Polizeiprotokoll Jahr 30 nach Zeitrechnung
Betreffend: die sogenannte Bergpredigt und ihre angeblichen „Seligpreisungen".
Observierter: Wanderprediger J.
. . . Als der von mir Observierte das Volk sah, erklomm er eine von allen Seiten gut einsehbare Anhöhe und begann von dort aus die Menge aufzuwiegeln.
Mit meinen eigenen Ohren hörte ich folgendes:
„Nein, sie werden nicht selig, die Aufhetzer, Lügner und Verleumder!
Nein, sie werden nicht selig, die, die kein Mitleid mit anderen haben!
Nein, sie werden nicht selig, die, die euch Angst vor den Fremden einreden!
Nein, sie werden nicht selig, die Erbarmungslosen und die Gerissenen!
Nein, sie werden nicht selig, die, die euch ausbeuten und ausnützen
Nein, sie werden nicht selig, die Andersdenkende nicht in Frieden leben lassen
Nein, sie werden nicht selig, die Kriegsvorbereiter und Kriegsgewinnler!
Nein, sie werden nicht selig, alle die,
die nicht wissen wollen, was es heißt, Hunger nach Gerechtigkeit zu haben
Nach diesen Verwünschungen erging sich der Observierte in mehr oder minder geschickt drapierten Drohungen, alle darauf abzielend, die gegenwärtige Ordnung umzustoßen. Die Versammlung folgte der mehr als einstündigen Hetzrede mit Zurückhaltung.
Erst gegen Schluss siegte das gesunde Volksempfinden.
„Das Volk" -
ich zitiere aus dem in Abschrift beigefügten Protokoll des Matthäus -
„entsetzte sich über seine Lehre..."
(Aus:
Die Bergpredigt, biblische Texte verfremdet
abgeändert)
