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Samstag, 5. Dezember 2020

ADVENT 6.12 TROST -LOSE kaufen ? nein, ist keine Nikolaus Geschichte ....

 

   
Ja, trostlos mag einem in diesen Tagen manches vorkommen. 
Da gäbe es genug Anlass TROST-LOSE zu kaufen.
Waren es zuletzt die leeren Geschäftsstraßen und Hauptstraßen unserer Städte – bedingt durch den strengen lockdown – so mag es ab morgen schon wieder ganz anders sein. Vielleicht empfindet man dann – angesichts nun wieder gestürmter vorweihnachtlicher Geschäfte, vielleicht empfindet man da auch plötzlich Trostlosigkeit. Ist es das, was wir uns unter Weihnachten vorstellen?

Auf der einen Seite halten wir die Leere des lockdown nicht aus

Auf der anderen Seite macht auch die Überfülle wieder ein schales Gefühl.

Ist das alles, war das alles? TROSTLOS!!

Soll nicht gerade der Advent uns vor solchen Gefühlen der Leere und der Trostlosigkeit befreien? Soll es uns nicht gerade der Advent heimelig machen, biedermeierlich heimelig. Na gut, die Punschweinseligkeit müssen wir heuer allein daheim zelebrieren – aber prachtvoll illuminierte Straßen und Geschäfte, Sackerln voll mit Packerln, die aufs ver-packen – und dann aufs aus-packen harren – das kann doch ablenken von Gefühlen der Leere.

Das spendet doch TROST

Und soll das nicht auch so sein?

 

"Tröstet, tröstet mein Volk" – heißt es doch heute am 2.Sonntag im Advent in der Lesung der jüdischen Bibel.  Der Prophet Jesaia verspricht dem Volk im babylonischen Exil, dass Gott, Jahwe selbst, dieses sein Volk wieder nach Hause führen wird. Nach Hause ...in die Freiheit.

Aber ehe es so weit ist, ehe TROST, BEFREIUNG möglich ist – da muss man durch die Trost-losigkeit gegangen sein. Da muss man es im Exil der Trost-losigkeit aushalten.

Die Trost-losigkeit dieser Corona Zeit,                               die Trost-losigkeit einer Welt, in der die Ungerechtigkeit kein Ende nimmt,                                                                    die Trost-losigkeit von Flucht, Vertreibung,  Gewalt, Krieg und nicht zuletzt die Trost-losigkeit in den eigenen vier Wänden Monate-lang scheint sie schon anzudauern. 

Wie oft will man schnell zur nächstbesten Ablenkung wechseln. Den erstbesten "Trost" suchen: Aber nimmt es nicht die Chance, letztendlich               wirklich "in der Tiefe unserer Seele" getröstet zu werden? 


"Ich kann getröstet nicht leben"
das hat die wunderbare Ilse Aichinger 
schon 1962                                               in ihren Aufzeichnungen geschrieben.

Ich kann getröstet nicht leben" – 

so dichtet auch Dorothee Sölle, die evangelische Feministin,
auch eine der unersetzbaren Frauenstimmen meiner Generation: 


"Wir haben Angst davor getröstet zu werden ...
denn getröstet kann nur einer werden, 

                                     der die eigene Trostlosigkeit erkennt 
                                     und der aufgehört hat, 
                                     sich das eigene Unglück oder die eigene Leere zu verschleiern."

Ist es das, was wir also in diesem Advent wieder versuchen sollten:

die Trost-Losigkeit zulassen?? 

Der deutsche Theologe Ludger Schulte formuliert es so:

"Das ist hart. Aber es ist wahr
 ..die Gottsuche beginnt, unter anderem damit:                                                                       
weil einem das Leben auf die Pelle gerückt ist und wir aufhören, auszuweichen.

In der Regel kaschieren wir,  lutschen Tabletten, nuckeln an Longdrinks herum, stellen die Musik lauter, zappeln uns auf Großveranstaltungen ab, fahren schneller mit Autos, vergrößern unsere Schrebergärten, verlängern den Urlaub oder die Arbeitszeit, schaffen uns einen neuen Lebensgefährten an, verfeinern unseren Körper in Fitness Studios, dazu eine endlose Reihe von Grill-und Afterwork Partys.

Wenn wir aber unsere Trost-losigkeit zulassen,                                                                       das Leben mit Höhen und Tiefen, wenn wir
Schmerz, Angst, Hilflosigkeit, ja auch Wut und Klage wieder an uns heranlassen,
aber auch das Überrascht-sein von Freude, die Überwältigung durch eine Landschaft oder musikalische Komposition, das unverdiente Geschenk einer Freundschaft, einer Liebe ...
dann kommen wir heraus aus der Anspruchslosigkeit,
dass wir vom Leben nichts mehr verlangen als das Butterbrot.

Dann entsteht "Gotteshunger"


LASSEN WIR DIESEN HUNGER WIEDER ZU 

IM ADVENT

Lassen wir ruhig ein wenig

TROST-LOSIGKEIT 

zu

Kekserl darf man trotzdem naschen



PS. Bei Jesaia hören wir heute am 2.Adventsonntag: "Durch die Wüste bahnt einen Weg für den Herrn"
       Die WÜSTE - sie meint auch unsere TROST-LOSIGKEIT