Es ist ein Tag vor meinem siebzigsten Geburtstag.
Es ist ein Tag wie jeder andere
Und morgen wird genauso ein Tag wie jeder Andere sein
Für mich - und wohl für viele von uns.
Manche Freunde sind krank - ich denke an sie, wünsche Ihnen, dass es bald bald besser wird.
Fast jeden Tag denke ich an meinen "Baby Bären" - den kleinen Jungen, der bald
geboren wird. Wieviele Gespräche führe ich Tag für Tag mit ihm.
Was will ich ihm erzählen über die Welt, in der er wohl bald - und wie sehr wir es hoffen -
gesund und munter wird stampeln und schreien können.
Der Tag, an dem wir sein erstes Lächeln sehen werden....
In einem Kühlcontainer - vor unser aller Haustüre - sind 71 Menschen qualvoll erstickt.
Ich kann nichts daran ändern.
Ich habe keine persönliche Schuld.
Ich bin hilflos verzweifelt
Ich würde alles tun, um Menschen zu helfen
Ich spende und spende, immer Geld, es erscheint mir für die Helfer am Unkompliziertesten - auch für mich, ja.
Ich hatte "meine" Flüchtlinge,
Mutter, Vater, drei Kinder - um die ich mich jahrelang angenommen habe - bis hin
zum Bleiberecht: wieviele Menschen in facebook haben mich dabei unterstützt.
ich werde diese Solidarität NIE vergessen
Ein kleines Fest war das zuletzt - fünf Menschen hat es betroffen - BLEIBERECHT
sie leben in Österreich
Der kleinen türkischen Ayla habe ich durch die Volksschule geholfen - nun hat sie
fast lauter Sehr gut in der 2.Klasse der Neuen Mittelschule
was für eine Freude
aber unterm Strich??????
In diesem einen Kühlcontainer sind 71 Menschen auf für mich unvorstellbare Weise ums Leben
gekommen. Ein einjähriges Mädchen .....es ist, als könnte man das Kind sehen
drei Buben, an die 10 Jahre alt
Drei Lausbuben - tapfer auf der Flucht mit Eltern? oder nur mit der Mutter, oder nur mit
dem Vater?
59 Männer waren eingepfercht auf der Ladefläche des Kühlcontainers
8 Frauen - 4 Kinder
Wir haben sie nicht schreien gehört .... nicht sterben gehört
Aber "es" stirbt rund um uns
STERBEN FUNKTIONIERT GRENZENLOS
NUR DAS LEBEN FUNKTIONIERT NICHT GRENZENLOS
200 Menschen wieder tot im Mittelmeer. Auch dort die Armen eingepfercht in der Ladeluke.
Wer weniger Geld hat kommt unter Deck - bekommt keine Schwimmweste -
und bekommt - irgenndwann auch keine Luft....
Sie sterben, sie sterben so leise rund um uns
Und es sollte doch so ein verzweifelter Schrei rund um den Erdball sein
Es sind ja "nicht nur" die Menschen aus Syrien, die auf der Flucht sind
Ich will sie gar nicht mehr FLÜCHTLINGE nennen
sie sind aus der HEIMAT VERTRIEBENE
Was sonst ist das, wenn dich Krieg und Terror vertreiben.
Würde es uns gelingen "den Rechten" etwas an Mitgefühl abzuringen, wenn wir
an das Schicksal der 12 bis 14 Millionen deutschen Heimatvertriebenen erinnern?
Nein "politisch"lässt es sich 1:1 nicht vergleichen
aber die Menschen, die Menschen sind dieselben, die in so großer Not und
Verzweiflung herumirren. Kleinkinder an der Hand und am Arm,
alle erschöpft erschöpft erschöpft
ALLE sind sie DAMALS, nach 1945, untergebracht worden - leicht war es auch nicht
Die Allierten sahen damals Aufnahmequoten in den einzelnen Besatzungszonen vor. Ich glaube, eingewiesen wurde hauptsächlich in die britische und amerikanische Zone, die Franzosen hielten sich aus formalen Gründen (keine Teilnahmne an der Potsdamer Konferenz) heraus.
Aber ich bin keine Historikerin, darum geht es nicht
Ich suche für mich irgendeine verzweifelte Antwort
Was kann ich tun?
Kann ich wenigstens in irgendeinem Menschen,der voll Ablehnung und Hass ist (brennende
Flüchtlingsheime in Deutschland, hier Gott sei Dank noch nicht) kann ich HIER
irgendetwas bewirken?
Auf wievielen Demos war ich schon?
Beten tu ich auch -
WAS kann ICH tun?
ich werde 7o Jahre alt
Ich habe 70 Jahre im Frieden gelebt
NUR FRIEDEN
mein Leben war ein so glückliches Leben
Was kann ICH tun?
Ich bin alt und ich darf blöde Frage stellen
Wer eigentlich hat die Grenzen erfunden?
Es waren die Besitzenden, die Mächtigen, die ihr Eigentum geschützt haben
vermutlich schon rund um ihre Steinzeit-Höhlen
Die Erde gehört allen
Und wer sich einen lebenswerten Platz suchen will und suchen muss: der soll es tun DÜRFEN
Die Menschen müssen von dort legal ausreisen dürfen, wo sie in Not sind
Wer sucht in einem Bürgerkriegsland die nächste Botschaft auf?
Wer stellt sich um Papiere an, wenn sie dir das Haus weggebombt haben,
wenn Terrorismus droht -
LASST DIE MENSCHEN in Busse und Flugzeuge steigen und ausreisen
LASST SIE, wenn sie schon daheim nicht mehr wie Menschen leben können,
HIER BEI UNS wie Menschen leben
Das muss möglich sein
WAS KANN ICH TUN?
Mit einem Gedenkgottesdienst im Wiener Stephansdom soll am Montag 31.8 um 19 Uhr an die zu Tode gekommenen Flüchtlinge gedacht werden. Kardinal Christoph Schönborn wird die Messe zeölebrieren.Um 19.00 sollen in der Erzdiözese Wien alle Glocken läuten.
Schon seit langem rufen die Laiensalvatorianer jeden Montag zum Friedensgebet auf
Wo immer wir uns befinden -
jeden MONTAG -
von 19-20 Uhr:
Gebet für den Frieden
Fotos zum Thema Flüchtlinge orf.at