Seiten

Dienstag, 8. Februar 2022

"Sei doch POSITIV" - eine Irmgard Geschichte


"SEI  DOCH  POSITIV" !!!!
Erst jetzt, in Corona-Zeiten merke ich, wie unangebracht
das Sprücherl ist. Wer heutzutage "positiv" ist - der wird das wohl eindeutig nur als "negativ" empfinden  
Wie oft aber habe ich es als Aufmunterung empfunden, wenn
ich gerade meiner Freundin Irmgard immer wieder einmal sagte: "Geh sei doch positiv!!" Sie sieht glänzend aus, ist eine
selbstbewusste autarke Person, flott mit dem Auto unterwegs, Inhaberin mehrerer Theater Abonnements -  fast täglich ist sie noch dazu eine Hilfe für andere: und doch kenne ich Irmgard auch niedergeschlagen, mit sich selbst unzufrieden: und da kommt dann mein Sprücherl "Geh sei doch positiv". 
Und das sage ich zu einem Menschen, für den seit Jahren schon das Wort POSITIV 


mit absolut NEGATIV verbunden ist.  Mehrere Krebsoperationen, zwei Herzinfarkte, eine schwere Spondylodiszitis, die sie monatelang ans Krankenhaus Bett gefesselt hat: nein, wer Irmgard eine POSITIVEN Befund brachte, der hatte nur NEGATIVES zu vermelden!
Ja, wie unsere Corona Welt: NEGATIV wird da zu Positiv, NEGATIV wird zur Erleichterung. 
Wie ein Mensch wie Irmgard mit all dem positiv-negativ
lebt - noch dazu angesichts einer neuen bitteren Diagnose
(zum Glück wieder GUT bewältigt) - das soll sie selbst erzählen - Begleitet von ihren Blumen Fotos, denn Blumen
erfreuen die tapfere Irmgard über alles!



"positiv oder negativ?

 Wie oft habe ich in meinen vorangegangenen Beiträgen das Wort 'positiv' im negativen Sinne niederschreiben müssen, wenn wieder einmal ein (Blut)befund positiv war, und daraus eine schwere Erkrankung mit ungewissem Ausgang folgte – verwendet doch praktisch nur die Medizin den Begriff positiv, eben dann, wenn es sich um einen karzinösen Befund handelt; Auslöser für einen anschließenden, mitunter negativen Leidensweg.

Und einen solchen musste ich vor wenigen Monaten erneut gehen.

Es begann mit einem – wie ich glaubte – harmlosen Kontrollbesuch bei meiner lieben Zahnärztin, bei der ich mich gut aufgehoben fühle und ihr und dem Team gerne eine kleine Anerkennung  mitbringe. Also: auf den Stuhl und Mund auf, nicht, ohne davor auf eine – für mich nicht sichtbare – Wunde am Ende der Zahnreihe aufmerksam zu machen. Leider aber kann die Ärztin keine definitive, zufriedenstellende Diagnose stellen - was mich sehr verunsichert - und gibt mir eine Überweisung für das AKH; eine Horrorvorstellung, fällt mir mir doch die Zeit der Bestrahlungen nach dem Zungengrundkarzinom ein – dreißig Mal drei Stock unter der Erde. Und wie schwierig wird es werden, bei den laufenden Covid Maßnahmen überhaupt einen baldigen Termin zu bekommen? 

Ich verwerfe jedoch diesen Gedanken und bitte meinen mittlerweile zum Freund gewordenen HNO-Arzt bei den Barmherzigen Brüdern um Hilfe. Er reagiert – wie auch in allen vorangegangenen Fällen – umgehend und nimmt eine Biopsie vor. Und nun heißt es wieder einmal warten, positiv denken und auf ein negatives Ergebnis hoffen. Aber es kommt anders, denn es ist ein Mundhöhlenkarzinom. Dank meiner bitter erworbenen guten Kontakte ins Spital der Barmherzigen Brüder,  kann auch die unbedingt notwendige Operation wenige Tage nach der Diagnose durchgeführt werden., wofür ich unendlich dankbar bin.  Wieviele Menschen müssen in diesen Zeiten auf eine bereits geplante Operation warten, weil sie verschoben werden muss?!

Die OP erfolgt umgehend, aber nun heißt es neuerlich 'warten', warten auf den histologischen Befund. Die quälenden Gedanken pendeln zwischen positiv und negativ. Dann die Erleichterung, der Befund ist negativ...wie positiv man das dann doch empfindet!

Eine lange Zeit der Einschränkungen im Mund-und Rachenbereich folgte, und so wie alle meine bisherigen schweren Erkrankungen sichtbare und unsichtbare Narben hinterlassen haben, blieb auch diesmal was zurück.

 Das Zungenspitzel ist seither 'taub', denn die Geschmackspapillen haben mir in diesem Bereich ihren Dienst gekündigt, die etwas weiter hinteren funktionieren noch. Aber zum Glück bin ich wieder einmal rechtzeitig von 'meinem' HNO-Ärzteteam bei den Barmherzigen Brüdern so positiv versorgt worden, dass mir negative Folgen erspart blieben. 


Dass natürlich die Psyche einen neuerlichen Dämpfer bekommen hat, macht sich immer dann bemerkbar, wenn Selbstzweifel und Ängste vor dem, was einem noch bevorstehen könnte, die Oberhand gewinnen, und es meine FreundInnen mit den Worten 'sei nicht so negativ, du musst positiv denken' 'gut meinen'; als ob das auf Knopfdruck möglich wäre. Eine gewisse Beruhigung jedoch war für mich, dass ich zu diesem Zeitpunkt bereits zweimal geimpft war.

Aber Zweifel und mitunter auch Verzweiflung werden uns alle noch eine Weile begleiten, ehe das Wörtchen 'positiv' wieder in seiner ursprünglichen positiven Bedeutung in unserem Leben dominiert, und der Begriff 'negativ' nur im positiven Sinne in der Medizin Verwendung findet. "     

 

 

 

 Und die Lehre, die ich als Freundin aus all dem positiv-negativ ziehe?

"Bleib negativ" das ist das Wichtigste, was ich meiner Irmgard - und uns allen - wünsche.

Überhaupt: diese "sei positiv" Sprücherl, kann man getrost als das vergessen, was es vermutlich ist: eine Phrase, die ganz sicher dann nicht weiter hilft, wenn jemand bedrückt ist.

Da dann lieber "BLUMEN"