14.10.2020
Lk.11.47 Weh euch
Unverblümt ist heute im Evangelium die Kritik Jesu an den Pharisäern und den Gesetzeslehrer, also an den Buchstaben-Frommen und den Theologen seiner Zeit. „Weh euch! sagt Jesus: „Ihr ladet den Menschen Lasten auf, die sie kaum tragen können, selbst aber rührt ihr keinen Finger“ Ihr selbst lebt ganz anders, als ihr es den Menschen vorschreibt. Das ist der Kernvorwurf Jesu. Wer würde da nicht an Fehlentwicklungen in der Kirche selbst denken. Aber vielleicht sind sogar wir selbst manchmal nicht ganz so ehrlich mit dem, wie wir reden und leben. So bitten wir heute
dass unsere Kirchen Orte sind, wo Menschen angenommen werden, so wie sie sind. Dass bei allen Debatten um Ehe und Familie und Homosexualität, nicht Gesetze im Mittelpunkt stehen, sondern die Menschen, die um neue Formen des Zusammenlebens ringen
bitten wir für die jungen Männer, die in diesen Tagen zu Priestern geweiht werden. Auch für alle „schon“ Priester und Ordensleute: dass sie wahrhaftig leben können, dass sie sich nicht verbiegen müssen
bitten wir um Anstand und Glaubwürdigkeit gerade auch in höheren Hierarchien der Kirche, wo es immer wieder zu Mißständen kommt
bitten wir für uns selbst, dass wir nicht mit zweierlei Maß messen und andere kritisieren, während wir selbst auch genug Fehler machen
dass wir anderen nicht die Last aufbürden, nach unseren eigenen Vorstellungen leben zu müssen, dass wir niemand unter Druck setzen mit unserer Vorstellung vom Leben
dass wir Anderen kein schlechtes Gewissen machen, wenn sie ihre eigenen Entscheidungen treffen, dass wir immer Respekt haben vor der Lebensentscheidung Anderer
dass wir in unserem privaten Leben nicht an Äußerlichkeiten hängen bleiben, sondern immer wieder nach dem Sinn von Ritualen und Vorschriften fragen
Barmherziger Gott, so bitten wir, hilf uns aufrechte und ehrliche Menschen zu sein, hilf, dass wir den Menschen, die mit uns leben, das Leben leichter machen. So, wie auch du uns annimmst, wie wir sind. amen.