16.5.2015 Priscilla und Aquila Apg.18.23
In der Apostelgeschichte ist heute von einem Ehepaar die
Rede, das eine wichtige Rolle für Paulus und die ersten Christen gespielt hat. Priszilla
und Aquila. Sechsmal werden sie in der Bibel erwähnt und immer zusammen
genannt. Dreimal wird Aquila, der Mann zuerst und dreimal die Frau, Priszilla zuerst erwähnt. Trotz der lateinischen Namen
sind sie Juden, die aber wegen ihres Christus Glauben aus Rom vertrieben worden
sind und nun in Korinth leben. Von Beruf sind beide Zeltmacher, ebenso wie Paulus.
Die beiden Eheleute waren schon gläubig, ehe sie Paulus treffen – ihr Haus ist
offen für viele Gläubige, so auch für den jungen Mann Apollos, von dem in der
Lesung die Rede ist. Das Besondere an dieser Stelle: hier wird deutlich, dass
die christliche Urkirche eine Kirche in den Häusern der Menschen war, hier kam
man zusammen um zu beten und um gemeinsam Mahl zu halten, in Erinnerung an
Jesus. Ekklesia heißt diese Art von Versammlung auf griechisch … die
Hauskirchen waren der ursprüngliche Begegnungsort der Christen.
Bitten wir auch
heute: komm heiliger Geist
Dass auch
unsere Wohnungen, unsere Familien und Gemeinschaften offene Orte der Begegnung sind
– komm heiliger Geist
Dass wir immer Jesus in unserer Mitte wissen, auch
wenn wir uns nicht in einer Kirche versammeln
Dass Jesus zu unserem Alltag gehört und keine Sonntagsangelegenheit
ist
Dass wir unkompliziert von dem sprechen, was unsere Freude am
Glauben ist
Dass wir keine leeren Rituale leben, weil es „Pflicht“
ist, sondern dass wir mit unserem Leben und unserer ganzen Liebe dahinter
stehen
dass wir nicht hängen bleiben an
alten Bildern und Geschichten, sondern dass wir auch immer in Gemeinschaft mit
anderen UNSEREN GOTT suchen, dass unser Glaube eine „Liebesgeschichte“ ist und
kein Pflichtvertrag
lass uns aber auch an den beiden Eheleuten erkennen, wie selbstverständlich Frauen eine wichtige Rolle in der ersten Kirche spielten und dass es damals noch keine Zweiteilung der Christen in Priester und Laien gab, so dass wir auch heute unseren je eigenen Missionsauftrag im Namen Jesu leben
lass uns aber auch an den beiden Eheleuten erkennen, wie selbstverständlich Frauen eine wichtige Rolle in der ersten Kirche spielten und dass es damals noch keine Zweiteilung der Christen in Priester und Laien gab, so dass wir auch heute unseren je eigenen Missionsauftrag im Namen Jesu leben
Du guter Gott, mache auch unsere Wohnungen und Häuser zu Orten,
wo du ganz bei uns bist – damit du unser ganzes Lebens durchdringst mit deinem
heiligen Geist, auf den wir warten und um den wir dich bitten, im Namen Jesu Amen
PRISCILLA UND
AQUILA
aus einer Auslegung von Papst Benedikt
......
4.
Aquila und Priscilla sind lateinische Namen, doch der
Mann und die Frau, die diese Namen tragen, waren jüdischer Herkunft. Zumindest
Aquila kam geographisch gesehen aus der nordanatolischen Diaspora am Schwarzen
Meer – in der heutigen Türkei –, während Priscilla, deren Name sich manchmal in
seiner Kurzform Priska findet, wahrscheinlich eine aus Rom stammende Jüdin war
(vgl. Apg 18, 2). Sie waren jedenfalls aus Rom nach Korinth gekommen, wo Paulus
ihnen zu Beginn der fünfziger Jahre begegnete; dort hat er sich ihnen
angeschlossen, da sie, wie Lukas berichtet, das gleiche Handwerk ausübten – sie
waren Hersteller von Zelten oder Planen für den häuslichen Gebrauch – und er
wurde sogar in ihrem Haus aufgenommen (vgl. Apg 18, 3). Der Grund für die
Umsiedlung nach Korinth war die Entscheidung von Kaiser Claudius gewesen, die
in Rom wohnenden Juden aus der Stadt auszuweisen. Der römische
Geschichtsschreiber Sueton berichtet uns über dieses Geschehen der Vertreibung
der Juden, sie hätten „aufgrund eines gewissen Chrestos Unruhe gestiftet“ (vgl.
