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Freitag, 18. Dezember 2015

ADVENT 2015 jesus? verirrt und verlaufen, entmutigt, verschollen?


jesus

mit einer schar von freunden (freundinnen auch)
durch galiläas dörfer und städte ziehend
hat er kranke geheilt und geschichten erzählt 
von der weltleidenschaft des ewigen gottes

 
privilegien der klasse der bildung galten ihm nichts 
zu seinem umgang zählten tagelöhner und zöllner 
wo mangel sich zeigte an nahrung oder getränk 
teilte er fische brot und wein aus für viele

 
die gewalt von gewalthabern verachtete er 
gewaltlosen hat er die erde versprochen 
sein thema: die zukunft gottes auf erden 
das ende von menschenmacht über menschen

 
in einer patriarchalischen welt blieb er 
der sohn und ein anwalt unmündiger frauen und kinder 
wollten galiläer ihn gar zum könig erheben? er aber 
ging hinauf nach jerusalem: direkt seinen gegnern ins garn

 
auf einem jungesel kam er geritten - kleinleute-messias:
die finger einer halbweltdame vollzogen die salbung an ihm ... 
bald verwirrt bald euphorisch folgten ihm die freunde die jünger 
um bei seiner verhaftung ratlos unterzutauchen ins dunkel

 
über sein schweigen hin rollte der schnelle prozess
ein afrikaner schleppte für ihn den balken zum richtplatz hinaus 
stundenlang hing er am kreuz: folter mit tödlichem ausgang – 
drei tage später die nicht zu erwartende wendung

 
anstatt sich verstummt zu verziehen ins bessere jenseits 
brach er von neuem auf in das grausame diesseits
zum langen marsch durch die viellabyrinthe
der völker der kirchen und unserer unheilsgeschichte

 
oft wandelt uns jetzt die furcht an er könnte 
sich lang schon verirrt und verlaufen haben 
entmutigt verschollen für immer vielleicht - oder bricht er 
noch einmal (wie einst an ostern) den bann?

 
und also erzählen wir weiter von ihm 
die geschichten seiner rebellischen liebe 
die uns aufwecken vom täglichen tod – 
und vor uns bleibt: was möglich wär' noch. 



Kurt Marti