21.1.2017 Mk.3.20 Er ist von Sinnen
Der Schreiber des Markus Evangeliums hat Sinn
für Spannung und Drastik. Man kann sich den Bericht fast in einem Gratis U
Bahnblättchen vorstellen. Da ist dieser eigenartige Jesus, um den es sich
richtig „abspielt. Wo er hinkommt, sind die Massen. Die einen sind begeistert,
die anderen empört. Da ist aber auch seine Familie – für die ist das alles ein
Horror „Wir müssen den Jungen endlich heimholen, sagen sie, der spinnt ja, der ist
verrückt“ "Er ist von Sinnen" heißt es wörtlich im Evangelium heute.
Das
dürfen wir nie vergessen: Jesus ist nicht abgehoben als der liebe Heiland
herumgezogen. Er war ein normaler Mann, und auch seine Mutter und seine
Verwandten haben ihn wohl nicht gleich als Gottes Sohn gesehen und verehrt. So
jemanden in der Familie zu haben, der Aufsehen erregt, das ist nicht einfach.
Man ahnt vielleicht: Ja, der junge Mann könnte etwas Besonderes sein – aber im
Alltag kann es sehr peinlich sein, einen Angehörigen zu haben, der „anders“
ist. Denken wir nur, wie ausgegrenzt bis vor kurzem noch homosexuelle Menschen
waren – Jesus hat ganz sicher nichts gegen diesen Vergleich bitten wir heute
dass wir Jesus nicht nur verklärt sehen,
sondern auch seine Ecken und Kanten
dass wir das Ungewöhnliche, das Provokante,
das so ganz Andere an Jesus wahrnehmen
dass wir uns ruhig mehr an ihm stoßen, dass
wir auch „Anstoß nehmen“,
weil wir uns mit ihm ehrlich auseinandersetzen
dass wir immer wieder auch das durch und durch
menschliche Leben der Jesus Familie
bedenken - dass wir uns aus diesem Leben
Geduld abschauen, Toleranz, einen langen Atem für alles, was wir selbst nicht
gleich verstehen
dass wir mit dem Blick auf Jesus Geduld und
Respekt vor allen Menschen haben, die aus dem Rahmen fallen, die nicht
angepasst sind, die ihren eigenen Weg gehen und oft anecken
bitten wir, dass vor allem auch unsere Kirche
niemanden ausgrenzt, der „anders“ ist
seit gestern ist Donald Trump der neue Präsident
der Vereinigten Staaten von Amerika, bitten wir, dass Gutes von seiner Politik
ausgehen kann
Du
guter Gott, wir danken dir, dass wir mit Jesus auf dem Weg sein dürfen – durch
alle Höhen und Tiefen, auf allen Umwegen und Irrwegen unseres Lebens: denn wir
sind gewiss: sie alle führen zu dir. amen