arbeit verdrießt sie.
Und die Arbeit, die sie da fliehen, 
die folgt ihnen anderswo.

Heinrich Seuse    1295 - 1366), latinisiert Henricus Suso, eigentlich Heinrich von Berg, deutscher Dominikaner und Mystiker, stark beeinflusst von den Lehren des Meister Eckhart, 1831 selig gesprochen