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Samstag, 19. März 2016

NAMENSTAG JOSEF: ein Brief von von Mann zu Mann... Fasten 38



Heute am Tag des heiligen Josef
Markus Hofer, der Leiter des Männerbüros der Diözese Vorarlberg, hat ihm einen Brief geschrieben.

"Lieber Josef,
eigentlich hast Du für mich bislang keine große Rolle gespielt. Irgendwann bin ich aber auf diese alten Weihnachtsbilder gestoßen und da ist mir etwas aufgefallen. Bis gegen Ende der Gotik wiederholt sich dasselbe Muster. Im Zentrum steht die Mutter Gottes mit ihrem Kind, eingerahmt durch die Geburtsgrotte oder später einen Holzstall. Und Du sitzt immer irgendwo weit ab davon, meist den Kopf in die Hände gestützt. Du machst den Eindruck, als ob Du nicht wüsstest, was Du da eigentlich verloren hast. Es scheint, als ob Du mit dem Ge-schehen nichts zu tun hast, nichts zu tun haben darfst. Manchmal schaust Du resigniert zur Erde, manchmal ebenso resignierend zur Mutter hinauf.
In unserer kirchlichen Tradition warst Du nur wichtig, wenn es um das Arbeiten und Nähren ging. Ist das nicht ein Bild für Männer, das heute noch in Kirche und Gesellschaft am Werk ist? Sind diese Bilder von Dir nicht auch Bilder dafür, wie die Kirche heute noch die Männer gerne hätte? Brav und folgsam, pflichtbewußt und duldend und nicht zu sehr auf Sex bedacht? Ich weiß nicht, ob Du das mitgekriegt hast, aber die kirchliche Beichtpraxis behandelte Männer lange als sexuelle Triebwesen, denen der Beichtvater zwar ein gewisses joviales Verständnis entgegenbrachte, solange er sein Tun nur regelmäßig beichtete, was dann zunehmend immer weniger taten.
Hat in unserer Kirche eine umfassend männliche Perspektive überhaupt Platz? Übertragen stehen doch heute noch im Mittelpunkt die Mutter Kirche und ihre zölibatären Lieblingssöhne. Dabei meinen viele, sie hätten es mit einer Männerkirche zu tun. Es geht aber um die Kleriker und nicht um Männer wie Du und ich. Wir spielen da schon lange keine Rolle mehr.
In Deinen Litaneien ist die Rede vom gerechten, keuschen, gehorsamen, getreuen und starkmütigen Josef. Das sind schöne Eigenschaften, aber es fehlt eben viel von dem, weswegen Männer sich für männlich halten. Männer möchten stark und mutig und nicht nur starkmütig sein! Da stellt sich die Frage, ob ganze Männer in der Kirche überhaupt gefragt sind. Männer schätzen das Gefühl, wichtig zu sein und haben deshalb Probleme, wenn sie nur gehorchen dürfen. Sie hoffen insgeheim, dass Gott sie liebt, auch wenn sie nicht nur 'klein und gering' sind und möglichst auf Sex verzichten wie der gute (arme) Josef. Nimm das bitte nicht als Spott, Josef, vielmehr beginne ich langsam, 
mich an Dir aufzurichten.
Lieber Josef, wie wäre es, wenn Du Dich als Patron für uns Männer stark machst? Ich bin überzeugt, Du weißt aus Deiner eigenen Erfahrung wofür: dafür, dass wir aufstehen und uns einmischen, dass wir ins Bild gehen und unsere Verantwortung wahrnehmen, dass wir unseren Mann stellen und das Kind in den Arm nehmen."