23.1.2023 Heinrich Seuse
In der Liturgie feiert man heute den Gedenktag von
Heinrich Seuse, einem deutschen Mystiker im 13.Jahrhundert. Er war
Dominikanermönch und Schüler des berühmten Meister Eckehart. Mystiker und
Mystikerinnen sind in der katholischen Kirche immer einen gefährlichen Weg
gegangen, vom Scheiterhaufen bedroht oder in späteren Zeiten vom
Kirchen-Ausschluss. Der berühmte Konzilstheologe Karl Rahner aber sagte: „Der
Christ von morgen wird Mystiker sein, oder er wird nicht mehr sein“. Später
formulierte Rahner das in die Gegenwart: „Der Christ von HEUTE muss Mystiker
sein“. Mystiker seien Menschen, sagt Rahner, die selbst etwas von Gott erfahren, die den Mut haben, ihren eigenen Weg zu Gott zu finden und zu gehen. Mystiker
finden zu einer tiefen Freude in Gott, den sie ja in sich selbst erfahren.
Heinrich Seuse sagte: "Gott will
uns nicht der Lust berauben, er will uns Lust geben in Unendlichkeit". So bitten
wir heute
Dass wir dich IN UNS selbst erfahren Gott, und nicht
irgendwo, auch wenn es Theologie ist
Dass wir alle Freude in Dir finden, Gott
Dass wir aber auch allen Schmerz in Dir erkennen
können,
Dass wir das Eins-sein mit Dir erfahren – und das EINS
sein mit allen Geschöpfen und aller Schöpfung
Dass wir im Eins-sein mit allem barmherzig und
liebevoll und verzeihend sind
Dass wir ohne Ängste die Freiheit in Dir, Gott, leben
Dass wir aber auch alle Geschöpfe in deine Freiheit
entlassen
Dass uns alle Wege zu dir immer in unseren Alltag
führen und wir dich genau dort erfahren, wo wir gerade sind und wo wir
gebraucht werden
Der Philosoph Ludwig Wittgenstein sagt: „Wovon
man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“ Guter Gott, lass uns dich jeden Tag mit
unserem Leben loben und preisen und lieben, so gut wir es vermögen, in der
Liebe Christi Amen
Es tut
nichts weher,
als sich selbst zu überwinden.
Es tut nichts wohler,
als sich selber überwunden zu haben.
Und so gehen denn heutigen Tages
manche Menschen dahin,
blicken über den dornigen Hang und
gehen um den Graben ihrer langen Tage herum,
getrauen sich nicht vorzudringen,
durch die Dornen einer freien Verwegenheit,
dass sie kämen auf die schönen, weiten,
blumigen Auen geistlicher Schönheit.
Sie loben die Frucht und hätten sie gern – aber die Arbeit verdrießt sie.
Und die Arbeit, die sie da fliehen,
die folgt ihnen anderswo.
Heinrich Seuse 1295 - 1366), latinisiert Henricus Suso, eigentlich Heinrich von Berg, deutscher Dominikaner und Mystiker, stark beeinflusst von den Lehren des Meister Eckhart, 1831 selig gesprochen