...sicher hat sie ganz ähnlich ausgesehen,
die "Mutter Gottes von Lourdes" Statue,
die auch P.Jordan, der Gründer des Salvatorianerordens, besessen hat.
Die Statue stand auf seinem Schreibtisch in Rom und
Jordan steckte in all den Jahren unzählige handgeschriebene Zettelchen mit persönlichen Anliegen unter den Sockel der Statue.
Wie die frommen Juden
ihre Gebetsanliegen in Rillen der Klagemauer stecken -
so machte es P.Jordan mit "seiner" Mutter Gottes.
120 solcher Zettelchen sind sogar noch erhalten -
mit innigen Bitten um Hilfe, bei den verschiedensten Problemen.
Für P.Jordan war diese Mutter Gottes
"Mamma" - ein ganz zärtlicher Ausdruck,
keine theologische Annäherung.
Italienisch bezeichnete er sie gerne als
"La nostra cara mamma coeleste" -
in seinem Tagebuch nennt er sie "Mater Dei et mater mea" - "Mutter Gottes und meine Mama"
Dass gerade männliche Ordensgründer eine besondere Beziehung zu Maria haben fällt auf -
erscheint mir aber absolut logisch.
Von "Liebe" kann man in Wirklichkeit nicht abstrakt sprechen -
die Liebe Gottes ... sie braucht irgendeine wärmere menschliche Ummantelung.
Benedikt XVI hat seine Enzyklika "Deus caritas est"
genannt -
mir gefiel das eigentlich nie,
es schien mir halbherzig und ängstlich:
meine Übersetzung wäre: Deus amor est -
Caritas, das ist die tätige Liebe, etwas Wunderbares und von der göttlichen Liebe nicht zu trennen.
Aber das, was alle Mystiker in ihrer Suche nach Gott erfahren, das ist weit mehr:
Gott ist EROS , Gott ist AMOR,
eine Liebe die "durch und durch" geht, die einen auch körperlich packt und glücklich macht.
Sonst wäre ja jedes Ordensleben ein mühsames bürokratisches Abstrampeln
Aber vielleicht ist die Angst groß, von Gott auch in dieser Weise zu sprechen.
Wir haben ihn, unsere Sehnsucht, wir haben "Gott" - "verkopft" und ver-theologisiert
freilich, immer ist es eine Gradwanderung zwischen den neurotisch ekstatischen Gefühlen und Texten, die es natürlich auch gibt - da sind Frauen ja viel hemmungsloser -
aber gestandene Frauen, wie Hildegard von Bingen, wie Katharina von Siena,
wie Teresa von Avila, wie Edith Stein,
sie können in einer ganz großen auch erotischen Innigkeit von ihrem Gotteserleben
und ihrer bedingungslosen Jesus Nähe sprechen
In diesen Gefühlen ist "Leben" - auch wenn es, ganz sicher, immer eine Gratwanderung ist.
Aber Gratwanderung und Balance ist unser ganzes Leben.
Schnell kippt etwas vom Normalen ins Kranke, von der Sinnlichkeit in die Peinlichkeit
Männer tun sich zumeist wohl schwerer,
in "inniger" Weise
von Gott und Jesus zu sprechen oder so ihre Erfahrungen auszudrücken
Obwohl ich immer auf der Suche danach bin, immer wieder auch bei Männer "nachfrage":
"WIE liebst du IHN?"
aber da ist ja schon das männliche "IHN" eine Barriere -
ja, und je älter ich werde - desto mehr verstehe ich auch die Wortlosigkeit ...
Vieles an den Texten von P.Jordan - vor allem auch in seinen Tagebüchern - ist natürlich sprachlich
zeitbezogen - viele Formulierungen würden mich gar nicht ansprechen - erst dann, wenn ich immer mehr den Menschen dahinter suche
Aber seine Beziehung zur Mutter Gottes, zur Mama - die kann ich auf Anhieb nachvollziehen.
Ich finde es gar nicht kitschig und peinlich, wenn er sich wünscht, dass auch seine Mitbrüder
eine INNIGE, eine ZÄRTLICHE,
eine HERZLICHE, eine KINDLICHE Beziehung zu Maria haben sollen.
Ja, Maria war ganz sicher eine der innigsten Beziehungen für den "Beziehungsmenschen" Jordan
Mit Maria können sich auch Männer leichter tun -
in jedem Mann steckt Erinnerung und Sehnsucht
nach seiner "Mama" -
deswegen ist man noch lang kein Muttersöhnchen.
Es ist eine Ur-Sehnsucht,ich glaube, ein Wegweiser,
DER WEGWEISER zur ganz großen Sehnsucht
Mit der MAMA hat alles begonnen!
