Der Name den man nicht nennt
die vielen "Falschwörter" der Verschleierung
.... Unsere Angst vor der Sache hat eine Gehilfin: Die Sprache.
Sie sagt zu
Entlassungen „Freistellungen“,
zu Zwangsernährung in Schubhaft
„Heilbehandlung“,
zu Arbeitslosen „Ich-AG“,
zu Pensionsminderung „Pensionssicherung“,
zur Kürzung von Sozialhilfe „Erhöhung
der Treffsicherheit“,
zu Schutzsuchenden „Schübling“,
zur massenhaften Tötung
von Menschen „Kollateralschaden“,
zur Freiheitsbeschränkung für Einkommensschwache
„Liberalisierung“,
zu zielgerichteten Zerstörungsmaschinen „intelligente
Waffensysteme“,
zu Menschen im Krieg „weiche Ziele“,
zu Auffanglagern für
Flüchtlinge in Afrika „Begrüßungszentren“,
zu Abschiebehaft „Ausreisezentrum“,
zur wachsenden Schere zwischen arm und reich bloß „Unterschicht“,
zur Belastung
Ärmerer „notwendige Anpassungen“,
zur erfreulichen längeren Lebenserwartung
„Überalterung“.
Das Absacken von Aktienkursen heißt „Gewinnwarnung“,
die
Schließung von Postämtern oder Reduzierung von Dienstleistungen in
strukturschwachen Regionen heißt „Angebotsoptimierung“,
Niedriglöhne, von denen
niemand leben kann, heißt „Differenzierung der Lohnstrukturen“,
Verschlechterungen und Rückschritte heißen neuerdings „Reform“.
Zu
Lohnkürzungen soll man jetzt sagen: „Juchuh, mein Gehalt wurde gerade
reformiert“.
Und dann die Märkte. Die sind immer schlecht aufgelegt. Einmal
sind die Märkte nervös, dann sind die Märkte misstrauisch, dann abwartend. Die
Märkte ächzen, die Märkte sind verstört, die Märkte sind irritiert. Wären die
Märkte in die Diakonie Beratung gekommen, wir hätten schon früher, längst vor
der Krise, geraten etwas zu ändern, dass das nicht gut geht mit ihnen, so
nervös, dass man da zusammenbricht.
Und noch ein Falschwort: Die Weigerung, die großen Lebensrisiken wie Alter, Krankheit, Erwerbslosigkeit, Pflege auch für die Schwächeren abzusichern, heißt „Eigenverantwortung“;
Und noch ein Falschwort: Die Weigerung, die großen Lebensrisiken wie Alter, Krankheit, Erwerbslosigkeit, Pflege auch für die Schwächeren abzusichern, heißt „Eigenverantwortung“;
dass Frauen bei der Pflege
der Oma alleingelassen werden, heißt „schlanker Staat“. Ein bedeutendes
Falschwort, das aus dem Englischen richtig übersetzt eigentlich „Magerstaat“ heißt. Klingt schon weniger sexy.
Der Rabbi aus Nazareth, sieht das ähnlich mit den Falschwörtern. „Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“, sagt Jesus. Da gings ums Schwören, ums hundertmal beteuern, ums herum und drüber, ums klein und groß reden. Sagt, was Sache ist.
Unsere Angst vor der Sache und die Interessen der Mächtigen haben dieselbe Gehilfin: Die Sprache. Harry Potter lesen zahlt sich aus. Nenn die Dinge immer beim richtigen Namen. Die Angst vor einem Namen steigert nur die Angst vor der Sache selbst. Der erste Schritt dem Überwältigenden, Beängstigenden, Beherrschenden, Unfreimachenden ein wenig seiner Macht zu nehmen, besteht darin, es beim richtigen Namen zu nennen."
Der Rabbi aus Nazareth, sieht das ähnlich mit den Falschwörtern. „Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“, sagt Jesus. Da gings ums Schwören, ums hundertmal beteuern, ums herum und drüber, ums klein und groß reden. Sagt, was Sache ist.
Unsere Angst vor der Sache und die Interessen der Mächtigen haben dieselbe Gehilfin: Die Sprache. Harry Potter lesen zahlt sich aus. Nenn die Dinge immer beim richtigen Namen. Die Angst vor einem Namen steigert nur die Angst vor der Sache selbst. Der erste Schritt dem Überwältigenden, Beängstigenden, Beherrschenden, Unfreimachenden ein wenig seiner Macht zu nehmen, besteht darin, es beim richtigen Namen zu nennen."
Martin Schenk, Armutskonferenz, ein Text, schon fünf Jahre alt
und aktuell wie heute!