„Das Leben der römischen Kaiser“, Claudius, 25). Man sieht, dass er den Namen
nicht genau kannte – statt Christus schreibt er „Chrestos“ – und nur eine
äußerst undeutliche Vorstellung von dem hatte, was vorgefallen war.
5.
In jedem Fall gab es innerhalb der jüdischen Gemeinde
Unstimmigkeiten über die Frage, ob Jesus der Christus sei. Und diese Probleme
waren für den Kaiser der Grund, einfach alle Juden aus Rom auszuweisen. Daraus
lässt sich schließen, dass die beiden Eheleute den christlichen Glauben bereits
in den vierziger Jahren in Rom angenommen hatten und jetzt in Paulus jemanden
gefunden hatten, der nicht nur diesen Glauben mit ihnen teilte – dass Jesus der
Christus ist –, sondern der auch ein vom auferstandenen Herrn persönlich
berufener Apostel war. Daher kommt es zur ersten Begegnung in Korinth, wo sie
ihn in ihrem Haus aufnehmen und gemeinsam mit ihm Zelte herstellen.
6.
In einem zweiten Moment sind sie dann nach Ephesus in
Kleinasien gezogen. Dort haben sie eine entscheidende Rolle dabei gespielt, die
christliche Ausbildung des alexandrinischen Juden Apollos zu vervollständigen,
von dem wir am vergangenen Mittwoch gesprochen haben. Da er den christlichen
Glauben nur oberflächlich kannte, hörten Priscilla und Aquila ihn, „nahmen ihn
zu sich und legten ihm den Weg Gottes noch genauer dar“ (Apg 18, 26). Als der
Apostel Paulus in Ephesus seinen ersten Brief an die Korinther geschrieben hat,
erwähnt er neben den eigenen Grüßen ausdrücklich auch die Grüße von „Aquila und
Priska und ihrer Hausgemeinde“ (16, 19). Daher wissen wir von der äußerst
wichtigen Rolle, die dieses Ehepaar im Bereich der Urkirche gespielt hat: die
Rolle nämlich, in ihrem Haus die Gruppe der ortsansässigen Christen zu
empfangen, wenn sie sich versammelten, um das Wort Gottes zu hören und die
Eucharistie zu feiern. Gerade diese Art von Versammlung heißt auf griechisch
„ekklesia“– das lateinische Wort ist „ecclesia“ –, was Versammlung oder
Volksversammlung bedeutet.
7.
Im Haus von Aquila und Priscilla also versammelt sich
die Kirche, die Versammlung Christi, die hier ihre heiligen Geheimnisse feiert.
Und so können wir sehen, wie die Realität der Kirche in den Häusern der
Gläubigen entsteht. So hatten die Christen bis etwa zum dritten Jahrhundert
keine eigenen Orte für den Gottesdienst: als solche wurden zunächst die
jüdischen Synagogen benutzt, bis zu dem Zeitpunkt, an dem sich die
ursprüngliche Symbiose zwischen dem Alten und dem Neuen Testament aufgelöst hat
und die Gemeinden der Heiden gezwungen waren, sich eine eigene Identität zu
geben, die immer noch tief im Alten Testament verwurzelt war. Nach diesem
„Bruch“ versammeln sie sich dann in den Häusern der Christen, die so „Ekklesia
– Kirche“ werden. Im dritten Jahrhundert schließlich entstehen richtige und
eigene Gebäude für den christlichen Gottesdienst. Aber hier, in der ersten
Hälfte des ersten Jahrhunderts und im zweiten Jahrhundert, werden die Häuser
der Christen wahrhaftig „Kirche“. Wie ich gesagt habe, liest man dort gemeinsam
die Heilige Schrift und feiert die Eucharistie. So geschah es zum Beispiel in
Korinth, wo Paulus einen gewissen Gaius erwähnt, „der mich und die ganze
Gemeinde gastlich aufgenommen hat“ (Röm 16, 23) oder in Laodizea, wo sich die
Gemeinde im Haus einer gewissen Nympha versammelte (vgl. Kol 4, 15) oder in
Kolossä, wo die Versammlung im Haus eines gewissen Archippus stattfand (vgl.
Phlm 2).
8.
