2.10. 2022 Lk.17.5 Gleichnisse dürfen auch empören
„Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan.
Der Mohr kann gehen“. Das ist ein berühmtes Zitat aus einem Drama von Friedrich
Schiller. Im Evangelium heute lesen wir es ähnlich und es darf uns ruhig
empören. Im Gleichnis, das Jesus erzählt, ist es ein Gutsherr, der seine
Knechte rundum zur Arbeit anhält und sie wissen lässt: Erwartet bloß keinen
Dank, ihr habt nur eure Schuldigkeit getan. Auf soziale Umstände dürfen wir das
nicht umlegen, das wäre mehr als empörend – aber vielleicht sagt uns
dieses Jesus Gleichnis für unser religiöses Leben etwas anderes: Berufe dich
nicht auf Verdienste oder Opfer, tu einfach, was deine Pflicht ist. Deine Pflicht, gegenüber
dem Leben und gegenüber den Menschen, mit denen du lebst. Gott selbst ist uns nichts „schuldig“. So
bitten wir heute
Dass wir nicht glauben, wir könnten uns religiös
„Verdienste erwerben“,
dass wir nicht glauben, der Himmel stünde uns auf
Grund unserer Frömmigkeit zu
dass wir nicht versuchen mit Gott abzurechnen und
Leistungen von uns aufzurechnen
dass wir uns nicht Opfer auferlegen, um besser vor Gott
dazu stehen
dass wir immer besser lernen, das Leben einfach
anzunehmen, wie ist. Diesen Tag, heute, und was immer er uns bringen wird
und dass wir erkennen, dass wir tatsächlich dem Leben
gegenüber eine Schuldigkeit haben, wenn wir uns gut fühlen wollen: Freude und
Dankbarkeit, auch wenn vieles immer wieder schwierig ist
Guter Gott, vor dir sind wir
keine Sklaven, die du schikanierst. Du willst, dass wir in Freiheit unser Leben
annehmen und dass wir aus der Kraft und der Freude heraus leben, so gut wie wir
es können. So bitten wir im Namen Jesu Amen