14.12.2016 Lk.14.25 wer nicht alles verlässt
Christliches Leben
ist durchkreuztes Leben – so heimelig die Tage des Advents auch scheinen mögen:
wir wissen alle, wie nahe das Kreuz, wie nahe das Leid ist. Unfassbares Leid,
wie in diesen Tagen in Aleppo, aber auch im privaten Leben erfahren wir
Scheitern, Schmerz und Tod. Der hl.Johannes vom Kreuz, der heutige
Tagesheilige, hat all das in seinem Leben bis zum Letzten am eigenen Leib durch
gelitten. Zusammen mit Therese von Avila will Johannes Mitte des 15.Jahrhunderts
den Karmel reformieren, er wird aber von den eigenen Mitbrüdern verstoßen, ja
sogar gefangen gehalten und gequält. Johannes vom Kreuz gilt als großer
Mystiker. Seine Gottesbeziehung ist auch im äußersten Scheitern eine
tiefe Liebesbeziehung.
Weiß Jesus, was er
uns zumutet, wenn er heute im Evangelium sagt: „Wer nicht alles verlässt …wer
nicht sein Kreuz auf sich nimmt, der gehört nicht zu mir.“?
Was sollen wir
verlassen, was los - lassen? Bitten wir heute
dass wir loslassen, all die Gedanken, die unaufhörlich im
Kopf herumspuken
dass wir loslassen, Ängste und Sorgen, die uns über den Kopf
wachsen
dass wir loslassen, all das, was uns nicht mehr guttut
Christus höre uns
dass wir loslassen, wenn wir glauben alles selbst machen zu
müssen
dass wir loslassen, wenn wir krank sind und unsere
Gesundheit in andere Hände legen müssen
dass wir loslassen, auch wenn wir keinen Erfolg für unsere
Anstrengung sehen
dass wir loslassen, die Sicherheit des Bisherigen
das wir loslassen und aufhören, uns gegen Neues zu sträuben
dass wir loslassen, all die fixen Vorstellungen, wie das
Leben und die Anderen sein sollten
dass wir auch Menschen los-lassen können
dass wir nicht Besetz ergreifen von Menschen, die wir lieben
dass wir niemand an uns binden, dass wir niemand
verpflichten
lass uns auch alte liebgewordene
Gottes Bilder loslassen, damit wir neu sehen können
lass uns alte Rituale
loslassen, damit wir dir immer wieder neu begegnen
gib uns Vertrauen in unsere
leeren Hände
darum bitten wir in diesen
letzten Tagen des Advents.
Lass uns los-lassen, lass
uns immer weniger Angst haben vor dem letzten Los-lassen –
lass uns, und alle,
die schon gestorben sind, den Halt deiner liebevollen Hand erfahren. Amen