12.1.2020 Taufe Jesu Mt.3.13
Mit dem heutigen Fest der „Taufe Jesu“
endet in der Liturgie offiziell die Weihnachtszeit. Der etwa 30 jährige Jesus
erfährt bei seiner Taufe durch Johannes am Jordan seine Berufung. Er sieht den
Geist Gottes auf sich herabkommen und Jesus hört eine Stimme, die ihm zusagt: Du
bist mein geliebter Sohn. Dich habe ich erwählt. Nicht nur für Jesus bei seiner
Taufe, auch für uns reißt immer wieder der Himmel auf, auch uns wird gesagt:
„Du bist geliebt, dich habe ich erwählt“.
Aber vielleicht, ehe wir die Stimme unserer Berufung hören - müssen wir
untergetaucht werden, wie im Fluss Jordan, müssen wir manchmal zuvor den Boden
unter den Füßen verlieren. Müssen wir so manche Sicherheit und Selbstgewissheit
verlieren.
So bitten wir heute
lass uns eintauchen
auch unter Tränen
in das Geheimnis des Lebens
in Trauer und Schmerz, in Freude und Hoffnung
bewahre uns dabei vor Bitterkeit und allen
geschürten Ängsten
lass uns eintauchen
in das Geheimnis des Lebens
dass wir der Gewalt – wenigstens in unserem
Inneren
mit Gewaltlosigkeit widerstehen
bewahre uns dabei vor Bitterkeit und allen
geschürten Ängsten
lass uns eintauchen
in das Geheimnis des Lebens
dass wir das Leid der Vielen wenigstens in
unseren Herzen mittragen
das Leid in Syrien, im Irak und Afghanistan
das Leid im Nahen Osten, in Afrika und Asien,
ja auch mitten in Europa
wo immer in der Welt Menschen Opfer von Gewalt
sind
bewahre uns dabei vor Bitterkeit und allen
geschürten Ängsten
lass uns eintauchen
in das Geheimnis des Lebens
dass wir immer besser verstehen
dass wir Leben nur gewinnen, wenn wir
loslassen, wenn wir teilen und uns hergeben
lass uns dankbar, gütig und geduldig sein
Beten und bitten wir mit Worten der Dichterin
Hilde Domin
So tauche uns ein...
durchnässe uns
bis auf die Herzhaut.
Doch ... der Wunsch nach der Landschaft diesseits der Tränengrenze
taugt nicht,
der Wunsch, verschont zu bleiben, er taugt nicht.
Es taugt nur die Bitte,
…dass wir
immer versehrter und immer heiler
stets von neuem zu uns selbst entlassen werden.
durchnässe uns
bis auf die Herzhaut.
Doch ... der Wunsch nach der Landschaft diesseits der Tränengrenze
taugt nicht,
der Wunsch, verschont zu bleiben, er taugt nicht.
Es taugt nur die Bitte,
…dass wir
immer versehrter und immer heiler
stets von neuem zu uns selbst entlassen werden.
Darum
bitten wir, guter Gott lass uns aus den
Fluten unserer Sorgen und Ängste immer wieder auftauchen, als Menschen, die zu
Frieden und Versöhnung fähig sind. Öffne deinen Himmel über uns, sende uns
deinen heiligen Geist. Amen
Hilde Domin,
Bitte.
Aus: dies., Gesammelte Gedichte.
Copyright: S.Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 1987
Wir werden eingetaucht
und mit den Wassern der Sintflut gewaschen
Wir werden durchnässt
bis auf die Herzhaut
Wir werden durchnässt
bis auf die Herzhaut
Der Wunsch nach der
Landschaft
diesseits der Tränengrenze
taugt nicht
diesseits der Tränengrenze
taugt nicht
der Wunsch den Blütenfrühling zu halten
der Wunsch verschont zu bleiben
taugt nicht
Es taugt die Bitte
dass bei Sonnenaufgang die Taube
den Zweig vom Ölbaum bringe
dass die Frucht so bunt wie die Blume sei
dass noch die Blätter der Rose am Boden
eine leuchtende Krone bilden
dass bei Sonnenaufgang die Taube
den Zweig vom Ölbaum bringe
dass die Frucht so bunt wie die Blume sei
dass noch die Blätter der Rose am Boden
eine leuchtende Krone bilden
und dass wir aus der
Flut
dass wir aus der Löwengrube und dem feurigen Ofen
immer versehrter und immer heiler
stets von neuem
zu uns selbst
entlassen werden.
dass wir aus der Löwengrube und dem feurigen Ofen
immer versehrter und immer heiler
stets von neuem
zu uns selbst
entlassen werden.