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Mittwoch, 27. Juni 2018

Auch ein Beitrag zum 12 Stunden Tag

Foto Samya Hamieda Lind


In seinem Urlaub steht ein Investmentbanker in einem kleinen mexikanischen Fischerdorf am Pier und beobachtet, wie ein kleines Fischerboot mit einem Fischer an Bord anlegt. Er hat einige riesige Thunfische gefangen. Der Banker gratuliert dem Fischer zu seinem prächtigen Fang und fragt, wie lange er dazu gebraucht hätte.
Der Fischer antwortete: "Ein paar Stunden nur. Nicht lange."

Daraufhin fragt der Banker, warum er denn nicht länger auf See geblieben sei, 
um noch mehr zu fangen.
Der Fischer sagt: „die Fische reichen, um die Familie die nächsten Tage zu versorgen“.

Der Banker aber fragt: "Aber was tun Sie denn mit dem Rest des Tages?"
Der Fischer sagt: "Ich schlafe morgens aus, gehe ein bisschen fischen; spiele mit meinen Kindern, mache mit meiner Frau nach dem Mittagessen eine Siesta, gehe ins Dorf spazieren, trinke dort ein Gläschen Wein und spiele Gitarre mit meinen Freunden. "

Der Banker erklärt: "Ich bin Harvard-Absolvent und könnte ihnen ein bisschen helfen. Sie sollten mehr Zeit mit Fischen verbringen und von dem Erlös ein größeres Boot kaufen. Mit dem Erlös hiervon wiederum könnten sie mehrere Boote kaufen, bis Sie eine ganze Flotte haben. Statt den Fang an einen Händler zu verkaufen, könnten Sie direkt an eine Fischfabrik verkaufen und schließlich eine eigene Fischverarbeitungsfabrik eröffnen. Sie könnten Produktion, Verarbeitung und Vertrieb selbst kontrollieren. Sie könnten dann dieses kleine Fischerdorf verlassen und nach Mexiko City oder Los Angeles und vielleicht sogar New York City umziehen, von wo aus Sie dann Ihr florierendes Unternehmen leiten."

Der Fischer fragt, scheinbar interessiert: "Und wie lange wird dies alles dauern?"
Der Banker: "So etwa 15 bis 20 Jahre."
Der Fischer fragt: "Und was dann?"

Der Banker lacht und sagt: "Dann kommt das Beste. Wenn die Zeit reif ist, können sie mit ihrem Unternehmen an die Börse gehen; ihre Unternehmensteile verkaufen und sehr reich werden. Sie könnten Millionen verdienen."
Der Fischer sagt: "Millionen. Und dann?"

Der Banker : "Dann könnten Sie aufhören zu arbeiten. Sie könnten in ein kleines Fischerdorf an der Küste ziehen, morgens lange ausschlafen, ein bisschen fischen gehen, mit ihren Kindern spielen, eine Siesta mit ihrer Frau machen, in das Dorf spazieren, am Abend ein Gläschen Wein genießen und mit ihren Freunden Gitarre spielen."

nach: Heinrich Böll "Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral", abgewandelt