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Freitag, 14. April 2017

Arthur am Sonntag 13 Arthur ...und die Kartage

"na, wie erklärst du jetzt dem Arthur, was Ostern ist - da bin ich aber neugierig", sagt Freundin Irmgard.
Irmgard, die nun schon den vierten Monat im Spital liegt!
Sie ist sicher einer der hilfreichsten und liebsten Menschen, den ich kenne .... aber mit "Religion" kann sie nichts anfangen.(Könnte ihr das etwa bei ihrem wochenlangen Liegen, bei den Schmerzen und bei dem viel zu langsam gesund werden helfen???)
Auch der Arthur soll von "Religion" möglichst "verschont" bleiben, das ist der Wille seiner
Eltern - nicht schon von Geburt an in ein Kastl gepresst werden, vorgefertigte Antworten bekommen, wo nicht einmal noch die eigenen Fragen da sind.
Ja, der Oma ist das vielleicht anfangs nicht ganz so leicht gefallen - aber dann hat sie ganz schnell entdeckt, dass sie der kleine Arthur da auf eine andere Reise mitnimmt.
Ist so - genau so soll es sein

Eine ganze Woche war die Oma aber gar nicht beim Arthur,
weil sie ihrer eigene Mama helfen musste, einen schiachen Spitalstermin gut hinter sich zu bringen. Da ist schon ganz schön viel "Karfreitag" drinnen gesteckt, im krank sein,
im operiert werden, im schwach sein danach:
aber als die Oma-Mama heute sehr erschöpft aber erleichtert wieder die Klinik verlassen konnte,
da sagte sie (die auch nicht fromm ist!!):
"Ab jetzt ist Ostern"
Denn diese Hoffnung steckt in uns allen: Nach dem Karfreitag, nach den Kartagen - (eine Woche lang!)
kommt Ostern, dann geht es wieder aufwärts, aufwärts.
"Als wäre man von den Toten auferstanden"!
Ja, sagt die Oma - in Gedanken - zum Arthur:
vom Sterben und vom Leiden musst du noch lange, lange nix wissen ...
aber keiner von uns kann es dir
für "irgendwann" ersparen.
Als deine Mama klein war, da war ihr erster großer,
fast unstillbarer Schmerz eine Kaulquappe,
die im Gurkenglas "gestorben" ist ... wir mussten sie unter dem Balkon begraben, und da ist die kleine Kathi lange lange
oben gestanden und hat "nach unten" geschaut:
die erste Begegnung mit einem Leben, das plötzlich aufgehört hat zu leben. Wir haben alle bitterlich geweint, weil der Schmerz der kleinen Kathi
schon alle Traurigkeiten vorweggenommen hat,
die später noch passiert sind.
Die Oma ist glücklich, wenn du noch lange lange nix
vom Tod-sein erfahren musst.
Wird es dann aber ein toter Regenwurm sein, den du siehst?
ein toter Käfer?
ein Vogerl, das am Boden am Rücken liegt und sich nicht
mehr bewegt? .... was es erst bedeutet, wenn ein Mensch stirbt .... wenn du die schrecklichen
Nachrichten verstehen wirst, die uns jeden Tag den Tod ins Haus holen, so oft, dass wir
schon abstumpfen ....
Der Tod und aller Schrecken, die  warten nicht auf einen "Karfreitag" - aber es ist gut und wichtig EINEN Tag zu haben, der uns als Symbol zeigt, dass wir nicht allein sind mit unserer tiefen Traurigkeit. Der Tag sagt uns: so ist das mit dem Leben, der Tod gehört dazu. Alles, was wir nicht verstehen, gehört dazu ...und oft ist es ja nicht nur EIN Tag im Leben, an dem wir Trauriges erfahren.
Irmgard muss noch immer unendliche Geduld haben, bis ihr Leben wieder "normal" ist.

Aber dann, hoffentlich bald, DANN
wird alles wieder sein wie früher,
Autofahren, Theater besuchen
sich für das oder das engagieren ....
dann wird es sein "wie Ostern" -
denn das meint dann:
Jetzt bis du wieder heraußen aus dem tiefen tiefen Tal, aus aller Dunkelheit ....
Nein,die kleine Kaulquappe ist nicht mehr lebendig geworden - das tote Vogerl wird nicht mehr fliegen - die toten Menschen kann keiner mehr lebendig machen.
Und doch, sagt die Oma ...
WIE DAS SEIN WIRD weiß ich nicht ...
aber ICH glaube daran, dass alles Leben "Leben" bleibt - die kleine Kaulquappe
wird ein Frosch werden ....dieses Versprechen trägt sie in sich
und wir, wir Menschen - wir haben auch ein Versprechen in uns, das sich erfüllen wird,
das sich erfüllen muss.
SCHALOM
sagen manche Menschen dazu: alles soll heil sein und die Menschen füreinander nur gut und hilfreich ...ein neuer Himmel, eine neue Erde, keine Tränen mehr, kein Tod ...


Aber der Arthur schreit jetzt: "Toor", 
weil - bei aller Geduld - 
jetzt ist Onkel Ramu da,
und den muss er ausdribbeln beim Fußball ....