Die liturgischen Texte der Kirchen im Advent gehören zu den Schönsten überhaupt. Vieles davon stammt aus der hebräischen Bibel, man nennt sie manchmal auch das 1.Testament – verglichen mit dem „Neuen Testament“ der Jesus Erzählungen. Heute hören wir eine wunderbare Friedensvision, die der Prophet Jesaia 740 Jahre vor unserer Zeitrechnung verkündet. Es wird eine Zeit geben, so liest man in einem poetischen Text. in der nichts Böses mehr geschieht. "Der Wolf wohnt beim Lamm, Kalb und Löwe weiden zusammen, der Säugling spielt vor dem Schlupfloch der Schlange..." Die Schöpfung und alle Kreatur sind im Frieden vereint. Jesaia lebte selbst in einer Zeit kriegerischer Konflikte – er drückt all unsere Sehnsucht aus.
Wir bitten um Frieden,
um Shalom
Wir denken an den furchtbaren Krieg in der Ukraine aber auch an alle Plätze dieser Erde, wo Machtinteressen kriegerisch ausgetragen werden, wo Menschen dafür sterben müssen
Wir bitten um Frieden, um Shalom
Für alle Regionen unserer Welt, die heute
schon unter dem Klimawandel leiden und abhängig davon sind, was die Politiker
der großen Staaten zu tun bereit sind
Wir bitten um Frieden, um Shalom
Für alle Regionen dieser Erde, wo menschliche
Arbeitskraft ausgebeutet und für Rendite und Profit missbraucht wird, wo Frauen
in ihren gleichen Lebensrechten beschnitten sind
Wir bitten um Frieden, um Shalom
Für all die Menschen, die aus welchen Gründen
auch immer, ihre Heimatländer verlassen und Zukunft in Europa suchen, dass es
menschenwürdige Lösungen für sie gibt, auch hier in Österreich
Wir bitten um Frieden, um Shalom
für unsere eigene kleine Welt, dass wir
aufeinander Rücksicht nehmen, dass wir einander Zeit zum Leben lassen und
einander nicht hetzen. Dass wir großherzig füreinander DA sind, in unseren
Gemeinschaften und Freundschaften,
Wir bitten um Frieden, um Shalom
für unsere Herzen, damit wir Kränkungen und
Bitterkeit ablegen, damit wir verzeihen können, damit wir in jedem Tag Freude und
Dankbarkeit entdecken,
Guter Gott, auf dein Kommen warten wir, und
doch bist du immer schon da, heute und jetzt – in jedem von uns. Hilf uns in
dieser Zeit der Krisen, schütze die gefährdeten Menschen, begleite die Kranken
und die Sterbenden und lass, dass auch
wir einander schützen und Gutes tun. Amen
Ausschnitt aus dem Text aus dem Buch Jesaja Kap.11
Aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis hervor, ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht. Der Geist des Herrn lässt sich nieder auf ihm: der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Gottesfurcht (...) Dann wohnt der Wolf beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Knabe kann sie hüten. Kuh und Bärin freunden sich an, ihre Jungen liegen beieinander. Der Löwe frisst Stroh wie das Rind. Der Säugling spielt vor dem Schlupfloch der Natter, das Kind streckt seine Hand in die Höhle der Schlange. Man tut nichts Böses mehr und begeht kein Verbrechen auf meinem ganzen heiligen Berg; denn das Land ist erfüllt von der Erkenntnis des Herrn, so wie das Meer mit Wasser gefüllt ist. (Jes 11, 12, 69)