ermordet 24.März 1980
seliggesprochen 23.Mai 2015
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Als Óscar Romero 1977 als Bischof das Erzbistum San Salvador übernahm, galt er als weltfremder und konservativer Priester. Den Machthabern des Landes galt er als ungefährlich, während die christlichen Verteter der Befreiungstheologie bereits verfolgt wurden. Verfolgt, weil sie mutig für die Rechte der Armen und gegen deren Ausbeutung auftaten. Draußen, auf den Straßen El Salvadors, bahnte sich schon der Bürgerkrieg an; drinnen, in der Kirche, schien dem neuen Erzbischof noch alles ruhig. Zunächst wies Romero seine Priestersogar noch an, sozialkritisches Engagement zu unterlassen. Doch bald merkte Oscar Romero: Beten allein hilft nicht in einem Land, in dem Arme systematisch erniedrigt und Geistliche, die an der Seite der Geschundenen stehen, systematisch umgebracht werden. Romero kritisierte die Besitzenden als soziale Sünder, er verlas Listen von Verschwundenen und Ermordeten. Er bezog seine Inspiration nicht aus der Mao-Bibel, sondern aus dem Evangelium. Den Regierenden wurde der Erzbischof, der Bischof der Armen, zur Bedrohung. Am 24. März 1980 traf Oscar Romero die Kugel eines Scharfschützen während eines Gottesdienstes.
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Wer sich auf die Seite der Armen stellt, riskiert sein Leben.Jahrelang hat die offizielle Kirche gegenüber den ausbeuterischen und verbrecherischen Militärdiktaturen in Lateinamerika geschwiegen
Schon 1990 begann der Prozess der Seligsprechung für Romero, wurde aber mehrfach unterbrochen, weil der Erzbischof konservativen katholischen Kreisen immer noch als Vertreter der abgelehnten sozialkritischen Befreiungstheologie galt. Im Vatikan wurde Romero offen vorgeworfen, von der Linken vereinnahmt worden zu sein.
Erst der aus Argentinien stammende Papst Franziskus, der Romero hoch
verehrt, setzte das Verfahren unmittelbar nach seiner Ernennung zum
Kirchenoberhaupt im Jahr 2013 wieder in Gang.
Papst Franziskus hat den Armen eine unüberhörbar laute Stimme gegeben.Der Platz der Kirche ist an der Seite der Armen.
Wie sagte Oscar Romero
"Wir in der Kirche waren jahrelang dafür verantwortlich, dass viele Menschen die Kirche als eine Verbündete der Mächtigen in Wirtschaft und Politik gesehen haben, die mithin dazu beigetragen hat, dass diese Unrechtsgesellschaft, in der wir leben, entstehen konnte."
Weitere Zitate:
"Da sich die Kirche für reale, nicht fiktive Arme einsetzt, da sie für wirklich Ausgebeutete und Unterdrückte eintritt, lebt sie in einer politischen Welt und verwirklicht sich als Kirche auch im politischen Bereich. Und wenn sie sich – wie Jesus – den Armen zuwendet, dann hat sie auch gar keine andere Wahl!« 2.Februar 1980
»Transzendenz bedeutet nicht: zum Himmel schauen, an das ewige Leben denken und über die Probleme der Erde hinweggehen. Vielmehr handelt es sich um eine Transzendenz, die dem menschlichen Herzen gilt. Sie bedeutet, sich auf das Kind, auf den Armen, auf den in Lumpen Gekleideten, auf den Kranken einzulassen, in die Elendshütten und Häuser zu gehen und mit ihnen allen zu teilen. Transzendenz bedeutet, aus der Mitte des Elends selbst diese Lage zu überschreiten, den Menschen zu erheben, ihn voranzubringen und ihm zu sagen: Du bist kein Abfall. Du gehörst nicht an den Rand. Das Gegenteil ist der Fall: Du hast eine große, große Bedeutung.«
(23. September 1979)
»Die politische Dimension des Glaubens bedeutet nichts anderes als
die Antwort der Kirche auf die reale politische Herausforderung der
Welt, in der sie existiert. Was wir wiederentdeckt haben, ist, dass
diese Herausforderung von primärer Bedeutung für unseren Glauben ist und
dass sich die Kirche ihrem Auftrag nicht entziehen kann. Dabei
betrachtet sie sich selbst nicht als politische Institution, die mit
anderen Institutionen konkurriert oder eigene politische Mechanismen
besitzt. Noch viel weniger sucht sie die politische Führung zu
übernehmen. Es geht um etwas viel Tieferes: darum, die Verpflichtung des
Evangeliums einzulösen; es geht um eine echte Option für die Armen, um
die Inkarnation in ihre Welt, um die Verkündigung der Frohbotschaft und
darum, den Armen Hoffnung zu geben, sie zur Freiheit zu ermutigen, ihre
Rechte zu verteidigen und ihr Leben (Schicksal) zu teilen. Diese Option
der Kirche für die Armen erklärt die politische Dimension des Glaubens
in ihrem Fundament und in ihren Konturen. 2.Febuar 1980
»Jeder Berufene ist ein Akteur der Veränderung in jenem Teil der Welt,
in dem die Sünde auf dem Thron sitzt. Es geht um den Kampf für das Reich
Gottes. Für diesen Kampf brauchen wir keine Panzer oder
Maschinengewehre, keine Schwerter oder Karabiner. (...) Wir werden
unsere Rechte mit fester Überzeugung, aber auch mit einer weiten Liebe
im Herzen verteidigen. (...) Wir kämpfen unseren Kampf mit Gitarren und
Liedern der Kirche. Denn auf diese Weise streben wir die Bekehrung der
Sünder an: Wir säen in den Herzen und verändern die Welt. (...) Das ist die ›Rache‹ der Christen. Wir wollen, dass auch die sich bekehren, die uns schlagen.« 21.1.1979