28.3.2018 Mt. 26.14 Mittwoch
Karwoche
Bald wird der
Lebensweg des Menschen Jesus zu Ende gehen. Die Evangelien berichten von den
letzten Stunden. Warum weicht Jesus nicht aus, sucht er den Tod? Hofft er, dass
ihn sein Vater-Gott retten wird? Oder nimmt er sein Schicksal einfach an? Lässt
er alles los, auch sein Leben? Bitten wir heute
Herr, hilf uns erkennen, wann auch bei uns die Zeit gekommen
ist
den Weg einfach zu
gehen – den Widerstand aufzugeben
Leid anzunehmen, Schmerz zu akzeptieren
du Gott mit uns: wir bitten dich erhöre uns
hilf erkennen wann wir aufhören sollen
an diesen dunklen Weggabelungen in unserem
Leben
bei Krankheit, Misserfolg, Liebesverlust
Auswege zu suchen, Fluchtpunkte, Notlösungen
du Gott mit uns: wir bitten dich erhöre uns
hilf erkennen, wann es Zeit ist
die Angst durchzustehen
die Angst der Dümmere zu sein, die Angst zu
scheitern
die Angst nicht akzeptiert, nicht geliebt zu
werden
du Gott mit uns: wir bitten dich erhöre uns
lass uns erkennen, wann wir sie loslassen
sollen
die vielen Hoffnungen und Pläne
die Menschen, an denen wir hängen
die Vorstellungen, die wir von Gott und dem
Leben haben
du Gott mit uns: wir bitten dich erhöre uns
lass uns aber auch erkennen, dass wir nicht
verliebt sein dürfen
ins Leiden und ins Ertragen
dass wir nicht apathisch und willenlos
alles annehmen dürfen, was uns widerfährt
du Gott mit uns: wir bitten dich erhöre uns
lass uns erkennen, welche Würde darin liegt
gegen Leid anzukämpfen
sich und andere aus aussichtslosen Situationen
zu befreien
Krankheit zu überwinden
Unrecht nicht zu akzeptieren
du gott mit uns: wir bitten dich erhöre uns
Herr,
lass uns Kreuz und Leid zum Ort der Hoffnung werden
wo wir
das Leben annehmen können wie es ist - im Guten und im Schlechten
im
Scheitern und in der Auferstehung – Heute
und an jedem Tag und immer wieder AMEN
Drei
Tage lang war Judas Iskariot in diesen Tagen seit Palmsonntag eine der
Hauptfiguren in den Evangelien. Ausgerechnet er, der Verräter, der Mann, der seinen
Freund ausgeliefert hat, der Feigling, der sich umgebracht hat. Und doch ahnen
wir, dass uns dieser Judas näher steht, als uns lieb ist. „Unser
Bruder Judas“ nennt ihn etwa Bischof Kothgasser in einem Buch.
Ja,
Judas ist ein Teil von uns. Nicht, weil wir andere so oft verraten – sondern
weil wir immer wieder UNS SELBST verraten, uns selbst untreu sind. Weil wir das
Gute zu wollen und doch das Böse tut. So
bitten wir heute und halten dann Stille: „Komm, bitte, erbarm dich über mich“
wenn ich mich selbst verrate, weil ich mich
mit einer anderen Meinung nicht unbeliebt machen will
wenn ich mich selbst verrate, weil ich mit
einem ehrlichen Standpunkt nicht mein Image und mein Gesicht verlieren will
wenn ich mich selbst verrate, weil es mir
unbequem ist, zu sagen, was ich wirklich denke
wenn ich mich selbst verrate, weil ich nicht
nachgeben kann und Recht behalten will
wenn ich mich selbst verrate, weil ich mich
nach anderen richte und nicht tue, was für mich das Richtige ist
wenn ich mich selbst verrate, weil ich
kleinlich abrechnen will statt großzügig zu bleiben
wenn ich mich selbst verrate, weil mich Neid
und Eifersucht oft die Dinge verzerrt sehen lassen
wenn ich mich selbst verrate, weil ich nicht
aus Liebe handle, sondern aufrechne, was mir selbst abgeht
Du
guter Gott – wir glauben ganz fest, dass Du Dich auch über Judas erbarmt hast.
Dass auch Judas die Verzeihung und Versöhnung mit Jesus gefunden hat. Auch
unsere Zerrissenheit kennst Du, unsere Halbheit, unsere Feigheit. Hilf uns
heraus, aus allem, was uns selbst nicht gut tut und auch den anderen schadet.
In diesem Vertrauen leben wir und danken wir Dir, heute und alle Tage unseres
Lebens. Amen