23.1.2017 Mystiker sein
In der
Liturgie feiert man heute den Gedenktag von Heinrich Seuse, einem deutschen
Mystiker im 13.Jahrhundert. Er war Dominikanermönch und Schüler des berühmten
Meister Ekkehart. Mystiker und Mystikerinnen sind in der katholischen Kirche immer einen
gefährlichen Weg gegangen, vom Scheiterhaufen bedroht oder in späteren Zeiten
vom Kirchen-Ausschluss.
Der berühmte Konzilstheologe Karl Rahner sagte: „Der
Christ von morgen wird Mystiker sein, oder er wird nicht mehr sein“. Später
formulierte Rahner das in die Gegenwart: "Der Christ von HEUTE muss Mystiker
sein." Mystiker seien Menschen, sagt Rahner, die selbst etwas von Gott erfahren haben,
die den Mut haben, ihren eigenen Weg zu Gott zu finden und zu gehen. Von Rahner
gibt es auch die Aussage: Theologie sei wie eine Straßenlaterne. Sie könne den
Weg zeigen – aber nur Betrunkene würden sich ein Leben lang daran anhalten.
Mystiker finden zu einer tiefen Freude in Gott, den sie ja in sich selbst
erfahren.
Heinrich Seuse formulierte: Gott will uns nicht der Lust berauben, er
will uns Lust geben in Unendlichkeit. So bitten wir heute
Dass wir
alle Freude in Dir finden, Gott
Dass wir aber
auch allen Schmerz in Dir erkennen können,
Dass wir das
Eins-sein mit Dir erfahren
Dass wir aber
auch das Eins-sein mit allem annehmen, auch mit dem, was wir nicht als gut
sehen können
Dass wir ohne
Ängste die Freiheit in Dir leben
Dass wir aber
auch alle Geschöpfe in deine Freiheit entlassen
Dass uns
alle Wege zu dir immer in unseren Alltag führen
und wir dich dort erfahren, wo
immer wir gerade sind und was immer wir gerade tun
Der
Philosoph Ludwig Wittgenstein sagt: „Wovon man nicht sprechen kann,
darüber muss man schweigen.“ Lass uns dich dennoch jeden Tag loben und preisen
und lieben, so gut wir es vermögen, in der Liebe Christi Amen