Arthur war zu Besuch bei "der Oma"
Arthur und seine Mama. Nicht nur für einen Tag, ein langes Wochenende lang.
Neun Wochen ist er nun schon alt.
Gut, für andere ist das nix Besonderes ....aber die Oma gehört zu den umständlichen Leuten
und die Reise von der Innenstadt in den Randbezirk ist für sie so aufregend,
wie für die Arthur Mama früher bestenfalls ein Flug nach Fernost war.
Was Arthurs Eltern bisher an ökologischen Elefanten-Fußstapfen hinterlassen haben, sparen sie
nun genüßlich ein. Kein eigenes Auto mehr ... wozu auch in der Innenstadt - aber alle Autofahrten mit Baby und Baby Sitz und Kinderwagen und Baby-Utensilien - und dann auch noch dem Mama Gwand - sind dann doch ein bißchen umständlicher, als wenn man dieses Zeug nur
schnell ins eigene Auto wirft ..
das nur zur Bebilderung für Omas Aufregung.
Arthur war da, und der Kosmos dreht sich rund um ihn. Auch die beiden Katzeneltern
Jakob und Julia sind jetzt, - sie besuchen Arthur und werden von ihm besucht - in erster Linie
Tante und Onkel. Und dieser Onkel - mein Sohn - fragt plötzlich in die Still-Stille rund
um Arthur hinein (dh Stille ist relativ, unterbochen von seinem genüßlichen kleinen Schmatzen und schnalzen und an den Busen der Mama klopfen und aufschauen und lächeln..und trinken, immer
weiter trinken oder auch nur snacken ... einfach Genuß, Genuß pur)
Also: Wir sitzen andächtig rund um Mama und Kind
da fragt Jakob in die Stille hinein
"Aber Mama, JETZT - JETZT fühlst du dich schon als Oma, gell?"
Und wieder sag ich - ohne viel nachzudenken - und vielleicht zu meinem eigenen
Erstaunen: NEIN, als Oma FÜHLE ICH MICH immer noch nicht.
Ja, ich flüstere dem Arthur ins Ohr "Die Oma, die Oma, die Ooooooma ist da"
Er hört ja Ooooooo soooo gerne"
und irgendeinen Namen muss ich diesem Menschen ja geben, der ihn, Arthur hochhebt
und trägt und abschmust und auf sich schlafen lässt, der mit ihm am Wickeltisch turnt und
bisweilen mit ihm in der Badewanne planscht.
Klar sage ich: das ist die Oma, die Ooooma ist beim Arthur
aber ICH FÜHLE nicht Oma
und zu Jakob, der indigniert den Kopf schüttelt, sage ich:
"und ich FÜHLE MICH auch nicht als Mama" - so unendlich ich euch auch
liebe. Mein Leben würde ich für jeden von euch geben, ungschauter - und doch
BIN ICH NICHT Mama"
"Was bist du dann?" fragt Jakob.
Ja, das ist das Seltsame
je älter ich werde - desto mehr fühle ich in mir "das Kind"
nicht "das Mädchen", nicht "die junge Frau", nicht "die Geliebte" nicht "die Journalistin"
immer mehr steckt da das Kind, nicht wortgewaltig
es kann sich nicht richig ausdrücken, vielleicht nur blabla
aber ES FÜHLT das Kind
und da wird die Haut rund um die Welt noch um so viel dünner und verletzlicher
werden laute Töne schrill
sucht man das ganz Leise
und so kann "die Oma" stundenlang mit dem schlafenden Arthur im Arm
sitzen - schon im Nachmittags-Dunklen, ganz leise "Mozart für Kinder" -
und in dieser Stille
und in dieser Wärme
und in diesem GEMEINSAM
in dem HALTEN -
und GEHALTENWERDEN
da ist nicht die "Oma"
da ist die kleine Ilse
(vielleicht sogar noch namenlos)
die ihr eigenes Weinen wegschläft
und sich ganz tief in diese GEBORGENHEIT gräbt
Das ist das wunderbarste "Nicht-Oma" fühlen
Und die leisen Schritte der Arthur Mama im dunklen Raum spüren und
plötzlich von ihr gebusselt und gestreichelt zu werden
dann fühlt nicht "die Mama" das Streicheln des Kathi Kindes
dann wird die kleine Ilse gestreichelt
und ist ganz tief versöhnt mit allem - was ist
und die OMA drückt den Arthur noch fester
.....um ihn bald bald schon immer mehr loszulassen ...