Als Aquila und Priscilla in der Folge nach Rom
zurückgekehrt waren, übten sie auch in der Hauptstadt des Kaiserreichs weiterhin
diese äußerst wertvolle Aufgabe aus. So schickt Paulus in seinem Schreiben an
die Römer folgenden besonderen Gruß: „Grüßt Priska und Aquila, meine
Mitarbeiter in Christus Jesus, die für mich ihr eigenes Leben aufs Spiel
gesetzt haben; nicht allein ich, sondern alle Gemeinden der Heiden sind ihnen
dankbar. Grüßt auch die Gemeinde, die sich in ihrem Haus versammelt“ (Röm 16,
3–5). Welch außergewöhnliches Lob für die beiden Eheleute in diesen Worten
steckt! Und niemand geringerer als der Apostel Paulus spricht es aus. Er
erkennt in ihnen ausdrücklich zwei wahre und wichtige Mitarbeiter seines
Apostolats. Die Bezugnahme auf die Tatsache, dass sie das Leben für ihn aufs
Spiel gesetzt haben, ist vermutlich mit einem Eingreifen zu seinen Gunsten bei
einer seiner Gefangenschaften – möglicherweise in Ephesus (vgl. Apg 19, 23; 1
Kor 15, 32; 2 Kor 1, 8–9) – in Verbindung zu setzen. Und dass Paulus mit der
eigenen Dankbarkeit die Dankbarkeit aller Gemeinden der Heiden verknüpft,
lässt, selbst wenn man berücksichtigt, dass der Ausdruck vielleicht ein wenig
übertrieben war, die große Reichweite ihres Handlungsbereiches und auf jeden
Fall ihren Einfluss zugunsten des Evangeliums erahnen.
9.
Die spätere hagiographische Überlieferung hat Priscilla
eine ganz besondere Bedeutung zugeschrieben, auch wenn weiterhin das Problem
der Gleichsetzung mit einer anderen Priscilla, der Märtyrerin, besteht. In
jedem Fall haben wir hier in Rom sowohl eine Kirche auf dem Aventin, die der
heiligen Priska geweiht ist, als auch die Priscilla-Katakomben in der Via
Salaria. Auf diese Weise lebt das Andenken an eine Frau weiter, die sicher
tatkräftig und von großer Bedeutung für die Geschichte des römischen
Christentums war. Eines ist gewiss: Auch wir müssen, gemeinsam mit jenen ersten
Kirchen, von denen der heilige Paulus spricht, dankbar sein, da unserer
Generation das Christentum dank des Glaubens und des apostolischen Einsatzes
der gläubigen Laienchristen, der Familien, der Eheleute, wie Priscilla und
Aquila, überliefert worden ist. Es konnte nicht nur dank der Apostel wachsen,
die es verkündigt haben. Um unter den Menschen Wurzeln zu schlagen, um sich
lebendig entwickeln zu können, war der Einsatz dieser Familien, dieser
Eheleute, dieser christlichen Gemeinden, der gläubigen Laienchristen notwendig,
die den „Humus“ für das Wachstum des Glaubens geliefert haben.
10. Die
Kirche ist immer auf diese Weise gewachsen. Vor allem dieses Paar zeigt, wie
wichtig das Wirken der christlichen Eheleute ist. Wenn sie vom Glauben und von
einer tiefen Spiritualität getragen werden, wird ihr beherzter Einsatz für die
Kirche und in der Kirche selbstverständlich. Die tägliche Gemeinschaft ihres
Lebens setzt sich in der Annahme einer gemeinsamen Verantwortung zugunsten des
mystischen Leibes der Kirche fort und wird dadurch in gewisser Weise
sublimiert, auch wenn es sich nur um einen kleinen Teil davon handelt. So war
es in der ersten Generation und so wird es auch in Zukunft häufig sein.
11. Wir
können eine weitere, nicht zu vernachlässigende Lehre aus ihrem Beispiel
ziehen: jedes Haus kann sich in eine kleine Kirche verwandeln. Nicht nur in dem
Sinne, dass darin die bezeichnende christliche Liebe herrscht, die aus
Altruismus und gegenseitiger Fürsorge besteht, sondern mehr noch in dem Sinne,
dass das gesamte Familienleben auf der Grundlage des Glaubens dazu aufgerufen
ist, die einzige Herrschaft Jesu Christi in seinen Mittelpunkt zu stellen.
Nicht zufällig vergleicht Paulus im Brief an die Epheser die eheliche Beziehung
mit der bräutlichen Gemeinschaft, die zwischen Christus und seiner Kirche
besteht (vgl. Eph 5, 25–33). Wir könnten sogar annehmen, dass der Apostel auf
indirekte Weise das Leben der ganzen Kirche dem Leben der Familie
nachempfindet. Und in Wirklichkeit ist die Kirche die Familie Gottes. Wir
wollen Aquila und Priscilla daher als Vorbildern für ein Eheleben Ehre
erweisen, das sich verantwortlich im Dienst der ganzen christlichen
Gemeinschaft einsetzt. Und in ihnen das Vorbild der Kirche, der Familie Gottes,
für alle Zeiten finden.