© Charlotte Graninger
Felice
…so nannten die Großen das kleine
Engerl.
Es sollte ein Glücksbringer sein,
dieses Bengerl.
Noch tollte es übermütig herum,
doch keiner der Großen nahm es ihm
krumm.
So begab sich ‚s, daß Felice über
Nacht ward verschwunden –
auf keiner der Wolken ward es
gefunden.
Es wollte nun endgültig selbständig
sein,
daß niemand der Großen mehr redet ihm
drein.
Mutig flog und taumelte es auf die
Erde,
ohne zu ahnen, was dort aus ihm werde.
Bunte Lichter, Kollegen aus Glas,
Porzellan
und Weihnachtslieder zogen es an.
Auf dem Dach einer Hütte am
Christkindlmarkt
hat Felice für’s erste einmal geparkt.
Sich unsichtbar machen, das ist des
Engels Pflicht
und Glück zu versprühn in das
Menschengesicht.
Und siehe da, plötzlich kamen gar
viele
zu dem Weihnachtsstand nur mit dem
einzigen Ziele
Geschenke zu kaufen, die Freude
verbreiten –
ein kleiner Lichtblick in ernsten
Zeiten.
Felice, das Engerl, hat erkannt, was
es kann
und fliegt jeden Tag einen andern
Stand an.
Macht Besitzer und Käufer für kurze
Zeit froh –
für Felice, die Glückliche, gehört
sich das so.
© irmgard czerny