Ich werde in zwei Monaten zum ersten Mal Großmutter: und mich ergreift heute schon das Gefühl,
wie der kleine Junge, der geboren wird -
da plötzlich
bei seiner allerersten Sehnsucht ankommen wird.
WOHER kommt er?
WOHIN geht er?
Viele Jahre lang,wird diese Mutter alles verkörpern, was der Kleine ersehnt - ....
Die besonders innige Beziehung P.Jordans zu seiner "himmlischen Mama" ist ganz sicher auch zu erklären, durch die vielleicht nicht ganz so körperlich innige Beziehung zu seiner physischen Mama.
Das war zu seiner Zeit nicht üblich, dazu kam die Armut in der Familie, die Mutter müde und abgerackert - aber ganz sicher hat sie alles für ihre drei Buben gegeben. Von daher auch Jordans Vertrauen "die Mama wird helfen....SIE macht es"
Dem Vatikan war Jordans kindliches Vertrauen angesichts so mancher Schulden und finanzieller Probleme doch eher suspekt ... dort sind sie halt mehr "erwachsen" - so stellte man P.Jordan einen "Visitator", einen Aufpasser, an die Seite - DENN: einen Orden nur mit "der Hilfe der
Mutter Gottes" leiten, das war den Pragmatikern im Vatikan zu riskant. Jordan war es das nicht.
Heute am Maria Himmelfahrtstag denke ich auch an meinen verstorbenen Mann.
An einem 16.August, einen Tag nach Maria Himmelfahrt, hatte er eine schwere große Krebs Operation - die schlechten Pognosen überlebte er noch 4 Jahre -
irgendwann in diesen vier Jahren - es war auch rund um Maria Himmelfahrt - läutete es bei uns
und eine fromme Frau aus der Pfarre stand in der Tür:
!! mit einer Wander-Muttergottes!!
Für mich der Inbegriff von Kitsch und Peinlichkeit
Mit ein paar guten Worten wollte ich Frau samt Statue wegschicken -
aber mein Mann, schon schwer krank, rief aus dem Zimmer, wo er lag:
"Wer ist da?"
Und obwohl Helmut schon seit Jahrzehnten nichts mehr mit Kirche am Hut hatte, sagte er spontan: "Wer bei uns anklopft, kommt auch herein."
So hatten wir plötzlich zwei Tage lang eine Wander Mutter Gottes.
Ich habe mir immer nur gewünscht, dass niemand,niemand von unseren Freunden "so etwas" in unserer Wohnung sieht.
Als sie ENDLICH wieder abgeholt wurde - ich seufzte erleichtert auf - hatte mein Mann aber den dezidierten Wunsch
"Herzilein, treib uns so eine Statue auf" .....
ich muss ihn wohl sehr geliebt haben, dass ich das tatsächlich tat.
Diese Statue hat meinen Mann dann bis zu seinem Tod begleitet -
als er starb waren die Kinder noch klein, 5 und 9 Jahre alt - viele Nächte bin ich herumgewandert und - ja - ich habe SIE oft auf meinem Arm getragen, sehr sehr oft, so sind wir gewandert,
die Wander Mutter Gottes und ich.
Als mein Sohn mit 18 Jahren von daheim auszog, da gab es eine Sache, die er mir wegnahm und mitnahm: Die Wandermuttergottes. "mein Papa-Erbe" sagt Jakob ...
Seit Jahren steht sie in seinem Arbeits-Schlafzimmer, nie hat einer seiner Freunde
ein zynisches Wort über "Maria" verloren.
Auch ein Bild von Che Guevara stand lange Zeit neben der Wander Muttergottes.
in den gefalteten Händen hält Jakobs Wander-Muttergottes
nicht nur den Rosenkranz, sondern auch manche andere Dinge,
die ihr Jakob im Lauf der Jahre liebevoll umgehängt hat ....
ganz sicher auch beladen mit seinen eigenen Gedanken, Sorgen und Wünschen
Ja und heuer vor 3 Monaten, zu Pfingsten hat Jakob geheiratet -
und das ausgerechnet -
es war nicht geplant -
in einer "Maria Himmelfahrtskirche"
getraut worden sind die "Kinder" von einem Salvatorianerpater - Pater Josef Wonisch,
- Ja, und von unserem Freund Josef ist ist es ja wirklich nicht mehr weit zum Pater Jordan....
sind das ZU-FÄLLE?
übrigens - fassungslos -
sah ich in der Trauungskirche plötzlich auch unten beim Altar -
es war schon für Pfingsten geschmückt -
(links unten, ganz klein)
eine WANDER MUTTERGOTTES
Pater Jordan, ich verstehe sie total ....
auch für mich ist Maria
MAMA
MAMA
nichts,
nichts scheint unmöglich