Johannes der Täufer, von dem heute im Evangelium die Rede ist, ist eigentlich eine tragische Figur. Dieser radikale asketische Prediger hat sich wohl manches ganz anders vorgestellt. Johannes predigt Buße und Umkehr und einen strengen Gott – und dann kommt Jesus, auch er nimmt die Taufe der Umkehr an, aber Jesus selbst lebt ganz anders als Johannes und vor allem spricht er von einem scheinbar ganz anderen Gott. Einen, den man Vater nennen darf. Johannes muss erst mit schweren Zweifeln fertig werden, es ist wohl eine Art Ent-täuschung. Aber nur so kann Johannes in Jesus den Messias erkennen. Auch wir brauchen immer wieder ENT-Täuschungen – um neu sehen zu können. Gerade auch in unserem Glauben. Denn Gott ist ANDERS, ganz ANDERS, als wir ihn als Menschen denken können. Bitten wir heute:
Ent-täusche uns Gott
damit wir nicht glauben, wir hätten die
Wahrheit gepachtet
ent-täusche uns Gott
damit wir nicht glauben, wir wüssten ganz sicher
„wo Gott wohnt“
Maranatha:
Herr wir bitten dich komm
ent-täusche uns Gott
damit wir nicht glauben, uns könnte man nichts
Neues mehr beibringen
ent-täusche uns Gott
damit wir nicht glauben, es müsste immer alles
so bleiben wie es ist
enttäusche uns Gott
damit wir nicht glauben die Fehler lägen immer
nur bei den anderen
enttäusche uns Gott
damit wir nicht glauben, nur auf uns allein
gestellt, müssten wir alles schaffen
ent-täusche uns Gott
damit wir in allen Sorgen und Unsicherheiten sehen,
wie sehr du uns liebst und wie sehr wir uns geborgen fühlen dürfen
So bitten wir in diesen Tagen des Advents. Amen