14.12.2020 Johannes vom Kreuz Loslassen! Damit man Halt findet?
Christliches Leben ist durchkreuztes Leben – wir erfahren es gerade auch in diesem Advent, der alles andere als „heimelig“ und romantisch ist. Die Probleme der Pandemie haben uns fest im Griff, nicht nur uns – die ganze Welt. Immer mehr Menschen erkranken und sterben, immer angespannter wird der Alltag, so viele Sorgen und Ängste wirtschaftlicher und finanzieller Natur plagen uns. Der Heilige des heutigen Tages, Johannes vom Kreuz, scheint uns Lichtmeilen entfernt – und doch kann uns sein Leben eines lehren: gerade, wenn die Verzweiflung sehr groß ist, dann soll man „loslassen“ – loslassen ,oft sogar die vordergründige Hoffnung. Oft erst, wenn man ganz „ohne“ dasteht, wennman glaubt, ganz „unten“ angekommen zu sein – kommt auch wieder Licht ins Leben. Johannes vom Kreuz spricht immer wieder von der „dunklen Nacht“. Dann bleibt nur noch das „loslassen“ Das scheint realitätsfern, „mystisch“ gedacht – aber probieren wir es einfach einmal. Bitten wir heute:
dass wir loslassen, Ängste und Sorgen, die uns
über den Kopf wachsen
dass wir loslassen, all die Gedanken, die
unaufhörlich im Kopf herumspuken
dass wir loslassen, all das, was uns nicht
mehr guttut
Christus höre uns
dass wir loslassen, wenn wir glauben alles
selbst machen zu müssen
dass wir loslassen, wenn wir krank sind und
unsere Gesundheit in andere Hände legen müssen
dass wir loslassen, wenn wir keinen Erfolg für
unsere Anstrengung sehen
dass wir loslassen, die Sicherheit des
Bisherigen
dass wir loslassen und aufhören, uns gegen
Neues zu sträuben
dass wir loslassen, all die fixen
Vorstellungen darüber, wie wir selbst und auch die Anderen sein sollten
dass wir auch Menschen los-lassen können
dass wir nicht Besitz ergreifen von Menschen,
die wir lieben
dass wir niemand an uns binden, dass wir
niemand verpflichten
Gott, lass
uns auch alte liebgewordene Gottes Bilder loslassen, damit wir neu sehen können
lass uns
alte Rituale loslassen, damit wir dir immer wieder neu begegnen
gib uns
Vertrauen in unsere leeren Hände
Der hl.Johannes vom Kreuz,
der heutige Tagesheilige, hat in der Mitte des 15.Jahrhunderts gelebt. Wie Therese
von Avila versucht auch Johannes den Karmel zu reformieren, scheitert aber
zunächst an seinen Mitbrüdern. Er wird vom eigenen Orden verstoßen, ja schließlich
sogar gefangen gehalten und gequält. Erst nach 9 Monaten gelingt ihm die Flucht
in eine andere Ordensniederlassung der Karmeliter. Dort kann er seine Reformen
umsetzen. Johannes vom Kreuz gilt als
großer Mystiker. Er ist am 14 Dezember 1591 in Spanien gestorben. Johannes vom Kreuz wird auch in der anglikanischen Kirche und der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika als Heiliger verehrt.
Johannes vom Kreuz, Denkmal vor Karmeliterkloster in Salamanca 1993