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Montag, 29. September 2014

GEGEN das Verbot des Bischofs - eine Messe für "Menschen am Rand"

                                                            Pfarrer Bernhard Preiß
                                                             Foto Kleine Zeitung Graz

Ein Pfarrer widersetzt sich dem Bischof – für Menschen am Rand“
Er hat nun ernst gemacht, der Pfarrer von St. Margarethen an der Raab.   
Bernhard Preiß hat gestern in seiner Pfarre neuerlich einen Gottesdienst für „Menschen am Rand“ gefeiert. Eingeladen waren ganz besonders Homosexuelle und geschiedene Wiederverheiratete, auch AlleinerzieherInnen. Schon im Juni hatte es einen solchen Gottesdienst gegeben – einen zweiten für den 28.9. geplanten hatte Bischof Egon Kapellari ausdrücklich verboten.
 
"Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen" sagte Pfarrer Preiß damals in einem Interview mit der kleinen Zeitung Graz: "Die katholische Kirche muss bei allem Festhalten an ihrem Verständnis von Ehe und Familie den Betreffenden auch einen Neuanfang ermöglichen”. 
Preiß zitierte damit einen Vortrag von Kardinal Walter Kasper zum Thema Familienpastoral. Ein Vortrag, der auch vom Papst gewürdigt wurde. Kasper hat für wiederverheiratete Geschiedene einen Weg „zwischen Rigorismus und Laxismus“ gefordert 

Bischof Kapellari hatte argumentiert:

"Das war ein nicht zu Ende gedachter Alleingang gegen die kirchliche Ordnung“  
Ein Pfarrer könne nicht einfach genehmigen, was selbst Papst und Bischöfe nicht so undifferenziert tun könnten. „Wir kümmern uns ja um Wiederverheiratete und Homosexuelle in persönlichen Gesprächen, in der Seelsorge“, sagte Kapellari Anfang September in der kleinen Zeitung Graz. Kontraproduktiv sei es aber, eine Kirche wie jene in Kirchberg an der Raab oder St. Margarthen zur „Wallfahrtskirche für heterogene Gruppen zu machen“ und dort eine generelle Einladung, etwa zum Kommunionempfang für Wiederverheiratete, auszusprechen. Das sei gegen die geltende Kirchenordnung. Außerdem habe die Diözesanleitung eine Vielzahl kritischer Reaktionen von Katholikinnen und Katholiken auf diesen Gottesdienst erreicht. Das beweise, dass diese Aktion nicht der Einheit der Kirche diene, so der Diözesanbischof im Zeitungsinterview.  

Für Pfarrer Bernhard Preiß kam eine Absage aber nicht in Frage: „Die Reaktion auf den ersten Gottesdienst war überwältigend positiv, Menschen hatten Tränen in den Augen. Uns geht es darum, dass wir die Leute ins Zentrum hereinholen, bevor sie uns in Scharen davon laufen. Wir müssen ihnen zeigen, dass sie vollwertige Christen sind, weil sie sonst sagen, mit einem Verein, der so lebensfremd ist, können wir uns nicht identifizieren.“

                                                          Pfarre Margarethen an der Raab
 
Aus der Pfarre gab es heftigen Protest gegen das Verbot und eine breite Unterstützung für Pfarrer Preiß, der sich von Bischof Egon Kapellari enttäuscht zeigt: „Er hat gesagt, dass er nicht mehr lange im Amt ist, und ich meine, dass man im Alter etwas weise und milde sein kann - das ist bei ihm aber nicht der Fall.“

Pfarrer-Initiative will „Kirche der Willkommenskultur“
Unterstützung bekommt der rebellische Pfarrer auch von der Pfarrer-Initiative, die sich mit dem Vorgehen des oststeirischen Priesters solidarisch zeigt: Es sei an der Zeit, dass eine Kirche der Denkverbote und Sanktionen einer Kirche der Willkommenskultur Platz mache, heißt es in einer Erklärung.


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