23.1.2020 Heinrich
Seuse Mystiker sein
In der Liturgie feiert man heute den
Gedenktag von Heinrich Seuse, einem deutschen Mystiker des 13.Jahrhunderts. Seuse war Dominikanermönch und Schüler des berühmten Meister Eckkehart. Mystiker und
Mystikerinnen sind in der katholischen Kirche immer einen gefährlichen Weg
gegangen. Im Mittelalter vom Scheiterhaufen bedroht oder in unseren Zeiten vom
Kirchen-Ausschluss. Der berühmte Konzilstheologe Karl Rahner sagte:
„Der Christ
von morgen wird Mystiker sein, oder er wird nicht mehr sein“. Mystiker seien Menschen, sagt Rahner, die selbst etwas von Gott erfahren haben,
die den Mut haben, ihren eigenen Weg zu Gott zu finden und zu gehen.
Von Rahner gibt es auch die Aussage: Theologie sei wie eine Straßenlaterne. Sie
könne den Weg zeigen – aber nur Betrunkene würden sich ein Leben lang daran
anhalten. Mystiker finden zu einer tiefen Freude in Gott, den sie ja in sich
selbst erfahren. Heinrich Seuse formulierte: „Gott will uns nicht der Lust berauben, er will uns Lust
geben in Unendlichkeit“. So bitten wir heute
Dass wir alle Freude in Dir finden, Gott
dass uns auch Lust und Sehnsucht keine Angst machen Dass wir aber auch alles Schmerzhafte in Dir erkennen und annehmen
können
Dass wir das Eins-sein mit Dir erfahren und dass wir das Eins-sein mit allem annehmen, auch mit dem, was anders
ist als wir
Dass wir ohne Ängste unsere Freiheit in Dir leben Dass
wir aber auch alle Geschöpfe und auch die Menschen, die wir lieben, in deine Freiheit entlassen
Dass uns alle spirituellen Wege immer zurück in unseren Alltag
führen und wir dich dort erfahren, wo immer wir gerade sind und was immer wir
gerade tun
Der Philosoph Ludwig Wittgenstein formuliert
es wie ein Mystiker wenn er sagt: „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss
man schweigen.“ Lass uns dich dennoch jeden Tag loben und preisen und lieben,
so gut wir es vermögen, in der Liebe, die du uns gibst. Amen